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Indonesiens neues Infrastrukturprogramm

Internationale Beschaffungsmärkte
Indonesiens neues Infrastrukturprogramm

Indonesiens neues Infrastrukturprogramm
Laut Indonesia Investment Coordinating Board werden innerhalb von fünf Jahren rund 412 Mrd. Euro in Infrastruktur investiert werden. Die indonesische Republik hat das hochgesteckte Ziel bis 2025 ein Industrieland zu werden. Im Bild: Die Fertigstellung des Mass Rapid Transit (MRT) ist bis zum Jahr 2019 geplant. (Bild: Ruff/vibizmedia)
Mit dem neuen Präsidenten Joko Widodo findet das südostasiatische Land nach der Asienkrise 1997/98 endlich den Weg zu mehr Ausbau und Wachstum zurück. Gewaltige Summen in Milliardenhöhe werden in die Infrastruktur investiert. Die Republik Indonesien sieht sich bereits als Industrieland in 2025. Der deutsche Expressdienstleister DHL hat große Wachstumspläne in der größten Volkswirtschaft Südostasiens.

Jahrelange Unterinvestitionen sowie Bürokratie und Korruption haben in Indonesien eine mangelnde und marode Infrastruktur geschaffen. Dazu kommt die spezielle Geographie des Landes mit 17 508 Inseln, die den Transport von Gütern in abgelegene Landesteile schwierig macht. Daher liegen die Logistikkosten laut Weltbank bei sagenhaften 27 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Weitere Geißeln sind eine langsame Zollabfertigung und die niedrige Arbeitsproduktivität. Trotzdem kehren jetzt langsam auch deutsche Unternehmen nach dem Exodus während der Asienkrise 1997/98 wieder in die Republik zurück. Das Land ist insbesondere für Automobilhersteller und -zulieferer, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Möbelindustrie sowie die Bergbau und Bauwirtschaft interessant. Die Weltbank prognostiziert für 2016 5,11 Prozent, für 2017 5,29 Prozent und für 2018 5,53 Prozent Zuwachs des BIP. Die indonesische Wirtschaft basiert auf einem riesigen Binnenmarkt und hat daher auch die Finanzkrise in 2008/09 relativ gut überstanden. Indonesiens Ausfuhren bestehen überwiegend aus Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas, Gold, Bauxit, Nickel, Zinn und Kupfer. Java, auf der auch die Hauptstadt Jakarta mit 10 Mio. Einwohnern liegt, ist die bevölkerungsreichste Insel und das Hauptproduktionszentrum des Landes.

