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Corporate Social Responsibility in der internationalen Lieferkette

Nachhaltige Beschaffung
Corporate Social Responsibility in der internationalen Lieferkette

Viele Beispiele haben gezeigt, dass Unternehmen die Einhaltung von allgemeinen CSR-Standards innerhalb der Lieferkette überwachen müssen. Diese wichtige Aufgabe liegt in der Verantwortung des Lieferantenmanagements und des Einkaufs.

CSR steht für „Corporate Social Responsibility“ und zielt auf ein nachhaltiges Wirtschaften innerhalb der Lieferkette. Negativbeispiele aus der Textilindustrie zeigen, dass das Thema CSR in der Lieferkette eine Kernaufgabe des Lieferantenmanagements sein muss. Ist dies nicht der Fall, können Verstöße und Versäumnisse, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, zu immensen Imageschäden und finanziellen Einbußen führen. In einigen Fällen wurden Manager und Firmen gerichtlich belangt, in anderen Fällen sind Verkaufszahlen nach Negativschlagzeilen drastisch eingebrochen. Auch von Entschädigungszahlungen eines Unternehmens an Angehörige von Lieferanten und Unterlieferanten wurde berichtet, da die Lieferanten mutmaßlich Sicherheitsstandards nicht eingehalten haben und es zu einer Katastrophe mit zahlreichen Verletzten und Toten gekommen ist.

