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BME/Oliver-Wyman-Umfrage unter europäischen Einkaufschefs

Diversität
BME/Oliver-Wyman-Umfrage unter europäischen Einkaufschefs

BME/Oliver-Wyman-Umfrage unter europäischen Einkaufschefs
Women in Procurement: Aktuelle Umfrage von Oliver Wyman und BME. (Bild: Getty Images/Oliver Wyman)

Mehr Diversität im Einkauf führt zu zusätzlichen Einsparungen, erhöht die Effektivität und steigert die Innovationskraft. Das ergab eine europaweite Befragung von rund 200 Chief Procurement Officern (CPOs) durch die Strategieberatung Oliver Wyman in Zusammenarbeit mit dem BME.

Vier Prozent sparen deutsche Unternehmen derzeit im Durchschnitt pro Jahr im Einkauf. Das klingt vertraut. Weniger vertraut dürfte die Tatsache sein, dass die Einsparung dort am größten ist, wo der Anteil männlicher und weiblicher Beschäftigten weitgehend ausgeglichen ist. Den zentralen Umfrage-Ergebnissen zufolge reduzieren Unternehmen mit einem Frauenanteil von weniger als 20 Prozent ihre Kosten im Einkauf nur um gut drei Prozent pro Jahr. Bei diversen Teams mit einer Frauenquote von 40 bis 50 Prozent summieren sich die Einsparungen dagegen im Durchschnitt auf 5,7 Prozent pro Jahr. Auch in anderen europäischen Ländern schneiden Unternehmen mit einem ausgeglichenen Verhältnis von Männern und Frauen im Einkauf gut ab. „Ein Meilenstein“ ist dieses Ergebnis nach Überzeugung von Finja Carolin Kütz, Deutschlandchefin von Oliver Wyman. „Unsere Befragung zeigt, dass sich Diversität rechnet.“

In welchem Ausmaß sich die Kombination männlicher und weiblicher Stärken im Einkauf auszahlt, unterstreicht ein weiteres Umfrageergebnis. Zwei Drittel der Befragten in Deutschland erklärten, dass ein wachsender Frauenanteil in ihrem Unternehmen die Effektivität ihres Einkaufs erhöht und die Innovationskraft gesteigert habe. In anderen europäischen Ländern ist die Zustimmungsrate sogar noch höher. „Die Ergebnisse sind ermutigend. Top-Manager erkennen die Vorteile des Einsatzes von Diversität im Einkauf und werden daher alles daran setzen, den Anteil weiter auszubauen“, betont Dr. Silvius Grobosch, Mitglied des geschäftsführenden BME-Bundesvorstandes. Mit 37 Prozent liegt der Anteil weiblicher Beschäftigter im Einkauf in Deutschland derzeit acht Prozentpunkte unter den nationalen Durchschnittswerten. Noch größer ist die Lücke im Management. Lediglich 14 Prozent der Managementpositionen sind mit Frauen besetzt; europaweit sind es immerhin gut 30 Prozent. Gemäß der Umfrage dürfte sich dieser Anteil jedoch bald vergrößern. Denn die CPOs erwarten, dass Faktoren wie Kollaboration, Kreativität und Empathie künftig für den Erfolg im Einkauf eine größere Rolle spielen als bislang – und all diese Eigenschaften sehen sie laut den Umfrageergebnissen als besondere Stärke von Frauen.

Inwieweit Frauen mit Nachteilen auf dem Karrierepfad zu kämpfen haben, ist in Deutschland hoch umstritten. Während laut Untersuchung in anderen Ländern ca. 30 Prozent aller Frauen wie Männer sagen, dass Frauen mit Nachteilen zu kämpfen haben, ist in Deutschland die Meinung sehr geteilt – nach Geschlecht. Nur rund 25 Prozent aller Männer sehen Frauen benachteiligt, aber von den Frauen sehen knapp über 60 Prozent eine Benachteiligung. Laut Kütz ist das ein deutliches Indiz dafür, dass das Thema in Deutschland bisher nicht mit der gebotenen Sachlichkeit und Transparenz diskutiert wird. Sie ist überzeugt: „Wenn Unternehmen ihre weiblichen Talente auf dem Weg in Führungsrollen halten wollen, müssen sie die Sorgen der Frauen verstehen. Sie müssen mit Hilfe von Daten und Fakten einen Dialog mit ihrer Belegschaft führen, wie Chancengleichheit sichergestellt werden kann. Nur wenn die Männer mit auf den Weg genommen werden, werden die Unternehmen das Ziel einer ausgewogeneren Geschlechterdiversität in Führungsrollen erreichen.“

Auch vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum erste Unternehmen die Diversität mit zahlreichen Initiativen fördern. Besonders hohe Bedeutung haben der Umfrage zufolge flexible Arbeitszeiten sowie eine entsprechende Unternehmenskultur. Bei letztgenanntem liegen die deutschen Arbeitgeber vorn. Mehr als die Hälfte der befragten europäischen Unternehmen verfügt mittlerweile über entoring-Programme; in Deutschland sind es gerade einmal 29 Prozent. Ähnlich groß ist die Diskrepanz bei der verpflichtenden Berücksichtigung zumindest einer Kandidatin bei Beförderungen. In den Kinderschuhen steckt bei den meisten deutschen Unternehmen darüber hinaus der Aufbau eines Kenn-zahlensystems, um Fortschritte bei der Diversität zu messen. Europaweit kommunizieren bereits 31 Prozent der Unternehmen entsprechende Ziele; bei 23 Prozent fließen sie sogar in die Vergütung des Managements ein. In Deutschland nur bei 4 Prozent.

Rainer Münch, Partner und Einkaufsexperte bei Oliver Wyman, empfiehlt eine intensive Auseinandersetzung mit den Vorreiterunternehmen. „Es gilt der alte Grundsatz: Was man nicht messen kann, kann man nicht steuern.“ Seiner Überzeugung nach sind moderne Kennzahlensysteme ein Schlüssel für weitere Fortschritte bei der Diversität. Denn theoretisch habe sich zwar nahezu jedes Unternehmen dem Gedanken der Gleichberechtigung verschrieben, in der Praxis hapere es aber noch an vielen Stellen. Die Folge: Frauen beklagten sich in der Umfrage beispielsweise gerade in Deutschland, dass ihre Geschlechtsgenossinen weniger oft befördert würden und ihnen bestimmte Führungskreise verschlossen blieben. Insbesondere das Management müsse Diversität aktiver leben, als Vorbild fungieren und gezielt Initiativen fördern, die direkt auf die Verbesserung der Diversität ausgerichtet sind. Münch: „Diversität muss man leben – Tag für Tag.“ Zugleich gehe es darum, noch bestehende Vorurteile zu überwinden und die individuellen Stärken besser zu fördern „Die Umfrage beweist: Gemeinsam können Frauen und Männer im Einkauf – aber auch darüber hinaus – erheblich bessere Ergebnisse erzielen“, ergänzt Kütz.

Weitere Infos:

Frank.roesch@bme.de

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