Aufnahme in die Riege der Industrieländer
Die Ausgaben für Infrastruktur fielen stark nach der Asienkrise 97/98 und blieben bis vor kurzem weit unter dem notwendigen Maß. Allerdings hat die indonesische Regierung nun einen National Medium-Term Development Plan für den Zeitraum 2015 bis 2019 aufgestellt. Laut dem Indonesia Investment Coordinating Board beinhaltet der Plan den Bau eines Elektrizitätswerks mit 42 Gw, 1000  km an Mautstraßen, 3258 km an Eisenbahnstrecke, 15 neue Flughäfen, 24 neue Seehäfen, sieben Sonderwirtschaftszonen und zehn Sonderwirtschaftszonen für Tourismus sowie 16 Gewerbegebiete. Laut des Plans müssen innerhalb der fünf Jahre 460 Mrd. USD (412 Mrd. Euro) in Infrastruktur investiert werden, um sieben Prozent Wirtschaftswachstum zu erzielen. An den Projekten sollen ebenfalls Privatunternehmen beteiligt werden. Gemäß Bloomberg gehören zu den Projekten u. a. das Trans-Java-Mautnetzwerk, eine Hochgeschwindigkeitsbahn von Jakarta nach Bandung und eine Schienenverbindung zwischen Jakarta und Surabaya, die durch japanische Investoren gebaut wird. Die indonesische Republik hat das hochgesteckte Ziel bis 2025 ein Industrieland zu werden, das sie im Masterplan for Acceleration and Expansion of Indonesia‘s Economic Development (MP3EI) festschreibt. Dabei fokussiert sie auf drei Hauptbereiche:
  • 1. Schaffung zunehmend wertschöpfender Produktion und steigern der Produktivität des Distributionsnetzwerkes,
  • 2.  Steigern der Produktivität bzw. Wettbewerbsfähigkeit in der Produktion und Verbesserung des Marketings, Stärken der nationalen Wirtschaft,
  • 3. Stärken des innovativen Bereichs und der globalen Wettbewerbsfähigkeit.
Das Land liegt beim Logistics Performance Index der Weltbank (2014) auf Platz 53 hinter Vietnam (48) und Mexiko (50). Bei der Infrastruktur rangiert es auf Platz 56. Bei den internationalen Versendungen erreicht es nur den 74. Platz von insgesamt 160 Ländern. Der indonesische Präsident Joko Widodo plant bis 2019 24 Seehäfen zu entwickeln und will laut der britischen Portstrategy dafür den chinesischen Hafen Tianjin zum Vorbild nehmen. Gemäß Widodo eignet sich der Hafen Tianjin, da er bereits mit einem Entwicklungsplan für die nächsten 50 bis 100 Jahre ausgestattet ist. Die Stadt Tianjin kann durch unterstützende Industrien, den Hafen, ein Elektrizitätswerk, Transport- und andere Einrichtungen sehr schnell wachsen. „Dieses Modell wollen wir in Indonesien anwenden“, sagte er. Der Entwurf des neuen Hafenmasterplans (HMP, März 2012) stammt aus der Feder der Indonesia Infrastructure Initiative (IndII), ein durch die australische Regierung gefördertes Projekt, das das Wirtschaftswachstum in Indonesien durch verbesserte Infrastruktur und Investitionen fördern soll. Der Plan gilt für einen Zeitraum von 20 Jahren und kann alle fünf Jahre abgeändert werden. Er wurde in enger Zusammenarbeit mit den indonesischen Ministerien und Experten erstellt. Insgesamt sollen bis 2025 laut Masterplan 90 Häfen neu- und ausgebaut beziehungsweise modernisiert werden. Gleichzeitig hat der staatliche Hafenbetreiber Indonesia Port Company (IPC) ein ehrgeiziges Programm zur Entwicklung von 35 landesweiten neuen Häfen innerhalb von vier Jahren aufgestellt. Der Fokus liegt auf der Reduzierung von Logistikkosten und die Förderung der Wirtschaft außerhalb der Hauptinsel Javas.
Der Ausbau des Hafensystems wird durch die Entwicklung des Hafens New Priok (Kalibaru port) angeführt. Der neue Hafen soll nach drei Bauphasen in 2023 13 Mio. TEU Kapazität besitzen. Durch den Ausbau von New Priok will Indonesien insbesondere seine Abhängigkeit vom Transhipment in Singapur verringern. Die erste Phase wurde im Juli 2015 eingeweiht. In 2023 wird der Großraum Jakarta dann rund 20 Mio. TEU Boxenkapazität besitzen. Im letzten Jahr wurde mit dem Ausbau der Häfen Batu Ampar Port (Batam), Dumai Port (Riau), Belawan (Medan), Kuala Tanjung (Nord-Sumatra) und Malahayati Port in Aceh Besar begonnen. Dabei soll in Kuala Tanjung ein neuer internationaler Tiefsee-Hubhafen (15 m Wassertiefe) für Westindonesien entstehen.
Straßenausbauprogramm hilft Expansion
Indonesien ist mit fast 250 Mio. Einwohnern der fünftbevölkerungsreichste Staat der Welt. Das Land ist alleine für 33 Prozent des gesamten BIP der ASEAN-Region verantwortlich und rangiert gleichzeitig gemessen am BIP auf Platz 16 aller Länder weltweit. Innerhalb der ASEAN-Region besitzt es das längste Straßennetzwerk. Die Nationalstraßen befinden sich generell in einem guten Zustand, gleichzeitig gilt dies für viele Provinz- und Kommunalsstraßen nicht. Dadurch wird der Transport auf dem gesamten Straßennetzwerk in Mitleidenschaft gezogen. Bisher gibt es zu wenige Schnellstraßen (Mautstraßen) und zu viele Staus im urbanen Raum. Weiterhin existiert kaum multimodaler Transport, daher steht der Ausbau des multimodalen Transports als auch die Entwicklung eines nationalen Logistiksystems vorne an. Insgesamt sollen laut der Generaldirektion für Nationalstraßen und Autobahnen des Ministeriums für öffentliche Arbeiten und Wohnungsbau 1000 km Schnellstraßen und 2650 km Nationalstraßen gebaut werden und 470 170 km an Nationalstraßen instandgehalten werden. Als Rückrad für das logistische System will die Regierung weitere 203 km Mautstraße für die Trans-Sumatra-Schnellstraße und 575,73 km für die Trans-Java-Schnellstraße bis 2019 fertigstellen. Weiterhin ist geplant, die Verbindungsstraßen zu Flug- und Seehäfen zu verbessern. Laut des Vorstandsvorsitzenden der DPDHL Frank Appel will das Unternehmen in Indonesien von den Ausbauplänen der Regierung profitieren. „In Indonesien wollen wir sehr aggressiv wachsen und bis Ende 2016 50 Mio. USD (45 Mio. Euro) im Land investieren.“ In Indonesien besitzt der Paketriese bereits 60 Prozent Marktanteil. DHL begrüßt den Masterplan for Acceleration and Expansion of Indonesia’s Economic Development der Regierung, durch den bis 2025 348 Mrd. USD (310 Mrd. Euro) in den Ausbau der Infrastruktur fließen sollen.

Indonesien

Aktuelle Wirtschaftstrends

Das rohstoffreiche Indonesien leidet unter den niedrigen Weltmarktpreisen für Brennstoffe und Metalle. 2015 schrumpften die Exporte zum vierten Mal in Folge. Trotzdem wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um real 4,8 %. Das Land lebt von seinem riesigen Inlandsmarkt. So hat es über 250 Mio. Einwohner, die zu den konsumfreudigsten Asiens gehören und eine hohe Zuversicht haben. Das lässt sich von den Investoren nicht sagen. Sie hielten sich 2015 zurück. Quelle: Germany Trade & Invest

Dirk Ruppik, Journalist
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