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Konfliktmineralien in der Lieferkette

Rohstoffe
Konfliktmineralien in der Lieferkette

Weil sogenannte Konfliktmineralien, also Rohstoffe wie Coltan oder Niob, den Konflikt im Kongo befeuern, müssen US-amerikanische Unternehmen Herkunftsnachweise beibringen. Das gilt auch für Zulieferer – deren Einkäufer sollten wissen, woher die verbauten Stoffe kommen.

„Blutige Handys“ – mit diesem Titel erschien vor drei Jahren ein Film von Frank Piasecki Poulsen, der die „unmenschliche Coltan-Gewinnung“ zum Thema gemacht hatte. Poulsen zeigt in dem Film die Lieferkette von einem Handyhersteller in Finnland zu den Schürfern in einer großen Mine im Kongo. Am Ende stehen Politiker in den USA, die eine Verwendung von Konfliktmineralien (z. B. Coltan, Niob) ausschließen wollen.

Ein entsprechendes Gesetz ist nun in Kraft: Der „Dodd-Frank Act“, ein Gesetz für mehr Stabilität und Transparenz im Finanzmarkt, verpflichtet alle US-börsennotierten Firmen nachzuweisen, ob sie in ihren Produkten metallische Rohstoffe wie Tantal, Wolfram, Zinn oder Gold aus der Demokratischen Republik Kongo und umliegenden Staaten verwenden.
Da die Unternehmen Herkunftsnachweise für sämtliche Bestandteile ihrer Herstellungs- und Lieferkette erbringen müssen, sind nun auch deutsche Zulieferer in der Pflicht, ihre Rohstoffquellen offen zu legen. Durch öffentlichen Druck soll mit dem Gesetz der Handel mit Konfliktmineralien unterbunden werden, da dieser vor Ort einen seit gut 15 Jahren dauernden Bürgerkrieg finanziert.
Im ersten Schritt müssen die an der SEC notierten Unternehmen herausfinden, ob sie in ihren Produkten und Produktionsanlagen Tantal, Wolfram, Zinn oder Gold verwenden. Zudem sind sie dazu verpflichtet, den Ursprung ihrer Ressourcen nachzuweisen. Folgende Szenarien sind möglich:
  • 1. Kommen die Unternehmen zu dem Ergebnis, dass die verwendeten Mineralien nicht aus der Demokratischen Republik Kongo oder einem benachbarten Land stammen, gelten die Produkte als „DRC conflict free“.
  • 2. Falls ein Unternehmen herausfindet, dass die Rohstoffe tatsächlich aus dem Kongo stammen, muss der exakte Herkunftsort der Mineralien nachgewiesen werden.
  • 3. Kann ein Unternehmen nicht eindeutig die Herkunft der Rohstoffe identifizieren, müssen diese Mineralien gesondert als undefinierbar ausgewiesen werden („DRC conflict undeterminable“) und der Ursprung der Mineralien muss so genau wie möglich beschrieben werden. Die Unternehmen haben je nach Größe zwei bis vier Jahre Zeit, den genauen Ursprung zu ermitteln.
Alle Informationen fließen in einen detaillierten Herkunftsbericht, der anschließend durch eine unabhängige Instanz, zum Beispiel z. B. in Form eines Performance Audits , kontrolliert und zusammen mit dem Jahresbericht veröffentlicht wird. Schätzungen der US-Börsenaufsicht zufolge sind rund 6000 an der amerikanischen Börse notierte Unternehmen direkt von der neuen Regelung betroffen.
Auch deutsche Zulieferer sind in der Pflicht. Um einen lückenlosen Herkunftsbericht der metallischen Ressourcen liefern zu können, befragen US-Firmen auch ihre internationalen Zulieferer und somit auch Betriebe aus Deutschland. Diese sind dann in der Pflicht, ihre Rohstoffquellen offen zu legen und die Informationen möglichst exakt aufbereitet an ihre amerikanischen Kunden weiterzuleiten. Tantal, Wolfram, Zinn oder Gold werden beispielsweise in Telefonen und Computern verwendet, kommen aber auch in Reißverschlüssen, Konservendosen oder Spezialglas vor. Deutsche Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche, der Luftfahrt, der Automobilindustrie, aber auch Hersteller von Schmuck und medizinischen Geräten sind von der neuen Regelung betroffen. Auch mithilfe eines gut gepflegten Lieferantenmanagementsystems ist dieser Prozess beispielsweise für große produzierende Unternehmen mit rund 1000 Produkten und über 100 000 Lieferanten hierzulande eine Herausforderung. Der Herkunftsnachweis beginnt meist mit einer Katalogisierung – in welchen Produkten und Produktionsanlagen stecken metallische Rohstoffe? Wo kommen diese her? Wenn sie aus der Demokratischen Republik Kongo kommen, handelt es sich dabei um Konfliktmineralien? Bei dieser komplexen Thematik können international tätige Projektmanagement- und Consultingunternehmen ihre Erfahrung im Bereich Compliance und Umsetzung von US-Gesetzen einbringen. dz
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