Die Auswirkungen der Digitalisierung im Kontext geopolitischer Risiken diskutierten 120 Einkaufsexperten auf dem Jahresevent des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ). Der Gastredner em. o. Univ.-Prof. DDDr. Waldemar Hummer (Universität Innsbruck, Institut für Europa- und Völkerrecht) zeichnete ein bedrohliches Szenario angesichts der Auswirkungen von Migration und neuen Grenzen. Österreichs Bundesregierung habe das Land in einen „desaströsen Zustand“ geführt. Die europäische Politik gefährde gesellschaftliche Werte durch „nicht ordnungsgemäße Aufklärung der Bevölkerung“. Die Anwendung „falscher Rechtsgrundlagen“ hinsichtlich Schengen- und Dublin-Abkommen sowie der Genfer Flüchtlingskonvention führe zu Entsolidarisierung. Wenn sich jeder Flüchtling sein Land und jedes Land eigene Rechtsgrundlage aussuche, sei die europäischen Bewegung an Ende, so Hummer.
Dr. Christian Haring (BMÖ-Präsident, Director Global Supply Chain Management, AVL List GmbH) verwies auf die stark gestiegenen Anforderungen an Einkauf und Logistik: „Uns beschäftigen die unsichere politische Lage und hohe Lohnnebenkosten. Auch weltweite Exportbeschränkungen, Verbotslisten und Sanktionen wirken als externe Risikofaktoren auf globale Lieferketten ein.“ Der Einkäufer agiere an sensiblen Schlüsselstellen; er habe die schwierige Aufgabe, das Unternehmen agil zu halten und neue Geschäftsmodelle im Kontext der Digitalisierung zu begleiten.
Dkfm. Heinz Pechek, geschäftsführender Vorstand des BMÖ und Leiter der BMÖ-Akademie, verwies in seiner Eröffnungsrede auf die drei großen Herausforderungen des Einkaufs in der global vernetzten Welt: Big Data in den Unternehmen und in der Lieferkette, gleichzeitig deutlich gestiegene Risiken durch die globale Entwicklung und der Migrationsströme in allen Stufen der Wertschöpfungs- und Lieferkette sowie die sich dramatisch schnell ändernden Technologien, die ein zusätzliches Risiko im Lieferantenmanagement bedeuteten.
Vermehrte globale Investitionsanreize und den Ausbau des Breitbandnetzes in Österreich für beschleunigte Prozesse und Cyper-Sicherheit forderte Isabella Meran-Waldstein (Stellvertretende Bereichsleiterin Innovation & Technologie, Industriellenvereinigung Wien). Europa habe noch nicht wieder das Produktionsniveau wie vor der Finanzkrise erreicht; Digitalisierung biete ein ‚window of opportunity‘.
„Ohne Einkauf 4.0 ist Industrie 4.0 nicht realisierbar“, sagte Dr.-Ing. Silvius Grobosch (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik; BME, Frankfurt).
Der BMÖ vergab während des Einkaufsforums den „Austrian Supply Excellence & Einkauf 4.0 Award 2016“ an A1 Telekom Austria AG, voestalpine AG, Magna Steyr Fahrzeugtechnik und Zumtobel Group AG für herausragende Beschaffungs- und Logistiklösungen.
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