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Gut Ding will Weile haben!

Beschaffungsmarkt Afrika – eine Einführung
Gut Ding will Weile haben!

Afrikas Wirtschaftswachstum steigt jährlich um fünf Prozent. Über Südafrika hinaus lohnt es sich für ausländische Unternehmen in den afrikanischen Markt zu investieren. Denn der Kontinent verfügt über ein stark wachsendes Arbeitskräftepotenzial sowie große Energie- und Rohstoffreserven. Ein auf Afrika abgestimmter Businessplan jedoch gilt als Voraussetzung für Markteinsteiger.

Afrika umfasst 54 Staaten, mehr als eine Milliarde Menschen mit unterschiedlichen kulturellen sowie historischen Wurzeln, 2000 verschiedenen Sprachen und sechs unterschiedlichen Zeitzonen, die sich auf über 30 Millionen Quadratkilometer verteilen. Dass eine Generalisierung Afrikas aufgrund der großen kulturellen, historischen und ethnischen Vielfalt demnach nicht möglich ist, sollte dies verdeutlichen.

Dem Kontinent eilt sein schlechtes Image voraus: Politische Instabilität, Korruption und mangelnde Infrastruktur. Dies schreckt viele Unternehmer ab. Zusätzlich erschweren negative Schlagzeilen wie Terror, Seuchen und Flüchtlingsdramen eine Vertrauensbasis.
Die Studie der KPMG, „Hype oder Markt? – Strategien und Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft in Afrika“ versucht nicht nur bestehende Vorurteile zu beheben und zu entkräften. Vielmehr birgt sie eine konkrete Hilfestellung, die insbesondere den Umgang mit dem afrikanischen Markt und den afrikanischen Unternehmern für interessierte deutsche Unternehmer erleichtern soll. Unter anderem basiert die Studie auf einer repräsentativen Meinungsumfrage unter je 200 in Afrika engagierten deutschen Unternehmen.
Wirtschaftlich gesehen wächst der zweitgrößte Kontinent der Welt jährlich zwar um fünf Prozent, jedoch bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern Afrikas und auch innerhalb der einzelnen Staaten. Die kleine reiche Oberschicht und die Bevölkerungsmehrheit bilden durch ihre soziale Ungleichheit eine Schere. Die wohlhabendsten Länder befinden sich nördlich der Sahara und im Süden Afrikas. Das Bestreben vieler Staaten, die landwirtschaftlichen Erträge, das Bildungs- und das Gesundheitswesen zu verbessern, unterstützt die Entwicklung einer Mittelschicht, die bereits jetzt schon in vielen Ländern Afrikas zu beobachten ist. Diese zeichnet sich durch gute Bildung, komfortable Wohnverhältnisse, erhöhten Konsum und einen Internetzugang aus. Dadurch ist eine Nachfrage nach beispielsweise verarbeiteten Nahrungsmitteln und Getränken, gehobenen Konsumgütern, Wohnungen und Möbeln sowie modernen Dienstleistungen, entstanden. Diese Nachfrage gilt es nun zu befriedigen. Hier gibt es viele Chancen für deutsche Unternehmen.
Seit Mitte der 1990er-Jahre erlebt Afrika, unter anderem durch gestiegene Rohstoffpreise und erhöhte ausländische Direktinvestitionen, ein starkes Wirtschaftswachstum. Auch die Demokratisierung und die damit einhergehende verbesserte Regierungsführung, die Beendigung etlicher Bürgerkriege sowie ein weitreichender Schuldenerlass tragen zur Verbesserung bei. Während die Industrie noch eine kleine Rolle spielt, bestehen Potenziale auf einer anderen Ebene. Denn Afrika verfügt über zwei Ressourcen, die in den kommenden Jahrzehnten weltweit gefragt sein werden: Ein stark wachsendes Arbeitskräftepotenzial und große unerschlossene Energie- und Rohstoffreserven.
Hype oder Markt?
