Startseite » Allgemein »

Innerbetriebliche Prozesse verbessern

Thomas Klenk, Geschäftsführer Einkauf & Export, Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau
Innerbetriebliche Prozesse verbessern

Innerbetriebliche Prozesse verbessern
Thomas Klenk
Würth will dem Einkauf mit einer Reihe von Serviceleistungen, unter anderem bei der innerbetrieblichen Warenverteilung und dem Wieder- beschaffungsaufwand, helfen. Im Gespräch mit Beschaffung aktuell erläutert Einkaufs- geschäftsführer Thomas Klenk, wie sich innerbetriebliche Prozesse verbessern lassen.

Beschaffung aktuell: Herr Klenk, Ihr Unternehmen hat im vorigen Jahr den Deutschen Logistik-Preis erhalten (siehe Beschaffung aktuell 11/2009). Was bedeutet das für Sie?

Thomas Klenk: Den Preis haben wir, d. h. die Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau, ja gemeinsam mit unserer Würth Industrie Service GmbH, Bad Mergentheim, gewonnen. Für uns bedeutet die Verleihung des Deutschen Logistikpreises eine Würdigung unseres konsequenten Aufbaus von kundenorientierten Logistik-Strukturen. Wir haben erkannt, dass der Bedarf unserer Kunden an Individualität und maßgeschneiderten Belieferungskonzepten deutlich zugenommen hat und auch weiterhin zunehmen wird. Mit einem modularen Serviceangebot, quasi einem logistischen Baukastensystem, können wir diese Marktveränderung sehr gut abdecken, was bedeutet: „Jedem Kunden seinen Würth“. Insofern sind wir sehr stolz über die Würdigung unserer Logistikstrategie und empfinden dies als eine Bestätigung und Aufforderung, diese prämierte Strategie weiter fortzuführen.
Beschaffung aktuell: Den Preis erhielten Sie also, kurz gesagt, für eine modulare Logistik, welche die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden – ob Handwerk oder Industrie – berücksichtigt. Wie erläutern Sie Ihr Konzept dem Einkaufsleiter eines Industriebetriebes?
Klenk: Viele Einkaufsleiter orientieren sich noch einseitig am vereinbarten Einstandspreis. Dabei übersehen sie, dass gerade im Prozess noch ein Optimierungspotenzial und Kostenvorteile zu schöpfen sind. Gerade hier setzt unser Konzept an. Wir helfen unseren Kunden bei der innerbetrieblichen Warenverteilung, beim Wiederbeschaffungsaufwand, in der Anlieferform und mit weiteren Servicepaketen. Häufig ist es sogar so, dass es innerhalb eines größeren Kunden eine ganze Reihe unterschiedlicher Logistiklösungen bedarf, welche wir zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort identifizieren und umsetzen. Dies hilft nicht nur, die innerbetrieblichen Prozesse zu optimieren, sondern natürlich auch die Prozesskosten zu senken.
Beschaffung aktuell: Der Einkauf bei Würth habe sich bei der Entwicklung des neuen Logistikkonzepts gewandelt, sagte der Laudator, Hans-Olaf Henkel. Inwiefern?
Klenk: Dies ist sicherlich richtig. Wir hatten uns auf die erweiterten Anforderungen der Kunden einzustellen. Das war und ist einer der Gründe dafür, warum wir bereits vor über zehn Jahren die Würth-Industrie Service GmbH ausgegründet haben. Wir suchen für jeden Kunden die ideale Betreuungsform. Daraus ergibt sich, von welchen der beiden o. g. Unternehmen der Kunde bedient werden soll. Genau daraus leiten sich dann die Anforderungen für den Einkauf ab. Wir wickeln beispielsweise sehr viele Sonder- und Zeichnungsteile, welche außerhalb unseres bereits sehr breiten und tiefen Sortiments liegen, für unsere Kunden ab. Allein daraus ergibt sich automatisch ein Wandel der Organisation und die Struktur des Einkaufs.
