Das Ringen um den schwedischen Bremsenspezialisten Haldex hat sich zu Gunsten von Knorr-Bremse gedreht. Die ZF Friedrichshafen AG hat am 5. Oktober das vom Haldex-Board empfohlene Barangebot an die Aktionäre von Haldex zur Übernahme des gesamten Aktienkapitals zurückgezogen. Das Angebot war am 16. September 2016 auf SEK 120 je Aktie erhöht worden.
Die Annahmefrist für das Angebot endete am 3. Oktober 2016. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 4 238 980 Haldex-Aktien angedient. Dies entspricht 9,59 Prozent des gesamten Aktienkapitals von Haldex. Der Vollzug des Angebots unterlag einer Annahmeschwelle von 50 Prozent plus einer Aktie zum Ablauf der Annahmefirst, inklusive des bestehenden Aktienanteils von ZF. Da diese Bedingung nicht erfüllt wurde, hat sich ZF dazu entschieden, das Angebot nicht weiter zu verfolgen.
ZF nimmt zur Kenntnis, dass die Aktionäre von Haldex sich dazu entschieden haben, das empfohlene Angebot nicht anzunehmen. Das Ziel von ZF, am weiteren Erfolg von Haldex beteiligt zu sein, bleibt unberührt. Mit einem Anteil von 21,67 Prozent des gesamten Aktien- und Stimmrechtskapitals ist ZF aktuell der größte Aktionär von Haldex.
Dr. Stefan Sommer, CEO der ZF Friedrichshafen AG, sagte: „Wir stehen jetzt für konstruktive Gespräche mit den anderen Aktionären von Haldex über die weitere Entwicklung des Unternehmens zur Verfügung.“
Sommer fügte hinzu: „Wir bleiben unserer Strategie 2025 treu und investieren weiterhin in die Erweiterung des vielfältigen Produktportfolios von ZF, um die Megatrends der Zukunft mitgestalten zu können. Dabei hängen wir aber nicht von einzelnen Transaktionen ab.“
Damit hat der Münchener Konkurrent Knorr-Bremse hat im Bieterwettstreit um den schwedischen Bremsenspezialisten den Bieterwettstreit wohl gewonnen.
Haldex fertigt Lkw-Bremsen, die bei selbstfahrenden Lkw ein denkendes Gesamtbremssystem über Zugmaschine und Anhänger hinweg benötigen. ZF, der drittgrößte deutsche Kfz-Zulieferer (29 Milliarden Euro Jahresumsatz, 135 000 Beschäftigte) wäre neu in das Segment eingestiegen, während Knorr-Bremse (knapp neun Milliarden Euro Umsatz, 24 000 Beschäftigte) bereits als Weltmarktführer bei Lkw-Bremsen gilt. Aber das beschriebene Gesamtsystem haben auch die Münchner noch nicht. Mit Haldex sieht das anders aus.
Allerdings dürfte nun bei den Kartellwächtern die Alarmglocken klingen: Der Weltmarktführer übernimmt einen technologisch führenden Konkurrenten, der eine halben Milliarde Euro Jahresumsatz erreicht. Für einen solchen Fall hat Knorr-Bremse angekündigt, dass man ich also notfalls von Geschäften trennen würde, um Haldex kaufen zu dürfen. ZF hatte bereits alle Kartellfreigaben für eine Haldex-Übernahme gesichert. Das ist nun gegenstandslos geworden. sas
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