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Industrie 4.0: Einkauf hinkt noch hinterher

Studie
Industrie 4.0: Einkauf hinkt noch hinterher

Industrie 4.0: Einkauf hinkt noch hinterher
(Bild: Mimi Potter)
Das Thema Industrie 4.0 ist zwar in den Hinterköpfen der Einkäufer angekommen, bei der konkreten Umsetzung von eigenen Initiativen fehlt es ihnen aber an wichtigen Impulsen. Das ist ein Fazit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart und der Münchener Bundeswehr-Universität aus einer gemeinsam durchgeführten Expertenbefragung zum Thema „Smart Procurement & Supply Management“. Demnach sind bisher keine oder nur geringe Auswirkungen auf den Einkauf spürbar, und es mangelt auf allen Ebenen an Veränderungsbereitschaft.

Einkauf muss Rahmen für automatisierte Prozesse stellen
Die Befragten waren sich bewusst, dass es die Aufgabe des Einkaufs ist, den Rahmen für automatisierte Prozesse zu entwickeln. Bereits umgesetzt sind zwar erste Maßnahmen in den Bereichen des Datenaustauschs oder der Prozessautomatisierung, etwa durch Katalogsysteme oder EDI-Anbindungen. Was die Integration von mehreren Stufen der Supply Chain betrifft, befassten sich die Einkäufer bislang aber nur stiefmütterlich mit Industrie 4.0. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Einführung von smarten Lösungen zum Beispiel noch keine aktive Einbindung von Lieferanten stattfindet.
Diffuses Bilder von Industrie 4.0
Bei den befragten Einkäufern gewannen die Experten ein sehr heterogenes Meinungsbild: Industrie 4.0 werde als Verknüpfung von Produktion und intelligenten IT-Systemen verstanden, der Begriff und die adressierten Ziele seien jedoch noch immer diffus. Kritik gab es auch dafür, dass die Zuständigkeit des Einkaufs in diesem Prozess allgemein noch nicht klar abgesteckt ist. In den Augen einiger wird es weitreichende Veränderungen geben, andere dagegen sehen den Prozess eher als Evolution denn als Revolution an.
Einkäufer bemängeln fehlende Strukturen
Bemängelt wurde in der Befragung, dass die Strukturen in den Unternehmen noch nicht optimal aufgestellt sind, um Industrie 4.0 entscheidend voranzubringen. „Die Gründe für die Rückständigkeit werden neben der begrifflichen Unsicherheit vor allem in fehlenden internen und externen Impulsen gesehen“, sagt Prof. Florian Kleemann. Umsetzungsprobleme würden in den Fragen der IT- und Rechtssicherheit gesehen, aber auch im technologischen Entwicklungsstand und bei der Standardisierung. Auch der Mitarbeiter spielt dabei eine Rolle, wie der Experte hinzufügt. „Einkaufsmitarbeiter müssen zukünftig über mehr Fähigkeiten zum Aufbau und Steuerung intelligenter Systeme und Prozesse verfügen“, so Kleemann.
Vom Beschaffer zum Manager
Laut Co-Autor Andreas Glas sind sich die Teilnehmer aber zumindest darüber bewusst, dass die stärkere Automatisierung eine Chance ist, um den Einkauf von einigen arbeitsaufwändigen Aufgaben zu befreien – sei es in puncto Bestandsüberwachung oder bei der Bestellauslösung. „Durch den Einkauf 4.0 wird ein Rückgang operativer Aufgaben erwartet. Die Beschaffungsfunktion wird zum Manager der Rahmenbedingungen für automatisierte Abläufe“, so Kleemann. Neben Umsatzpotenzialen, die Industrie 4.0 mit sich bringt, wird aus Sicht des Einkaufs vor allem ein Mehr an Prozesskosteneffizienz erwartet, das die Befragten im Schnitt auf rund 20 Prozent bezifferten.
Für den Einkauf leiteten die Studienmacher diese Handlungsempfehlungen ab:
  • Industrie 4.0 betrifft Unternehmen funktionsübergreifend, bedeutet für jeden Bereich aber etwas anderes. Der Einkauf kann seine Vorstellungen einbringen
  • Die allgemeine Verwirrung rund um Industrie 4.0 betrifft das gesamte Unternehmen und ist Chance zur strategischen Positionierung des Einkaufs
  • Wichtige Rechts- und IT-Sicherheitsfragen müssen nicht durch den Einkauf alleine geklärt werden, dieser kann aber Treiber dieser Entwicklung sein
  • Fehlende Lieferanteninnovationen oder Managementimpulse sollten nicht nur bemängelt, sondern aktiv gesucht und eingefordert werden
  • Automatisierung von Einkaufsprozessen bietet Effizienzgewinne, die in wertschöpfendere Aufgaben umgewidmet werden können
  • Auch ohne vollständig ausformuliertes 4.0-Leitbild lassen sich vorbereitende Maßnahmen wie Schulungen, Arbeitsgruppen, Brainstormings etc. ausführen
  • Prozess- und Objektinnovationen als „Leuchtturmprojekte“ mit entsprechenden Erfolgen können als „Change Driver“ genutzt werden
Die Studie kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
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