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Der Einkauf kann und muss sich stärker einbringen

BME-Studie „Industrie 4.0: Wie verändern sich die IT-Syteme in Einkauf und SCM?“
Der Einkauf kann und muss sich stärker einbringen

Die sich durch den Einsatz von Industrie 4.0 ergebenden technologischen Veränderungen werden sowohl von Global Playern als auch KMU hoch bewertet. Das betrifft vor allem den verstärkten IT-Einsatz in Planung und Steuerung sowie die Automatisierung der Produktionsprozesse. Mit einer Schwächung der Rollen von Einkauf und Supply Chain Management (SCM) ist aufgrund dieser Entwicklung jedoch nicht zu rechnen. Das hat die neue Studie „Industrie 4.0: Wie verändern sich die IT-Systeme in Einkauf und SCM?“ ergeben; die von BME, Universität Würzburg (Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky), HTWK Leipzig (Prof. Dr. Holger Müller) und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) durchgeführt wurde. An der aktuellen Befragung nahmen zwischen November 2015 und Februar 2016 insgesamt 168 Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungsgewerbe, Handel und öffentlichen Institutionen teil. Die jüngste Studie löst die bisherige Umfrage „Elektronische Beschaffung: Stand der Nutzung und Trends“ ab. „Vielen Unternehmen fehlt noch eine konkrete Industrie-4.0-Strategie. Das wurde auch in der aktuellen Umfrage deutlich“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des BME in Frankfurt. Deshalb werde der BME dieses wichtige Thema noch stärker in seinem Veranstaltungsprogramm und Fachpublikationen berücksichtigen. Feldmann: „Die meisten der von uns befragten Unternehmen erhoffen sich durch den Einsatz von Industrie 4.0 eine Erhöhung der Produktivität und Effizienz ihrer Produktionssysteme. Die Beteiligung des Einkaufs an der dafür zu erarbeitenden Strategie hält sich zurzeit noch in Grenzen. Dabei sollte doch klar sein, dass die Digitalisierung der Wirtschaft ohne Einkauf und SCM in Deutschland nicht stattfinden wird.“

„Über Industrie 4.0 wird viel geredet und geschrieben – ein echter Hype. In der Breite wissen die Unternehmen aber bisher nicht, wie sie daraus Profit generieren und was für Lösungen sie entwickeln sollen; auch wenn es einige Best Practice-Unternehmen gibt“, sagte Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Inhaber des Lehrstuhls für BWL und Industriebetriebslehre an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Bei den meisten fehle es an den technischen Basislösungen im SCM, um in die Welt des Internets der Dinge erfolgreich einzutauchen. Der Stand des Risikomanagements in der Supply Chain sei insgesamt gesehen in höchstem Maße bedenklich.
„Die jüngste Studie hat erneut gezeigt, dass zwischen den Unternehmen in Deutschland große Unterschiede hinsichtlich des Einsatzes moderner IT-Tools im Bereich SCM bestehen. Somit hat sich ein erst kleinerer Teil von ihnen das technische Rüstzeug für weitergehende Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0 verschafft“, fasste Prof. Dr. Holger Müller, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, eines der zentralen Umfrageergebnisse zusammen.
Auszug aus den Studienergebnissen: Elektronische Unterstützung entlang der Supply Chain (SC): Der elektronische Datenaustausch entlang der SC wird von rund 83 Prozent der Befragten als hoch relevant beurteilt, wobei größere Unternehmen mit knapp 91 Prozent dies stärker so sehen als KMU (80 Prozent). Damit ist die E-Supply Chain von hoher praktischer Bedeutung. Der elektronische Austausch erfolgt bisher primär mit Lieferanten (92 Prozent) und mit großem Abstand mit logistischen Dienstleistern (LDL) (51 Prozent), mit Zollbehörden (41 Prozent) sowie mit Finanzinstituten (40 Prozent). Beim Austausch mit Lieferanten liegen Konzerne mit 96 Prozent leicht vor KMU (90 Prozent); bei LDL (54 Prozent zu 46 Prozent) und Zollbehörden (45 Prozent zu 33 Prozent) weisen die KMU höhere Werte als die Großunternehmen auf.
Elektronische Unterstützung des Supply Chain Risk Managements: Externe Informationssysteme für das Risikomanagement werden kaum mit den eigenen Systemen integriert. In relevantem Ausmaß systematisch genutzt werden lediglich statistische Datenbanken (31 Prozent) und Pressemitteilungen (22 Prozent); die Ad-hoc-Nutzung ist für diese beiden Quellen mit 32 Prozent und 42 Prozent klar dominant. „Event“-Datenbanken (71 Prozent nicht) und spezifische Web-Communities (83 Prozent nicht) kommen bisher wenig zum Einsatz. In diesem Bereich gibt es kaum Unterschiede zwischen den Unternehmensgrößen. So überrascht es auch nicht, dass die gewonnenen Informationen nur zu 30 Prozent in einem eigenen Frühwarn- bzw. Risikomanagementsystem verdichtet werden.
Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die E-Supply Chain: Die erwarteten Änderungen durch Industrie 4.0 werden mit 18 Prozent als sehr hoch und mit 47 Prozent mit hoch bewertet. Dabei sind in den beiden Einschätzungen kaum Unterschiede zwischen Konzernen und KMU feststellbar. Starke Veränderungen werden erwartet für einen verstärkten IT-Einsatz in Planung und Steuerung, einer stärkeren Automatisierung von Prozessen und verbesserter Transparenz und Kontrolle. Eine Schwächung der Rollen von Einkauf und SCM wird aufgrund dieser Entwicklungen nicht erwartet. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Unternehmen verfügt über keine Industrie 4.0-Strategie, 38 Prozent haben eine grobe Strategie-Vorstellung und lediglich neun Prozent eine konkretisierte Strategie. Fünf Prozent geben an, eine sehr konkrete Strategie entwickelt zu haben. Insbesondere KMU liegen mit 55 Prozent ohne Strategie deutlich hinter den Großunternehmen (33 Prozent). Letztere geben zu neun Prozent an, eine sehr konkrete Strategie zu haben (KMU drei Prozent).
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