Beschaffung aktuell: Welche Aufgaben hat die Würth Logistics AG?
Klenk: Die Würth Logistics AG ist unser konzerninterner Dienstleister für das Transport- und Speditionswesen, welcher jedoch seinen Service auch teilweise sehr erfolgreich konzernfremden Kunden anbietet. Über die Würth Logistics AG werden Warenströme über strategisch ausgewählte Vertragspartner gebündelt und speditiert. Dies dient zum einen selbstverständlich der Optimierung von Frachtraten, jedoch auch zur Sicherstellung der Frachtkapazität, gerade wenn diese wie derzeit im Seefracht-Sektor zum Teil knapp ist. Selbstverständlich muss sich auch die Würth Logistics AG am Markt messen lassen und steht im Wettbewerb mit konzernfremden Logistik-Dienstleistern.
Beschaffung aktuell: Wie hängen in Ihrem Unternehmen Einkauf und Logistik zusammen?
Klenk: Bei uns sind Einkauf und Logistik organisatorisch zwei getrennte Bereiche. Dem Einkauf sind überwiegend Beschaffung und die Warenwirtschaft zugeordnet, während die Logistik eher eine markt- und outbound-orientierte Funktion darstellt. Dies ermöglicht uns eine schärfere Orientierung auf die Kern-Aufgabenbereiche. Natürlich überlappen sich diese Funktionen teilweise, insbesondere bei den eingangsseitigen Warenströmen. Hier kooperieren beide Bereiche sehr eng und prozesskostenorientiert.
Beschaffung aktuell: Wie ist der Einkauf bei Würth organisiert?
Klenk: Wir arbeiten grundsätzlich in einer zentralen Einkaufsstruktur. So werden Bedarfe bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG bzw. bei der Würth-Industrie Service GmbH gebündelt und weltweit gesourct. Hierzu steht uns u. a. auch ein Einkaufsbüro in Shanghai/China mit eigenen Mitarbeitern zur Verfügung.
Beschaffung aktuell: Wie hoch sind das Einkaufsvolumen und die Zahl der Mitarbeiter im Einkauf?
Klenk: Unser Einkaufsvolumen liegt in einer Größenordnung von ca. 700 Mio. Euro. Insgesamt beschäftigen wir derzeit etwa 120 Mitarbeiter im Einkauf. Darin enthalten sind allerdings auch die Kolleginnen und Kollegen, welche für die Disposition verantwortlich sind.
Beschaffung aktuell: Die Verträge mit Ihren Logistik-Dienstleistern enthalten klar definierte Qualitätsanforderungen. Wie sehen diese aus?
Klenk: Die klassische Aufgabenstellung für die Logistik, nämlich Ware zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle, in der richtigen Menge, zu den richtigen Kosten verfügbar zu machen, ist bei vielen Betrieben immer noch die Kerndefinition für die Aufgabenstellung der Logistik. Aus unserer Sicht ist dies jedoch nur die halbe Wahrheit. Um Markt und Kunden zu gewinnen, müssen deutlich mehr Aspekte in die Zielsetzung logistischer Dienstleistungen eingebunden werden. Dazu gehören Attribute wie Flexibilität, Zuverlässigkeit, Individualität und Kooperation. Diese Themen sind vertraglich natürlich nicht einfach zu fassen. Wir halten deshalb zwar einerseits vertragliche Regelungen für wichtig, andererseits aber streben wir eine Kooperation mit Dienstleistern an, die uns mit ihrer Kundenorientierung und ihrer strategischen Ausrichtung unser Zielportfolio größtmöglich abdecken.
Beschaffung aktuell: Wer hat diese Anforderungen definiert? Der Einkauf?
