Experten erwarten in den nächsten Monaten lediglich moderat wachsende Rohstoffpreise. Dafür sorgt allein schon die stockende Nachfrage in China. „Bei Rohstoffen waren in den vergangenen Wochen auf breiter Front moderate Preisnachlässe zu beobachten“, schreibt Volkmar Klein, Bereichsleiter des BME-Benchmark-Services, in seinem Editorial für die aktuelle Ausgabe des BME-Preisspiegels Rohstoffe 3/2017. Deshalb stelle sich aufseiten der Einkäufer die Frage, wie weit die Preiskorrektur laufen werde. Zwecks Klärung dieser Frage gehe der aktuelle BME-Preisspiegel auf die derzeit vorhandene aktuelle Wirtschaftslage in den für die Rohstoffmärkte relevanten Volkswirtschaften ein. Im Anschluss daran werde die börsentechnische Situation der einzelnen Rohstoffe und Währungen dargestellt, um die Frage zu klären, welche Kursbereiche ein unter Risikomanagementgesichtspunkten günstiges Einstiegsniveau für Eindeckungskäufe bieten.
„Die monetär getriebenen Preisfantasien bei Rohstoffen scheinen an Grenzen zu stoßen. Vor allem auf die Impulse aus China kann nicht mehr so sehr gezählt werden wie in den Jahren 2015/16“, so Helaba-Chefvolkswirtin Dr. Gertraud Traud in ihrem Editorial für die aktuelle Ausgabe des BME-Preisspiegels Rohstoffe.
Die Führung in Peking müsse inzwischen nicht mehr nur eine spürbare Wachstumsberuhigung, sondern auf der anderen Seite auch eine Vernichtung von Vermögen der inzwischen relativ großen Mittelschicht befürchten. Sie bewege sich damit vor dem Parteikongress im Herbst auf sehr schmalem Grat. Auswüchse im Finanzsystem zu bekämpfen heiße im Reich der Mitte auch immer, die Impulse für den Immobilien- und den Rohstoffsektor zu begrenzen.
Gleichzeitig werde die Geldpolitik in den USA weniger locker, wenngleich die fiskalischen Impulse vorerst bei Weitem nicht das an den Rohstoffmärkten erhoffte Ausmaß erreichen.
Bedeutende Rohstoffabnehmer wie der Automobil- und Immobiliensektor scheinen zudem nach Trauds Ansicht vorläufig den Zenit in wichtigen Ländern überschritten zu haben. Die Wachstumsimpulse avisierter öffentlicher Investitionen in die Infrastruktur könnten zwar kurzfristig etwa bei bestimmten Primärmetallen für leichten Rückenwind sorgen. Sie dürften aber keine durchschlagende Wirkung haben.
Im Übrigen scheine das Wirtschaftswachstum angesichts der disruptiven Kräfte der Digitalisierung auch immer weniger rohstoffintensiv zu sein. Die Reaktionen von der Angebotsseite bleiben andererseits relativ überschaubar. Traud: „So scheitern OPEC & Friends offensichtlich vorerst an der Marktbereinigung.“ Halte der Preisdruck an, sei aber wohl bald eine Situation erreicht, in der Schützenhilfe von US-Produzenten beim Lagerabbau möglich werde. „Die Notierungen dürften sich nicht nur bei Mineralprodukten in absehbarer Zeit in relativ engen Bahnen im Bereich des ermäßigten Niveaus des zweiten Quartals 2017 bewegen“, so Traud abschließend.