Faktenorientiert

Lassen Sie uns über Fakten reden. Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der die Wahrheit oder zumindest das Streben nach Wahrheit noch etwas zählte. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, haben mich meine Eltern gelehrt. Daher rührt vielleicht mein Unbehagen bei manchen Gesprächspartnern, die zu wirklich jedem Thema ihren Senf dazugeben müssen und eine sehr dezidierte Meinung parat haben. Unter dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ kann man heutzutage sogar Wahlen gewinnen. Man muss nur lange und oft genug irgendwelche obskuren Behauptungen aufstellen, die die Leute emotional bewegen. Irgendwann interessieren die wirklichen Fakten niemanden mehr. Dann wird nur noch über diese wilden Behauptungen geredet. „Postfaktisch“ ist der Begriff, der diese Art und Weise der Manipulation beschreibt – das Wort des Jahres 2016.

Dabei muss man darauf achten, den Begriff „postfaktisch“ nicht mit „lügnerisch“ zu verwechseln. Das trifft es nämlich nicht. In einer postfaktischen Welt geht es um die Vermischung von Tatsachen mit Gefühlen und Spekulationen. Es wird gelogen, verwässert und abgelenkt.࿬Anschauliches Beispiel ist die Strategie des US-Wahlsiegers. Der Wissenschaftsjournalist Christian Schägerl prognostiziert: „Wenn die Bewegung des postfaktischen Denkens gewinnt, dann wird die Welt einer rein ideologisch bestimmten Zukunft entgegensehen.“

Was das mit dem Einkauf zu tun hat, fragen Sie sich jetzt vielleicht. Ganz einfach: Populistische Strömungen werden zunehmend protektionistische Märkte hervorrufen. Damit wird die Wirtschaft noch unberechenbarer. Und das ist wiederum nicht gut für eine stabile Industrie und nicht gut für den Einkauf.

2017 ist für Deutschland, Frankreich und die Niederlande ein Wahljahr. Also lassen Sie uns über Fakten reden.