Es gibt ein einfaches Konzept für die Übertragung von CSR-Gesichtspunkten auf die Lieferkette. Dabei lauten die zwei immer wieder gestellten Fragen:
  • 1. Was muss CSR beinhalten?
  • 2. Wie kann ich die Übertragung von CSR-Aspekten auf die Lieferkette sicherstellen und nachhaltig gewährleisten?
Was bedeutet CSR? Die erste Frage lässt sich relativ leicht beantworten. CSR in Unternehmen umfasst alle Aspekte, die aus Sicht des Kunden aus sozial- und gesellschaftspolitischen Gründen für seine Kaufentscheidung nachhaltig von Bedeutung sind. CSR-Richtlinien lassen sich in Muss-Kriterien und Kann-Kriterien einteilen.
Die Muss-Kriterien müssen in jedem Fall auf die Lieferkette angewendet werden, bei den Kann-Kriterien ist dies Abhängigkeit von der Wichtigkeit der Ziele für Unternehmen und für die Kundenzufriedenheit von Bedeutung. Die Mehrzahl von Unternehmen stellt in diesem Kontext Aspekte wie Gesetzeskonformität, Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Umweltschutz, Antidiskriminierung von Religionsgruppen, Geschlechtern oder Minderheiten und Einhaltung von allgemeinen Sicherheitsstandards in den Vordergrund. Daneben kann es noch weitere Aspekte geben, wenn das Unternehmen diese Aspekte für eine nachhaltige Beschaffung als wichtig ansieht, z.B. Tierschutz oder die faire Behandlung von Unterlieferanten für Kaffeebohnen (Fair Trade). Kann-Kriterien können je nach Land und Kulturhintergrund (z.B. China, Japan) anders gesehen werden. Wogegen in Deutschland Walfang als gesellschaftspolitisch geächtet wird, ist es in Japan normal, Wale zu jagen und Walfischfleisch zu essen. Insbesondere bei Lieferantenketten aus Schwellen- und Entwicklungsländern sind die ersten Punkte von großer Bedeutung. Als Best-Practice-Beispiele lassen sich Firmen wie Panasonic, Toyota, Porsche oder Bombardier anführen, die eine Vereinbarung (Corporate Social Responsibility Agreement) mit allen Lieferanten abschließen. Bombardier verwendet den Begriff „Code of Conduct“ und schließt diese Vereinbarung vor jeder Vertragsanbahnung. Panasonic nennt seine Vereinbarung „CSR-Agreement“, was so viel wie CSR-Vereinbarung bedeutet. Daneben haben diverse Unternehmen eine Sozialcharta, die auf den unterschiedlichen Internetseiten zu finden sind.
Wie übertrage ich CSR auf meine Lieferanten? Auf die Frage nach „Wie kann ich die Übertragung von CSR-Aspekten auf die Lieferkette sicherstellen und nachhaltig gewährleisten“ gilt eine einfache Regel: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die nebenstehende Abbildung zeigt vier einfache Schritte, die jede Firma berücksichtigen sollte, sobald in Schwellen- oder Entwicklungsländern beschafft wird. Auch bei Beschaffung in entwickelten Ländern sollten diese Aspekte berücksichtigt werden.
Der erste Schritt beinhaltet die Vereinbarung einer CSR-Vereinbarung, unterzeichnet vom Präsidenten oder einem Vorstand des Lieferanten. Die bewusste Wahl eines Top-Managers führt zu einer Prioritätsaufwertung dieser Vereinbarung und damit zu einem höheren Bewusstsein in dem zu beschaffenden Unternehmen. Schritt zwei beinhaltet die Selbstauskunft des Lieferanten anhand einer CSR-Checkliste.
Beispiele sind mittlerweile im Internet verfügbar und können sehr einfach adaptiert werden. Nach den ersten beiden Schritten muss spätesten zu dem Zeitpunkt der Vertragsanbahnung ein CSR-Audit vor Ort erfolgen. Audits können auch durch externe Experten durchgeführt werden.
Das internationale Einkaufsbüro von Bombardier in Shanghai übernimmt diese Aufgaben als Dienstleister für Kunden, die kein Einkaufsbüro in China haben, und das Büro als internationalen Sourcing-Dienstleister beauftragen. Das erfolgreiche Bestehen sollte Bestandteil der Gesamtfreigabe eines Produktes sein. Neben dem ersten Audit ist es wichtig innerhalb der Serienfertigung (mindestens jährlich) sicherzustellen, dass die Zulieferer weiterhin nachhaltig arbeiten. Alle Audits sollten von beiden Seiten dokumentiert und mit einem Aktionsplan versehen werden. Handlungsbedarfe sollten nach ihrer Wertigkeit in einem geeigneten Zeitrahmen umgesetzt werden, insbesondere bei sicherheitsrelevanten Aspekten, die Gesundheit oder Leben bedrohen, muss sofort gehandelt werden.
Viele Unternehmen wie Panasonic, Porsche oder Bombardier prämieren Lieferanten mit einem CSR-Preis auf Lieferantentagen für innovative oder umweltfreundliche (grüne) Beschaffung. Abschließend lässt sich beobachten, dass alle namhaften Unternehmen sich zur Nachhaltigkeit und Einhaltung von sozialen Standards bekennen. Unternehmen verpflichten sich, meist in einer Sozialcharta beschrieben, über die gesamte Wertschöpfungskette soziale und ökologische Mindeststandards sicherzustellen. Ferner werden Lieferanten innerhalb der Lieferkette ebenso verpflichtet, diese Standards auf Ihre Unterlieferanten auszurollen. Zahlreiche Unternehmen haben eine umfassende Strategie zur nachhaltigen Beschaffung eingeführt, die neben anderen Aspekten folgende Punkte beinhaltet:
  • Einhaltung von Menschenrechten
  • Erfüllung der Umweltrichtlinien
  • Sicherstellung der Chancengleichheit
  • Einhaltung von Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Gewährung des Rechts auf gewerkschaftliche Vereinigung.
Neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen sind die ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhundert ein wesentlicher Aspekt zur Schaffung der Kundenzufriedenheit. Im Einklang mit der Harmonisierung der Märkte passen sich die Gesetze, rechtlichen Vorschriften und Normen sich diesem Trend an. Ebenso lässt sich beobachten, dass ehemalige Schwellenländer wie China sich der Verantwortung eines nachhaltigen Handels bewusst sind und durch Gesetze und Richtlinien Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wirtschaften und Handeln schaffen. Andere Länder wie Indien oder die Philippinen dagegen befinden sich hier noch in der Lernphase.
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