Im besonderen Maße bietet Afrikas Beschaffungsmarkt Diamanten, Mangan. Kobalt, Bauxit, Kakao, Gold und Erdöl. Für andere Unternehmen wäre der Export von Bananen oder Tropenholz eher interessant. Neben der Verfügbarkeit von Rohstoffen und den niedrigen Lohnkosten erscheint der Handel attraktiv. Knapp zwei Drittel der Unternehmen aus Deutschland, die bereits in Afrika aktiv sind, kooperieren mit lokalen Partnern und ein Drittel mit internationalen Partnern. Insgesamt zieht es die Deutschen aufgrund der Absatzmärkte nach Afrika: Konsum- und Investitionsgüter. Denn laut der KPMG-Studie sei nicht der Rohstoffreichtum das Verlockende, sondern die starken deutschen Branchen wie Maschinenbau, Energietechnik und Automobil, die gute Absatzchancen haben.
Um als ausländischer Unternehmer in Afrika allerdings langfristige Erfolge erzielen zu können, gilt es daher, zunächst über den Tellerrand hinauszublicken, das heißt über das altbekannte Image hinaus sollte man den Fokus auf das Wesentliche legen – die Wirtschaftslage. Die bestehenden Probleme dürfen aber auch nicht außer Acht gelassen werden. Vielmehr sei es wichtig sie mit einzubeziehen. Eine auf Afrika maßgeschneiderte Strategie, welche auf das Produkt, die Marke und den Vertrieb abgestimmt ist, könne, laut der KPMG-Studie, ein langfristiges Risiko des Scheiterns reduzieren. Daher ist es enorm wichtig, sich mit den Gegebenheiten wie Korruption, Kriminalität und Defizite an Infrastruktur, Bildung und qualifizierten Arbeitskräften, vorher intensiv auseinanderzusetzen. Hilfreich ist hier ein Businessplan für das Afrika-Geschäft zu erstellen, egal ob Export, Kooperation mit dem afrikanischen Markt oder der Produktionsstandort vor Ort. Ferner mache sich ein Afrika-Experte für den langfristigen Erfolg des Unternehmens bezahlt, um Missverständnisse zu verhindern. Denn die Berücksichtigung kultureller Besonderheiten sowie eine eventuelle Kompromissbereitschaft erscheinen wesentlich. Eine langfristige und persönliche Beziehung mit den Geschäftspartnern vor Ort sei außerdem der Schlüssel zu einer arrivierten Geschäftstätigkeit sowie ein enges Netzwerk an lokalen Partnern und die Zusammenarbeit mit Afrikas Privatsektor. „Gut Ding will Weile haben“ – Je länger und intensiver sich das deutsche Unternehmen in Afrika engagiert, desto erfolgreicher ist es.
Dass gerade das Netzwerken zwischen deutschen und afrikanischen Unternehmern ein überaus wichtiger Schritt ist, darauf baut seit 2013 das „Africa Business Forum“. Initiiert werden diese interkontinentalen Treffen jährlich durch den Verband „Die Familienunternehmer“ und dessen panafrikanisches Pendant „Africa 2.0“. Durch Vorträge, Best-Case-Beispiele und Podiumsdiskussionen werden die Potenziale einer engeren wirtschaftlichen deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit verdeutlicht. Das nächste Africa Business Forum 2016 findet am 30. September 2016 statt.
Africa Business Forum
Die Initiative „Africa Business Forum“ sowie die Studie zeigen, dass es sich trotz der Risiken lohnt, in den afrikanischen Markt zu investieren. Afrika überspringe in vielerlei Hinsicht technologische Entwicklungsstufen: Statt Festnetztelefon gleich das Handy, statt Bankfilialen schnelleres Onlinebanking via Mobilfunk, statt Kraftwerken dezentrale Solarenergie. Und diese lohnt sich immens bei 300 Tagen Sonne im Jahr. Für deutsche Unternehmer ist der aktuelle Bedarf sehr interessant, denn der Kontinent braucht dringend Maschinen und Anlagen, Infrastruktur, smarte Energietechnik und das Wissen, wie man eine Industrie aufbaut und für all dies erscheint den Afrikanern Deutschland als der beste Lieferant. Leider trauen sich zu wenige deutsche Unternehmen aktuell zu, diese Chancen auch zu nutzen.

Olaf Ziegs, Julia Menke von Die Familienunternehmen NRW
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