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Google besser verstehen

Buchrezension
Google besser verstehen

Wie kaum ein anderes der Silicon-Valley-Unternehmen bewegt Google die Gemüter. Jüngst ist das Erfolgsunternehmen in das Visier der EU-Wettbewerbskommissarin geraten und von ihr wird wohl schweres Geschütz aufgefahren. Die Aufregung kann nicht verwundern, denn Google kündigt Attacken auf immer mehr traditionelle Branchen an. Deshalb tut ein Blick in das Innenleben von Google gut.

Die Silicon-Valley-Ikone steht für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Google will die Spielregeln des Lebens im digitalen Zeitalter ganz entscheidend (mit)bestimmen. Dies gelingt, denn Google sammelt eine gewaltige Zahl von Daten – unsere Spuren im Internet als tägliche freiwillige Googler – und wertet diese intelligent aus. Google hat erkannt, dass über clevere Algorithmen zu entscheidungs- und handlungsrelevanten Informationen ausgewertete Daten aus dem Cyberspace der Rohstoff des 21. Jahrhunderts sind, und dass sich auf dieser Basis neue disruptive Geschäftsmodelle konzipieren lassen, die im Zeitalter der Digitalisierung eminent gefährlich werden für immer mehr Branchen.

Google lässt sich von der Überzeugung leiten, dass im Zeitalter der Digitalisierung (insbesondere der Connectivity) nur derjenige gewinnen kann, dem es gelingt, eine universelle digitale Plattform, d. h. eine Infrastruktur für vielfältige Interaktionen (Geschäfte, Meinungsbildung etc.) der Plattformnutzer, auf- und auszubauen. Der wirtschaftliche Erfolg stellt sich nur dann ein, wenn die Plattform so attraktiv ist, dass sie skalierend wächst. Dies muss man verstehen, um Google, Facebook und Amazon zu verstehen.
Wer den Zugang zu den Kunden hat und täglich mehr über diese erfährt, hat gegenüber reinen produktfokussierten Unternehmen einen unschätzbaren Vorteil: Er kann auf der Basis dieses Informationsvorsprungs traditionelle Unternehmen aushebeln und sie schlussendlich in die nachgeordnete Rolle von Zulieferern seiner Plattform drängen. Diese Entwicklung ist für die klassischen Produkthersteller, die nach alter Väter Sitte via Einbahnstraße nicht in offenen, sondern in geschlossenen Netzwerken mit ihren Geschäftspartnern kommunizieren, brandgefährlich.
Google ist wegen seiner hohen Akzeptanz und Dominanz heute vielen Beobachtern nicht zuletzt auch den Wettbewerbshütern unheimlich, für diese aber auch kaum fassbar. Deshalb ist es gut, dass das vorliegende von Insidern verfasste Buch tiefgehende Einblicke in das Google-Innenleben vermittelt.
Strickmuster erkennen. Die Autoren skizzieren das Strickmuster der strategischen Überlegungen der Kalifornier: Google lasse sich bei der Produktentwicklung weniger von der Marktforschung als von der Idee der innovativen, unkonventionellen Nutzung der neuesten technischen Erkenntnisse zwecks neuartiger Lösung virulenter Problemstellungen leiten. Google probiere immer wieder sogenannte Moonshots, besonders ambitionierte, ja sogar spinnerte Projekte aus.
Die Autoren berichten in diesem Zusammenhang über die Tops aber auch die erlittenen Flops der vergangenen Jahre. Sie skizzieren das Google-Geschäftsmodell und widmen sich ausgiebig dem entscheidenden Erfolgsfaktor Personalauswahl und Personalführung sowie der auf Kollaboration und Innovation beruhenden Unternehmenskultur. Sie zeigen auf, dass Google stets auf der Suche nach sogenannten smarten Kreativen ist. Dies sind Menschen, die technisch spitze und innovativ sind und zugleich Geschäftssinn haben. Im Internetzeitalter gelte es, Leute nicht zum Arbeiten sondern zum Denken einzustellen. Die Autoren legen locker geschrieben vieles offen, was Google und seine Erfolge ausmacht. Nach der Lektüre wird dem Leser klar, dass Google heute eine Macht ist, gegen die auch das wütende Anrennen von Lobbyisten und Anwaltssozietäten der sich bedroht fühlenden traditionellen Branchen à la longue kaum etwas ausrichten dürfte. Diese Attacken vermögen allenfalls die nicht aufzuhaltende und noch keineswegs abgeschlossene Entwicklung hin zum Plattform-Business zu verzögern. Man möchte daher den Traditionsbranchen den bekannten militärischen Ratschlag zurufen: „If you cannot beat them, join them.“
Aus der Lektüre dieses Buches kann der Leser viel darüber lernen, wie im Internetzeitalter eine neue Spezies erfolgreicher, auf Wachstum getrimmter Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen entwickelt werden kann.
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