Startseite » Allgemein »

Konsignation in der Automobilzulieferindustrie

Continental Teves, Frankfurt/M.
Konsignation in der Automobilzulieferindustrie

Auf der Automobil- und ihrer Zulieferindustrie lastet zunehmender Kostendruck. Gleichzeitig steigen die Anforderungen hinsichtlich Flexibilität (Reagibilität), Qualität und Zeit (Just-in-time-Versorgung). Unter diese primären Ziele lassen sich weitere logistische Anforderungen fassen: zum Beispiel die Reduzierung von Rüstzeiten, Senkung der Bestände und der Frachtkosten oder die Optimierung der Fertigungslose.

Ein besonderes Problem besteht darin, dass einige dieser Ziele untereinander konfligieren (Zielkonkurrenz). Viele Unternehmen identifizieren ihre größten Kostensenkungspotenziale in der Logistik. Als eine solche Möglichkeit wird im folgenden die Konsignation der Bestände untersucht.

Viele Lieferanten stehen einer Konsignation kritisch gegenüber. Vielfach haftet dieser Beschaffungsstrategie der Makel an, dass der Kunde seine Macht ausspielen und auf Kosten des Lieferanten die Bestände reduzieren würde. Oder kann die Einrichtung eines Konsignationslagers für beide Wertschöpfungspartner zu Vorteilen im Wettbewerb führen (Win-Win-Situation)?
Im folgenden wird eine Antwort auf diese Frage am Beispiel Continental Teves, Frankfurt/M., gegeben. Zunächst sind die Grundlagen einer Konsignation zu skizzieren. Der Schwerpunkt bezieht sich auf die Einrichtung eines Konsignationslagers. Es werden die einzelnen Arbeitsschritte aufgezeigt, welche bei der Implementierung eines solchen Lagers zu durchlaufen sind. Nicht nur Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie finden Hinweise, welche die Errichtung eines eigenen Konsignationslagers unterstützen.
Unternehmen
Continental Teves gehört zu den weltweit führenden Herstellern für Bremssysteme mit Zentrale in Frankfurt am Main. Bis 1998 war das Unternehmen integriert in den angloamerikanischen Mischkonzern ITT Industries Inc. Zum Herbst des Jahres übernahm die Continental AG das Unternehmen und gründete die Continental Teves. Die Aktivitäten sind eingegliedert in die Sparte Continental Automotive Systems, die mittlerweile den größten Konzernbereich von Continental darstellt. Continental ist der zur Zeit zweitgrößte Reifenhersteller in Europa und die Nummer acht unter den Automobilzulieferern der Welt. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 62.000 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von rund 17 Milliarden DM.
Konsignationsbegriff
Unter einer Konsignation wird verstanden, wenn die Bestände so lange im Eigentum des Lieferanten verbleiben, bis entweder eine festgelegte Frist verstreicht oder der Kunde die Ware aus dem Konsignationslager abruft. Häufig befindet sich dieses räumlich separiert auf dem Werksgelände des Kunden. Zum Teil wird auch ein Dritter, zumeist eine Spedition, in eine Abwicklung über Konsignation eingebunden. Zwischen den Partnern ist ein Konsignationsvertrag abzuschließen, welcher auf dem Rahmenvertrag beruht.
Konsignationsablauf
Das Unternehmen nutzt für die Konsignationsabwicklung SAP R/3. Durch ein Customizing der Software werden auch individuelle Anforderungen des Unternehmens abgedeckt. Der Konsignationsablauf bezieht sich auf sechs Bereiche:
  • 1.Der Lieferant erhält wie bisher (ohne Konsignation) Lieferabrufe, welche als Steuerungsinstrument für die Materialbeschaffung und die Planung der Produktionskapazität des Lieferanten dienen.
  • 2.Auf Basis des Lieferabrufs und der damit verbundenen Entnahmemeldung, produziert der Lieferant möglichst zeitnah am späteren Abholtermin, um seine Kosten der Lagerhaltung zu minimieren. Innerhalb dieses Zeitraums kann der Lieferant eine Degression seiner Fertigungskosten erwirken, indem er die Losgrößen optimiert. Allerdings muss er bei seinen Lieferungen darauf achten, dass die zuvor festgelegten minimalen und/oder maximalen Bestandsgrenzen (Definition über Reichweiten) im Konsignationslager des Kunden eingehalten werden (vgl. Logistische Anforderungen).
