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Edler Kombi für den Dynamiker

BMW 525d xDrive Touring
Edler Kombi für den Dynamiker

Dienstwagen-Mainstream oder Angeberkombi. Dem BMW 525d Touring mit Allradantrieb hängen viele Klischees an. Dabei ist er ein richtig gutes Auto.

Vorweg: So richtig nervt am BMW 525d xDrive Touring nur eines: die Spurverlassenswarnung. Dieses Assistenzsystem soll warnen, wenn der BMW dem Mittelstrich oder dem Straßenrand gefährlich nahe kommt. Das tut es auch – ab einer Geschwindigkeit von mehr als 70 Kilometer pro Stunde und wenn es denn aktiv ist. Leider stellt dieses Assistenzsystem viel zu oft seine Arbeit ein, da seine Kamera nur gut sichtbare weiße Fahrbahnbegrenzungen erkennt. Dieser stetige Wechsel zwischen An und Aus würde nicht unbedingt stören. Viel nerviger ist, dass das System seine erneute Arbeitsbereitschaft jedes Mal mit dem vorgegebenen Vibrieren des Lenkrads signalisiert. Das passiert meist dann, wenn der Fahrer entspannt und sicher auf seiner Fahrspur cruist und sorgt für Verwirrung.

Andere Assistenten sind eine gute Hilfe. Etwa die City-Bremsfunktion, die kreuzende Fußgänger erkennt, der Nachtsichtassistent oder der Spurwechselassistent. Auch die adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Abstandshalter arbeitet sehr wirkungsvoll, ebenso wie das ESP. Da der Testwagen mit einem Allradantrieb ausgestattet war, hatte er auch eine Bergabfahrhilfe an Bord. Sie regelt den BMW auf steilen Gefällstrecken ohne Bremsen auf konstante Schrittgeschwindigkeit ein, damit das Fahrzeug sicher unten ankommt. Einige dieser Assistenten sind bei bestimmten Wetterbedingungen oder Fahr- sowie Umgebungssituationen nur eingeschränkt funktionsfähig.
Nicht unbedingt notwendig, aber sehr angenehm sind die vier Fahrprogramme Sportplus, Sport, Komfort und Eco. Sie sind mit bestimmten Motor- und Fahrwerksparametern verbunden und machen aus dem 525d wahlweise einen Sportler, eine Reiselimousine oder ein Sparmobil. Dabei ist Sparmobil bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 6,3 Liter pro 100 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 80 km/h während des 2000 km langen Tests wirklich berechtigt – und das mit Allradantrieb. Auch Fuhrparkmanager dürften die Eco-Funktion schätzen, bietet sie doch zahlreiche Finessen, um den Verbrauch zu senken. So werden im Cockpit effiziente Fahrweisen angezeigt, die Energierückgewinnung des Generators, oder zahlreiche Verbrauchswerte. Auch eine Vorschau auf den vorausliegenden Streckenabschnitt samt Fahrempfehlungen wird angeboten, ebenso wie eine Segelfunktion, die den Motor situativ vom Getriebe abkoppelt. Situativ reagiert auch der seidenweich schaltende Achtgang-Wandlerautomat von ZF. Die gleiche Souveränität würde man sich auch vom Vierzylinder-Dieselmotor wünschen. Wer großen Wert auf Fahrkomfort legt, sollte 2700 zusätzliche Euro in die Hand nehmen und gleich den 530d mit Sechszylindermotor wählen. Alternativ könnte man auch den gleichen Vierzylindermotor mit 140 Kilowatt Leistung im 520d xDrive nehmen und dabei 4 200 Euro sparen.
Am Fahrwerk gibt es nichts zu meckern. Es reagiert straff, aber immer noch ausreichend komfortabel, selbst auf unebenem Geläuf. Für das Gelände ist es nicht wirklich gemacht, trotz des Allradantriebs. Das von BMW „X-Drive“ genannte System verfügt über eine Lamellenkupplung. Sie verteilt die Antriebskräfte zwischen Vorder- und Hinterachse stufenlos variabel und situativ angepasst. Unter normalen Fahrbedingungen wird mit einer Grundverteilung der Antriebsmomente von 40 bis 60 % zwischen Vorder- und Hinterachse gearbeitet. Im Extremfall kann der gesamte Vortrieb zu der Achse mit der besseren Traktion geleitet werden – etwa bei Schnee und Eis. Beim Rangieren hingegen wird die Kupplung total geöffnet, um Verspannungen im Antriebsstrang zu vermeiden. Zum Erkennen der Fahrsituation arbeitet das System mit dem ESP zusammen und kann so beispielsweise Unter- oder Übersteuern frühzeitig erkennen und die Antriebsmomente durch Variation der Lamellenkupplung entsprechend anpassen.
Auf der Autobahn fühlt sich der BMW am wohlsten. Dort transportiert er den Fahrer dynamisch und zugleich entspannt. Dabei wurden im Eco-Modus Verbräuche von 5,9 l realisiert. Auf kurvigen Landstraßen machen sich die etwa zwei Tonnen Lebendgewicht fahrdynamisch kaum bemerkbar, nur im Stadtverkehr tut sich das Schiff mit seinen 4,90 Meter Länge erwartungsgemäß etwas schwer.
Über den Innenraum gibt es nicht viel zu sagen. Gute Verarbeitung und hochwertige Materialien sind in dieser Klasse Standard, die reichhaltige Sicherheitsausstattung und eine beeindruckend lange Liste mit Sonderausstattungen ebenso. Zu erwähnen sind vielleicht noch die Sportsitze, die durch eine angenehme Sitzhaltung und unauffällig-effektiven Seitenhalt gefallen haben. Das Ladevolumen liegt auf (Audi A6) oder unter (Mercedes-Benz E-Klasse) dem Niveau der Premium-Wettbewerber. Allerdings weiß das Ladeabteil des BMW mit netten Details wie der separat zu öffnenden Heckscheibe und einem pfiffigen System zum Öffnen der Heckklappe zu überzeugen. Dabei muss der hinter dem BMW stehende Fahrer seinen Fuß unter dem Stoßfänger seitlich bewegen. Dort angebrachte Sensoren registrieren dies und veranlassen – sofern der Funkschlüssel ebenfalls in der Nähe ist – das automatische Öffnen der Heckklappe. Ein weiterer Seitwärtskick sorgt wieder für das automatische Schließen.
Ein starker Motor, feiner Innenraum und viele optional buchbare Goodies treiben den Grundpreis des Testwagens locker in die Gegend von 70 000 Euro. Das hört sich teuer an, bewegt sich aber im Rahmen des Premium-Business-Segments. Auch bei den Festkosten – etwa den Versicherungstarifen – unterscheiden sich BMW, Audi und Mercedes allenfalls nur in Nuancen. Das tut der Beliebtheit der Business-Boliden keinen Abbruch. Weltweit wird diese deutsche Wertarbeit geschätzt – wie die Verkaufszahlen belegen. Der BMW 525d xDrive Touring macht da keine Ausnahme.
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