Klenk: Diese Anforderungen kann man nicht per Definition festlegen. Eine Definition wäre eine statische Angelegenheit. Gerade marktnaher Service lebt von der Dynamik und der Entwicklung von Nachfrage und Kundenbedürfnissen, welche täglich über unseren Vertrieb an die Organisation herangetragen werden. Daraus entwickelt sich einerseits ein Sog, der die logistischen Dienstleistungen definiert, andererseits aber müssen Kundenbedürfnisse vorausschauend abgedeckt werden. Dies erfordert eine gewisse Dynamik in der Kooperation, statische Definitionen wären hier nur im Weg.
Beschaffung aktuell: Gelten die Qualitätsanforderungen für alle Lieferanten (nicht nur Logistik)?
Klenk: Letztendlich ist das natürlich so – ja!
Beschaffung aktuell: Wie kontrollieren Sie Ihre Lieferanten, insbesondere was Compliance angeht?
Klenk: Grundsätzlich ist es so, dass wir zu unseren Lieferanten üblicherweise einen sehr engen und langfristigen Kontakt pflegen. Ein Großteil der Lieferanten wird regelmäßig besucht und über sogenannte RPAs (Rapid Plant Assessments) oder wirklich tiefgehende Lieferanten-Audits von eigens ausgebildeten Auditoren überprüft. Unsere Einkaufsorganisation in China betreibt zudem ein eigenes Prüflabor mit acht Ingenieuren. Sie finden in unserem Labor in China dieselben Prüfgeräte und Einrichtungen wie in unseren Labors hier in Deutschland. So stellen wir sicher, dass Ware, die aus dem Fernen Osten stammt, auch unseren strengen Anforderungen und gesetzlichen Richtlinien entspricht.
Beschaffung aktuell: Würth sucht weitere Lieferanten. Ist nicht Lieferantenreduzierung eher das Gebot der Stunde?
Klenk: Ich glaube, hier muss man grundsätzlich differenzieren. Wir als Lieferant versorgen unsere Kunden mit aus deren Sicht C-Teilen. Aus Kundensicht erzeugen diese C-Teile überproportional hohe Prozesskosten im Verhältnis zum Warenwert. Aus diesem Grunde ist es aus Kundensicht absolut sinnvoll und richtig, eine Lieferantenkonzentration vorzunehmen. Für uns aus Lieferantensicht stellt sich das natürlich anders dar. Bei uns „bündeln“ sich ja sozusagen die Bedarfe, und es ist schon allein aus Gründen der Sicherung von Wettbewerbsfähigkeit und Belieferungssicherheit von großer Bedeutung, das Ohr am Markt zu haben und für weitere Lieferanten offen zu sein. Allerdings müssen diese zunächst durch das Nadelöhr Qualitätsfreigabe und Audit.
Beschaffung aktuell: Was ist für Sie ganz persönlich das Besondere am Einkauf?
Klenk: Für mich ist das Spannende am Einkauf, sich täglich auf Veränderungen am Beschaffungsmarkt einerseits und auf neue Anforderungen seitens der Kunden und des Vertriebs andererseits einzustellen. Ich bin mittlerweile schon seit über 15 Jahren bei Würth und es war keinen Tag langweilig.
Beschaffung aktuell: Herr Klenk, warum lesen Sie Beschaffung aktuell?
Klenk: Ich lese Beschaffung aktuell, weil darin gebündelt Informationen über Märkte, aber auch über Praxisbeispiele von tatsächlich realisierten Projekten berichtet wird. Zudem sind aus dem Magazin durchaus auch immer wieder Trends und Tendenzen für den Einkauf und die Materialwirtschaft abzuleiten.
Beschaffung aktuell: Vielen Dank, Herr Klenk.
Viele Einkaufsleiter orientieren sich noch einseitig am vereinbarten Einstandspreis. Dabei übersehen sie, dass gerade im Prozess noch Optimierungspotenzial und Kostenvorteile zu schöpfen sind.
Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 4
Ausgabe
4.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de