Die russische Konjunktur lahmt, der schwache Rubel verteuert die Einfuhren. Die Importe aus Deutschland gingen um 20 Prozent zurück und werden 2015 um über ein Drittel einbrechen. Die Lage für deutsche Unternehmen ist schwierig.
„Das ist die blanke Katastrophe“, sagt ein deutscher Banker. „Wenn das so weitergeht, muss ich meine Firma schließen“, prognostiziert ein Dienstleister. „Ausländische Fachkräfte entlasse ich zum Jahreswechsel“, kündigt ein Maschinenbauer an. Deutsche Unternehmer in Russland sehen schwarz und greifen teilweise zu drastischen Maßnahmen. Denn es ist klar: Auch 2015 wird ein schweres Jahr für die meisten von ihnen. Wahrscheinlich schlimmer als 2014. Der Rubelkurs ist Mitte Dezember 2014 binnen weniger Tage stark eingebrochen. Am 18.12.14 war der Rubel nur noch halb so viel wert wie vor einem Jahr. Das zersetzt jeden Businessplan auf Eurobasis. Ob Elektroartikel, Messgeräte für die Industrie, Kompressoren, Autos oder Luxusartikel – teilweise gingen die Importprodukte in Russland durch die drastische Rubelabwertung unter Gestehungspreisen über den Ladentisch. Die Einzelhändler konnten ihre Preise gar nicht so schnell angleichen wie der Rubelkurs eine Woche vor Weihnachten abstürzte. Etliche Händler sperrten sogar ihre Läden zu und verkauften lieber gar nichts mehr.
Das trübt die Stimmung beim deutschen Anlagenbauer Dürr in Russland. „Wir erhalten nur noch kleine Aufträge, die großen Projekte liegen alle auf Eis“, sagt Geschäftsführer Michael Broese. Seine Antwort: Kosten senken und sich stärker auf Service und Wartung konzentrieren. „Wir müssen diversifizieren und neue Marktfelder erschließen.“ Auch die Personalstruktur und Gehälter stehen auf dem Prüfstand. „Am Konsolidieren führt kein Weg vorbei“, sagt der erfahrene Russlandexperte. Seine Strategie gegen den Rubeleinbruch – hedgen. Denn seinen Kunden könne er nur noch Rubelverträge anbieten. Broeses größte Hoffnung ist, dass einige Firmen die Gunst der Stunde nutzen und vielleicht doch investieren. Denn die lokalen Kosten werden sinken und gerade jetzt wird Russland jeden Investor mit offenen Armen empfangen. ag
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