Anzeige
Dr. Kerstin Oppel ist Preisträgerin des „BME Wissenschaftspreis 2003“ (Kategorie „Dissertation“). Ihr Konzept „Nutzung, Gestaltung und Auswirkungen elektronischer B2B- Marktplätze für die Beschaffung im Krankenhaus“ stellen wir Ihnen im Folgenden vor.
Elektronische B2B-Marktplätze stellen ein neues Instrument zur Unterstützung der Beschaffung in Unternehmen dar. Sie sind Informationssysteme, die mehrere Lieferanten und Geschäftskunden zusammenbringen und den Transaktionsprozess unterstützen. Die Nutzer erwarten von diesen Marktplätzen eine höhere Markttransparenz und eine günstigere Abwicklung von Transaktionen. Mit zunehmendem Kostendruck wenden sich viele Krankenhäuser der Rationalisierung der Beschaffung zu und beschäftigen sich daher mit der möglichen Nutzung elektronischer B2B-Marktplätze.
Viele der in den vergangenen zwei Jahren eröffneten elektronischen B2B-Marktplätze konnten sich nicht halten. Die Ursachen sind u.a. mangelnde Abstimmung des Marktplatzangebotes auf die Situation der Nutzer und mangelnde Akzeptanz bei Einkäufern und Lieferanten. Vor diesem Hintergrund sind drei Fragen für Krankenhäuser, ihre Lieferanten und Marktplatzbetreiber von Interesse, die 115 deutschen Krankenhäusern gestellt wurden:
In welcher Beschaffungssituation ist die Nutzung eines elektronischen B2B-Marktplatzes sinnvoll und welche Leistungen werden von dem Marktplatz erwartet?
In der Studie zeigt sich, dass Krankenhäuser elektronische B2B-Marktplätze zur Informationsbeschaffung bzw. zur Abwicklung von Transaktionen einsetzen. Bei der Informationsbeschaffung wird ein solcher Marktplatz für komplexe Produkte mit wenig Erfahrungseigenschaften genutzt. Dafür gibt es auf dem Markt viele Anbieter. Die internen Auswahlmöglichkeiten sind dabei jedoch beschränkt. Zur Transaktionsabwicklung eignen sich dagegen eher weniger komplexe Produkte mit Erfahrungseigenschaften.
Welche krankenhausspezifischen Faktoren erhöhen die Akzeptanz von elektronischen B2B-Marktplätzen?
Es zeigen sich Unterschiede zwischen kleinen und großen Krankenhäusern. In kleinen Häusern (weniger als 350 Betten) sind die Kompetenz der Einkaufsabteilung und die Internetnutzung gute Indikatoren für die Nutzung eines elektronischen B2B-Marktplatzes. In großen Häusern sprechen dagegen die Ergebnisverantwortung einzelner Abteilungen und die Zielsetzung, mit Lieferanten elektronisch Daten auszutauschen, für die Nutzung.
Welche Auswirkungen hat die Nutzung elektronischer B2B-Marktplätze auf bestehende Lieferantenbeziehungen des Krankenhauses?
Die Untersuchung hat ergeben, dass sich die Nutzung eines elektronischen B2B-Marktplatzes zu Informationszwecken kaum auf die Lieferantenbeziehung auswirkt. Die Nutzung zur Transaktionsabwicklung führt dagegen nach Erwartung der Krankenhäuser zu einer Intensivierung der Lieferantenbeziehung. Dies drückt sich in verstärkter Kommunikation und Kooperation sowie in der Zielsetzung aus, mit dem entsprechenden Lieferanten langfristig zusammenzuarbeiten.
Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich Handlungsempfehlungen für Krankenhäuser ableiten, die die Auswahl eines geeigneten Marktplatzes und die Schaffung der hausinternen Voraussetzungen für die Nutzung eines elektronischen B2B-Marktplatzes betreffen. Marktplatzbetreiber erfahren, welche Leistungen sie Krankenhäusern anbieten müssen und wie sie potenzielle Nutzer identifizieren können. Lieferanten erfahren, dass die Nutzung eines Marktplatzes zur Intensivierung der Kundenbeziehung eingesetzt werden kann. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund zu betrachten, dass elektronische B2B-Marktplätze zum Zeitpunkt der Untersuchung nur von wenigen Krankenhäusern genutzt wurden.
Der „BME Wissenschaftspreis“ wird gefördert von Accenture.
Weitere Infos:
Dr. Kerstin Oppel, E-Mail: kerstin_oppel@mckinsey.com
Teilen: