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Berufsbekleidung: Das Spiel mit Farbe und Wirkung

Berufsbekleidung
Das Spiel mit Farbe und Wirkung

Früher war mehr Blau? Stimmt. Nicht umsonst stand der „Blaumann“ lange im Fokus der Berufsbekleidung. Doch heute zeigen immer mehr Farben Image und Individualität der Betriebe. Was ist angesagt? Und wie wirkt es auf den Kunden? Ein Gespräch mit Maren Wüstefeld, Bekleidungsingenieurin beim Konfektionär Fristads Kansas, sowie Anja Scherbel-Erlinghagen, regionale Verkaufsleiterin beim textilen Mietdienstleister DBL – Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH.

Beschaffung aktuell: Kurzer Blick zurück – wann eroberte der „Blaumann“ eigentlich die Arbeitswelt und wo steht er jetzt?

Maren Wüstefeld: In den 60er-Jahren wurde Arbeitsbekleidung verstärkt in der Farbe Royalblau entdeckt. Denn, anders beispielsweise als Marine, ist diese eine sehr unempfindliche Farbe, die Schmutz und Staub unauffällig absorbiert. Praktisches Argument für die Arbeitswelt. Damit wurde ein Klassiker geschaffen, den man auch heute noch trägt. Mit dem man allerdings keine Trends mehr setzt.

Beschaffung aktuell: Welche Farben spielten und spielen daneben eine Rolle?

Anja Scherbel-Erlinghagen: Neben dem sehr verbreiteten Royalblau sind die mit spezifischen Gewerken verbundenen Farben dominant. Wie etwa der „grüne“ Gärtner, der „beige“ Schreiner, der „rote“ oder auch „graue“ Elektriker oder natürlich der Maler in Weiß. Eben branchenspezifische Farben mit hohem Wiedererkennungswert. Doch als textiler Mietdienstleister merken wir, dass sich viele moderne Betriebe heute deutlich freier von solch einer Kategorisierung einkleiden möchten. Und bei ihrer Workwear dann Farben wählen, die das eigene CI unterstreichen oder die sie optisch mehr ansprechen.

Beschaffung aktuell: Welche Farben sind da gerade im Trend?

Scherbel-Erlinghagen: Gebrochene Farben wie etwa Melangetöne werden aktuell gerne geordert. Hier wird das klassische Royalblau beispielsweise durch ein Jeansblau oder ein Grau-Blau ersetzt. Alles ebenfalls Töne, die schmutzunempfindlich sind, eine starke Schmutzabsorption bieten. Das A und O gerade im Handwerk, schließlich geht man dort mit Staub und Spänen um. Hier gibt es heute aber ein erweitertes Farbspektrum, das diesen Ansprüchen gerecht wird – und dem Auge auch mal andere Farbtöne bietet. So etwa auch beim klassischen Gärtner-Grün, das heute gerne durch Armeegrün oder durch Khakitöne ersetzt wird.

Wüstefeld: Ja, man geht nicht komplett weg von der Imagefarbe, aber man spielt damit und mischt auch schon mal verschiedene Töne miteinander. Grün in allen Varianten sehe ich aktuell als eine der Trendfarben – übrigens auch gewerkübergreifend. Berufskleidung ist heute tatsächlich weniger traditionell geprägt, sondern wird deutlich moderner, nähert sich eben der Mode an. Ohne natürlich berufsspezifische Features zu vernachlässigen. So werden beispielsweise von Konfektionären wie Fristads Kansas oft vier verschiedene Blau -oder Grüntöne miteinander kombiniert, dazu einzelne Partien betont oder auch das Nähgarn der Tonigkeit angepasst. Auch Accessoires wie Knöpfe, Reißverschlüsse oder Zipperpuller werden heute farblich gestaltet – bislang hat man das bei Berufskleidung nicht getan. Aber es wird auch hier optisch immer detailverliebter, dabei werden echte Hingucker geboten.

Beschaffung aktuell: Wie kann ich denn mit Optik und Farbe der Berufskleidung mein Image optimal unterstützen?

Scherbel-Erlinghagen: Als textiler Mietdienstleister, der auch persönlich und individuell vor Ort berät, sehen wir uns immer auch den Betrieb an, schauen welche Menschen dort arbeiten und an welchen Orten sie eingesetzt werden. Es ist natürlich ein Unterschied, ob es ein rein Inhouse-arbeitender Betrieb ist, etwa eine kleine Schlosserei. Oder aber ein großes Autohaus mit viel Kundenkontakt. So kommt es bei dem einen Betrieb darauf an, dass die Mitarbeiter sich einfach komfortabel in ihrer Kleidung fühlen und sich gegen Staub und Dreck schützen. Bei Farben sind hier etwa Khaki und Beige gut geeignet, um handwerkliche Leistungen rüberzubringen. Habe ich hingegen viel Kundenkontakt und bin beratend tätig, ist ein Dunkelblau ratsam. Es geht für die Betriebe ja immer auch darum, ihre Kunden da abzuholen, wo diese die Kompetenz erwarten.

Beschaffung aktuell: Farben haben also psychologische Momente?

Wüstefeld: Unbedingt! Bleiben wir beim Beispiel Dunkelblau. Diese Farbe hat immer die kompetenteste Ausstrahlung und Wahrnehmung beim Kunden. Nicht von ungefähr sind die Uniformen von Piloten oder die Jacketts leitender Mitarbeiter häufig dunkelblau, da sie seriös wirken, Würde und Kompetenz ausstrahlen. Grau hingegen wird mit handwerklichem Geschick verbunden, ist eine Farbe, die zupackend, begabt, patent wirkt. Man denke an den obligatorischen grauen Hausmeisterkittel. Auch mit Braun, Beige, Khaki wird hohe handwerkliche Kompetenz verbunden. Ebenso steht Beige für das Handwerk, wirkt bodenständig, naturverbunden, griffig. Wohingegen Rot eher eine Farbe des Auffallens ist und weniger eine der Kompetenz. Aber als Signalfarbe für entsprechende Aufmerksamkeit sorgt.

Beschaffung aktuell: Was geht bei Farbe in der Berufsmode gar nicht?

Wüstefeld: Heute geht fast alles, viele Betriebe passen die Kleidung schließlich auch dem individuellen CI an. Dennoch – Lila und auch Bordeaux sind im Workwearbereich als Farbe schwierig und eher ein No-Go. Hier sind klar coolere und kernigere Farben angesagt. Und das bleibt wohl auch so.

Beschaffung aktuell: Auf Messen tragen die Mitarbeiter an vielen Ständen einheitliche Kleidung. Lässt sich im White-Collar-Bereich auch ein Trend zu einheitlicher Kleidung feststellen?

Scherbel-Erlinghagen: Anzug, Krawatte, weißes Hemd – auch das lässt sich einheitlich für das Team beschaffen, um den Teamcharakter zu stärken, nach außen als eine Mannschaft erkennbar zu sein. Und ja, auch gibt es den Trend Beschaffung, Logistik und Pflege der Kleidung in externe Hände zu geben. Grund für die DBL seit einigen Jahren, hochwertige Businesskleidung im Mietsortiment anzubieten. Also Hosen, Anzugjacken, Blazer, Röcke und Westen mit verschiedenen Schnitten. Oft veredeln wir diese dann mit dem firmeneigenen Logo des Kunden, beispielsweise mit Brustemblemen auf den Jacken oder – sehr beliebt – dezenten Einstickungen auf Kragen von Blusen und Hemden.

Beschaffung aktuell: Wie wird der Trend organisiert? Worauf ist hier zu achten?

Scherbel-Erlinghagen: Hier unterscheidet sich das Prozedere unserer Mietdienstleistung bei White-Collar respektive Businesskleidung nicht von anderer Mietberufskleidung. Wir beraten persönlich vor Ort, klären Ansprüche, machen Anproben mit den Mitarbeitern, kleiden sie ein und übernehmen für die hochwertige Businesskleidung die fachgerechte Pflege inklusive Hol- und Bringdienst. Wichtig ist immer, dass die Mitarbeiter sich wohl in der Kleidung fühlen. Deshalb sollte auf eine Vielfalt der Kollektionsteile geachtet werden und auch ein Probetragen sollte zum Service gehören. Das bieten wir selbstverständlich an.

Beschaffung aktuell: Der Bereich IT ist kleidungsmäßig eher unkonventionell. Gibt es auch für diesen Bereich Möglichkeiten eine CI-gerechte Arbeitsbekleidung einzuführen? Oder würden Sie in diesem Bereich eher von Arbeitskleidung abraten?

Scherbel-Erlinghagen: Natürlich gibt es hier Möglichkeiten. Auch in der IT-Branche legen viele Unternehmer und Mitarbeiter Wert auf einen gepflegten Auftritt. Da macht es Sinn, das Team so einzukleiden, dass das Erscheinungsbild überzeugt und der Wiedererkennungswert gegeben ist. Das funktioniert mit lässigen Basics, wie die DBL sie im Mietservice anbietet und die der oft eher lässigen Kleidungsweise der IT-Mitarbeiter entgegenkommen dürfte. Etwa mit farbstarken T-Shirts, Poloshirts oder Sweatshirts. Oder, etwas schicker, mit Hemden oder Blusen. Diese Basics in Firmenfarbe und mit Logo oder Emblem veredelt, schaffen schon – auch in Kombination mit Jeans – einen CI-gerechten Auftritt. Das gilt auch für im Mietservice angebotene Funktionstextilien wie Softshell- oder Fleecejacken, die wir fachgerecht mit Firmenlogos veredeln. Das wirkt professionell, ist im Mietservice dauerhaft gepflegt – und die Mitarbeiter müssen dennoch nicht auf Kleidung mit Freizeitcharakter verzichten.


Die Damen

Anja Scherbel-Erlinghagen und Maren Wüstefeld

Anja Scherbel-
Erlinghagen, Verkaufsleiterin beim DBL-Vertragswerk Textilservice Stangelmayer GmbH.

Maren Wüstefeld, Ingenieurin für Bekleidungstechnik, weiß, worauf es bei Berufsmode ankommt.



 

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