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Digitale Transformation –nicht den Anschluss verlieren

Buchrezension
Digitale Transformation –nicht den Anschluss verlieren

Digitale Transformation –nicht den Anschluss verlieren
Tim Cole: Digitale Transformation. Warum die deutsche Wirtschaft gerade die digitale Zukunft verschläf, und was jetzt getan werden muss. Vahlen, München 2015, 212 Seiten, 24,90 €
Die digitale Transformation als ein universeller Trend ist in vollem Gange. Nur haben es noch nicht alle gemerkt. Die digitale Vernetzung beschränkt sich nicht auf rein technische Veränderungen, sondern hat massive Auswirkungen auf die Organisation unseres Geschäfts- und Privatlebens. Da gibt es nur eines: die Herausforderungen und die darin liegenden Chancen offensiv aufnehmen. Der bewusst provokante Weckruf von Tim Cole, der sich als großer Popularisierer des Internets einen Namen gemacht hat, kommt gerade recht.

In seinem neuen Buch malt Tim Cole ein Menetekel an die Wand: Die deutsche Wirtschaft verschläft die digitale Zukunft. Da muss man erst einmal durchatmen. Man muss ihm nicht voll zustimmen, aber es lohnt sich in jedem Falle, sich mit seinen Thesen auseinanderzusetzen und zu prüfen, wo man selbst steht. Time Cole schlägt mit seiner Schrift einen weiten Bogen, der von dem sich im digitalen Zeitalter verändernden Kunden-Lieferanten-Verhältnis über die wichtige Rolle der Logistik, die Robotertechnik, die Bedeutung des 3-D-Drucks als revolutionierendes Fertigungsverfahren bis hin zur künftigen Arbeitswelt und -organisation reicht. Er bringt alle diese in anderen Schriften oft isoliert behandelten Facetten der neuen digitalen Welt in einen sinnvollen Zusammenhang. Mit den zahlreichen guten Beispielen und Fragen zur Selbstprüfung erhält der Leser dabei eine hervorragende Anleitung für die eigene Vorbereitung auf die digitale Transformation. Coles´ journalistische Stärke liegt in der sachlich fundierten, spannend präsentierten Darstellung der aktuellen Trends. Deren Bewertung überlässt er zu Recht dem Leser. Es kann hier nur auf einige seiner besonders markanten Kernaussagen eingegangen werden.

Die Big Four des Internetzeitalters – Apple, Google, Amazon und Facebook – sind die Spielmacher des digitalen Zeitalters. Er beschreibt diese zwar als Räuberbande, die andere vom Markt drängen (Motto der Plattformbetreiber: The winner takes it all), andererseits sieht er jedoch auch positive Seiten für die Kunden: Das viel bewunderte und kritisierte Quartett aus dem Silicon Valley ist schnell, innovativ und sui generis kundenorientiert (manchmal sogar etwas aufdringlich). Von der Art und Weise, wie die Ikonen des Internets ihre Geschäftsprozesse organisieren, können andere Branchen nur lernen und in nicht wenigen Fällen werden sie nicht umhinkönnen, mit den Big Four in der einen oder anderen Weise zu kooperieren.
Der Internethandel wird große Teile des stationären Handels ersetzen. Dies wird zunächst die Einkaufszentren am Rande unserer Städte betreffen und die Läden in den Innenstädten müssen sich einiges überlegen, um der neuen Konkurrenz Paroli zu bieten. Ob dies gelingen wird, ist, wie Cole meint, nicht ausgemacht.
Die Arbeitswelt verändert sich massiv. Cole ist der Meinung, dass die Roboter Arbeitsplätze vernichten, aber an anderer Stelle neue schaffen werden. Wie der Saldo aussehen wird, ist offen. Dennoch: Sich dem Fortschritt zu verschließen, geht nicht, wenn man im globalen Wettbewerb im Rennen bleiben will.
Nicht jede Investition in die digitalen Technologien wie Big Data, Social Media und mobile Anwendungen bringt automatisch einen hohen Return. Die digitale Transformation richtig anzugehen hat vor diesem Hintergrund weniger mit Technologie und viel mehr mit Infrastruktur, Organisationsformen sowie vor allem auch mit (nicht unbedingt vorhandenen) Führungsqualitäten zu tun. Insofern lautet eine der Grundthesen in Coles Buch:
„Digitale Transformation hat also zuallererst mit Unternehmenskultur zu tun.“ Diesen Satz kann man nur dreimal unterstreichen wohl wissend, dass die Veränderung der Unternehmenskultur kein Kinderspiel ist.
Ausgehend vom Titel des Buches ist man geneigt, die Schrift als Kassandraruf zu betrachten. Bei näherer Betrachtung ist sie jedoch der Weckruf eines Warners. Tim Cole warnt vor allem davor, dass die erfolgsverwöhnte deutsche Wirtschaft den Anschluss an die neue digitale, globalisierte Welt verliert. Gut möglich, dass viele unserer Unternehmen zu langsam bei der Umsetzung der digitalen Transformation sind. Es muss zu denken geben, dass die Topmanager bekannter Konzerne (z. B. Siemens, Bosch etc.) gerade in 2016 die Devise ausgeben, die Kultur in ihren Unternehmen verändern zu wollen, um im digitalen Zeitalter agiler und chancenorientierter zu werden.
Tim Coles gut lesbares Buch wirft die richtigen Fragen auf für alle diejenigen, die erkannt haben, dass das Tempo der digitalen Transformation unserer Wirtschaft erhöht werden muss. Weiterhin digitale Naivität zu pflegen, wäre tödlich. Die Lektüre des Buches ist anregend und lohnend. Im Blog kann man mit Tim Cole weiterdiskutieren.
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