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Hoffnung vs. Realität: Stahlpreise, quo vadis?

Aktuelle Stahlpreisentwicklung – eine Analyse
Hoffnung vs. Realität: Stahlpreise, quo vadis?

Hoffnung vs. Realität: Stahlpreise, quo vadis?
„Es gibt in Europa endlich wieder eine Verbesserung der Nachfrage.“ „Die Branche hat den Tiefpunkt durchschritten, bei dem niemand mehr Geld verdient hatte.“ „Wir rechnen nun damit, dass die Preise nach oben gehen.“ So äußerte sich Karl-Ulrich Köhler, Chef von Tata Steel Europe, kürzlich gegenüber dem Handelsblatt und der Börsen-Zeitung. 2014 sei erstmals seit Jahren wieder mit einem Nachfrage-Plus von drei bis vier Prozent zu rechnen.

Bereits in unserer Stahlpreisanalyse in der Oktober-Ausgabe der „Beschaffung aktuell“ hatten wir über die zunehmend positiven Analystenmeldungen bezüglich Stahlaktien berichtet und die damit einhergehende „Angst“ der stahlverarbeitenden Industrie vor Preissteigerungen. Unser Fazit vor zwei Monaten: Es seien keine nachhaltig steigenden Stahlpreise zu befürchten. Und dabei bleibt es.

Sogar Rückläufige Stahlpreise möglich. Stahlkompakt rechnet eher nicht mit steigenden Preisen, sondern mit maximal konstanten, vermutlich sogar wieder rückläufigen Preisen. Dies aus den folgenden Gründen:
Die Margensituation der Stahlerzeuger ist aufgrund der aktuell nach wie vor geringen Rohstoffkosten deutlich verbessert. Kohle und Erz sind auf historischen Tiefstständen, Restrukturierungen haben die Effizienz wie berichtet erhöht. Die Unternehmen können also mit den aktuellen Margen gut wirtschaften.
Die bereits erwähnte gestiegene Nachfrage ist hingegen noch längst nicht nachhaltig. Aufgrund der aktuellen Wirtschaftsprognosen ist mittlerweile nicht mehr von einer langfristig steigenden Nachfrage auszugehen. Beispielweise wurden im Rahmen der Herbstprognose die Zahlen des Wirtschaftswachstums für 2014 und 2015 deutlich nach unten korrigiert (2014: nur noch 1,2 % Zuwachs des BIP statt 1,8 %, wie im Frühjahr prognostiziert; 2015: 1,3 % statt 2,0 %).
Speziell die Entwicklungen im Bereich der Bauindustrie, der Automotivbranche oder des Maschinenbaus deuten mit Hinblick auf die Stahlindustrie darauf hin, dass wir demnächst nicht mit erheblich steigenden Absatzmengen rechnen können. Die jüngsten Werte für Auftragseingänge im Maschinenbau und für die Pkw-Produktion sowie die erteilten Baugenehmigungen deuten zwar nicht unbedingt auf einen Abschwung hin, lassen aber auch nicht (mehr) die Annahme eines Nachfrageanstiegs zu. Die für das gesamte Jahr 2014 regelmäßig immer noch ausgewiesenen positiven Zahlen zur Nachfrageentwicklung basieren im Wesentlichen auf den ersten Monaten dieses Jahres. Dieses Nachfrageplus führt auch bei jetzt stagnierenden oder leicht rückläufigen Zahlen im Jahresdurchschnitt dann immer noch zu positiven Werten.
Man sollte sich daher von den 2014er-Zahlen nicht blenden lassen. So wurden die Prognosen zum Nachfragewachstum seitens des Branchenverbandes Eurofer für 2014 jüngst von 3,7 % auf 2,6 % reduziert, für 2015 von 3,0 % auf 2,6 %. Begründet wurde dies eben mit der Konjunkturabkühlung, aber auch mit der wachsenden Konkurrenz durch außereuropäische Anbieter, die ihre Importe im zweiten Quartal deutlich steigerten.
Auslandsmärkte. Auch Signale aus Übersee geben keinerlei Anlass, mit steigenden Stahlpreisen zu rechnen. In China kennen die Preise seit Monaten nur eine Richtung: nach unten.
Dementsprechend steigern sich auch die Exportmengen chinesischer Produzenten, was wiederum tendenziell eher zu rückläufigen Preisen im Weltmarkt führen wird.
In den USA kann man ebenfalls keine nachhaltigen Preissteigerungen erkennen. Darüber hinaus besteht weiterhin die grundsätzliche Situation der Überkapazitäten im europäischen Markt. Dabei wirken sich dann leichte, nicht dauerhafte Nachfragesteigerungen allenfalls sehr kurzfristig aus. Da die Produktionsmengen in Deutschland und Europa sich aber nicht reduzieren, ergibt sich auch keine nennenswerte Veränderung im Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Dementsprechend gibt es auch keinen Grund, von steigenden Preisen auszugehen.
Unser Fazit: Die Preise bleiben konstant bis rückläufig! Die von einigen Seiten angekündigten Preissteigerungen werden nach Einschätzung von Stahlkompakt nicht kommen. Selbst wenn die Nachfrageentwicklung leicht positiv bleibt, werden wir eher konstante Preise haben. Tendenziell halten wir sogar leicht rückläufige Preise für wahrscheinlich.
Mehr zum Thema „Stahl und Stahlbeschaffung“, insbesondere auch zu den aktuellen Stahlpreisentwicklungen, finden Sie auf www.stahl-kompakt.de.
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