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Die Sharing Economy auf dem Vormarsch

Buchrezension
Die Sharing Economy auf dem Vormarsch

Die Sharing Economy auf dem Vormarsch
Arun Sundararajan: The Sharing Economy. The End of Employment and the Rise of Crowd-Based Capitalism. The MIT Press, Cambridge,MA 2016, 240 Seiten, 29,99 €
Die digitalen Technologien ermöglichen neue Formen der Organisation wirtschaftlicher Tätigkeit. So kann insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Kunden und Lieferanten, Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie Kapitalgebern und Kapitalverwendern – den Unternehmern – völlig neu strukturiert werden. Hierfür wurde in jüngerer Zeit treffend das Schlagwort Sharing Economy geprägt – ein Begriff, der Programm ist und der in den USA schon eine weitaus größere Bekanntheit erlangt hat als hierzulande.

Nach Einschätzung von Experten steht der Sharing Economy noch eine große Zukunft bevor. Umso wichtiger ist es, dass der New Yorker Professor Arun Sundararajan in dem vorliegenden, recht anspruchsvollen Buch den Dingen auf den Grund gegangen ist.

Die Sharing Economy ist keine Fata Morgana. Sie existiert bereits und wächst unaufhörlich: Airbnb, Lyft, Uber, Etsy sowie BlaBlaCaR aus Frankreich sind bekannte und nicht ganz unumstrittene Beispiele für die neue Organisationsform, die überhaupt nicht in die üblichen Schemata passt. Die weitere Verbreitung der Sharing Economy hat disruptive Wirkungen auf die traditionellen Wettbewerber in den Feldern des Hotelgewerbes, der Taxibetriebe und der Autoverleiher und wird deshalb von diesen mit Argusaugen verfolgt. Dennoch: Sie wird sich nicht aufhalten lassen. Nüchtern betrachtet sind die genannten Beispiele aus der realen Welt nicht mehr und nicht minder als die Vorreiter einer Entwicklung, die im Zuge der digitalen Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft rasant voranschreiten dürfte.
Arun Sundararajan befasst sich mit der Sharing Economy, die er als Crowd-Based-Capitalism bezeichnet, schon seit etlichen Jahren. Er hat seine Erfahrungen und Forschungsergebnisse in einem mit vielen Beispielen gespickten Buch zusammengefasst. Das Buch hat in Fachkreisen verdientermaßen ein ausgesprochen positives Echo gefunden.
Was sind nun die Merkmale der Sharing Economy? Es sind crowd-based „networks“ statt der Hierarchien klassischer Organisationen, fließende Übergänge zwischen Privatleben und Berufsleben, fließende Übergänge zwischen fester und zeitweiser Beschäftigung sowie fließende Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit. Diese Merkmale werden die neue Welt charakterisieren.
Mit der digitalen Technologie, insbesondere den Social Media, die die Basis für die Etablierung von Netzwerken bilden, schafft die Sharing Economy neue Märkte, die für einen im Vergleich zur Vergangenheit wesentlich intensiveren, schnelleren und unkomplizierteren Austausch von Gütern und Services sowie für eine bessere Auslastung zeitweise ungenutzter Kapazitäten sorgen.
Die Logik der Sharing Economy ist frappierend. So berichtet der Autor, dass er in Manhattan lebt und wie keineswegs unüblich, kein eigenes Auto besitzt, aber manchmal doch ein Auto benötigt. Andererseits seien die Straßen in seiner Nachbarschaft zugeparkt mit Autos. Da müsste es doch Möglichkeiten geben, dass diese Fahrzeuge von mehreren in organisierter Weise genutzt werden. Voraussetzung hierfür wäre, dass eine hinreichend große Zahl von Fahrzeugen auf einer Plattform registriert wäre und über diese temporär gegen ein adäquates Entgelt gebucht werden könnte. Genau dies machen die Geschäftsmodelle der Sharing Economy. Der Plattformbetreiber müsse dann dafür sorgen, dass alle Regeln eingehalten werden, sodass die Nutzer Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Plattform setzen können.
Das vorliegende Buch analysiert und bewertet die Sharing Economy. Es gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil werden die Ausbreitung der Digitaltechnologien und die aktuellen sozioökomischen Veränderungen (z. B. Work-Life-Balance, mehr Free Lancer) als Auslöser der Sharing Economy herausgearbeitet. Zudem wird die Bedeutung von sogenannten Peer-to-Peer-Plattformen und die entscheidende Rolle der Blockchain-Technologie für die nähere Zukunft recht ausführlich dargelegt. Im zweiten Teil, der nicht minder interessant ist, geht der Autor auf die Auswirkungen der Sharing Economy auf Wettbewerb und Konsumentenschutz sowie die Arbeitswelt ein. Seine Befunde: Die gut gemeinte, aber schlecht gemachte Regulierung der neuen Geschäftsmodelle muss neu aufgesetzt werden. Die Arbeitswelt und speziell die Arbeitsorganisation werden sich massiv verändern. (Abhängig) beschäftigt zu werden von einem Arbeitgeber, ist nur noch eine Variante, zunehmend wird es wichtiger, als Mikrounternehmer über geeignete Plattformen Beschäftigung zu suchen und zu finden.
Fazit: Das absolut lesenswerte Buch, dem man allerdings Lesezeit widmen muss, fördert interessante Erkenntnisse zutage, mit denen man sich als Bürger des digitalen Zeitalters auseinandersetzen sollte. Es bietet dem Leser Rüstzeug, das ihn in die Lage versetzt, in der neuen Wirtschaftswelt der Sharing Economy sicher zu navigieren und nicht nach dem Motto „Angst essen Seele auf“ in Schockstarre zu verfallen.

Prof. Dr. Robert Fieten, fachlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln
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