  • 3.Im Wareneingang von Continental Teves findet die Vereinnahmung und die Kontrolle der angelieferten Materialien statt. Die Konsignationsware wird im System als solche ausgewiesen und ist zusätzlich durch einen speziellen Warenanhänger identifizierbar.
  • 4.Im Konsignationslager findet eine chaotische Lagerhaltung statt, welche sich auf SAP R/3 stützt. Das Konsignationsmaterial ist jederzeit durch Kennzeichnung auf dem Warenanhänger und systemseitige Verfolgung identifizierbar.
  • 5.Bei produktionszeitnaher Materialentnahme aus dem Konsignationslager erfolgt automatisch die Auslösung der Gutschrift an den Lieferanten (unter Einhaltung der vereinbarten Zahlungsziele).
  • 6.Die Entnahme von Waren erzeugt eine Meldung an den Lieferanten. Dieser bekommt eine Information hinsichtlich der entnommenen Menge je Sachnummer, der zugehörigen Lieferscheinnummer und dem aktuellen Lagerbestand. Dadurch besteht für den Lieferanten die Möglichkeit, eine Feinplanung seiner Produktion vorzunehmen. Für den Lieferanten ist die Bestands- und Liefersituation der Konsignationswaren transparent. Zusätzlich speist sich die Rechnungsstellung (wenn der Lieferant nicht am Gutschriftsverfahren teilnimmt) aus der Entnahmemeldung.
Bei Continental Teves wurde eine grundlegende Vorgehensweise für die Einführung einer Konsignationsabwicklung mit Lieferanten erarbeitet. Dabei werden insgesamt vier Phasen durchlaufen:
  • 1)Vorbereitung,
  • 2)Konkretisierung,
  • 3)Vertragsgestaltung sowie
  • 4)Realisation und Kontrolle.
Phase 1: Vorbereitung
Die Vorbereitung beinhaltet die Definition der grundsätzlichen Unternehmensziele von Continental Teves, eine Identifizierung der (potentiellen) Konsignationsanlieferer und die Kontaktaufnahme mit den Lieferanten.
Definition der Unternehmensziele
Ein wesentliches Ziel besteht darin, eine möglichst hohe Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die eigene Produktion richtet sich entsprechend einer ausgeprägten Bestandssicherheit bei Schlüsselmaterialien aus (diese wird durch die Einrichtung von Konsignation unterstützt). Weiterhin möchte Continental Teves durch die Einführung einer Konsignationsabwicklung den Lieferanten die Möglichkeit geben, ihre Fertigungsprozesse zu optimieren.
Identifizierung potenzieller Konsignationslieferanten
Continental Teves selektiert die für eine Konsignation in Frage kommenden Lieferanten nach Kriterien wie Einkaufsvolumen (Wert/Menge), Standort oder Lieferperformance (Qualität, Termin-/Mengentreue).
Die Zentralfunktionen Einkauf und Logistik sowie das zu beliefernde Werk stimmen sich ab, welche Lieferanten sich für eine Abwicklung der Beschaffung über ein Konsignationslager eignen. Zielsetzung ist, die entsprechenden Lieferanten in allen Werken im In- und Ausland mit allen Sachnummern über Konsignationslager anliefern zu lassen.
Ist unternehmensintern die Entscheidung pro Konsignation gefallen, erfolgt die erste Kontaktaufnahme zu diesem Thema mit den Lieferanten. Im Rahmen eines Abstimmungsgesprächs werden beispielsweise Punkte wie Voraussetzungen, Abwicklung sowie mögliche Vor- und Nachteile mit den Lieferanten besprochen.
Phase 2: Konkretisierung
Die Phase der Konkretisierung umfasst die Arbeitsschritte Prüfung der organisatorischen und informationstechnischen Voraussetzungen, Feststellung der logistischen Anforderungen, Klärung steuerlicher Aspekte, Ermittlung der Prozesskosten sowie sonstige Punkte.
Die Beschaffung mittels eines Konsignationslagers unterscheidet sich von den üblichen Warenabrufsystemen, indem die Verantwortung des Lieferanten für sein Material erst bei einer Entnahme aus dem Konsignationslager durch den Abnehmer endet. Dadurch sind folgende organisatorische Voraussetzungen zu klären:
-Definition der verantwortlichen Mitarbeiter in der Ablauforganisation beider Partner,
-Information und Schulung der Mitarbeiter,
-Festlegung der Sachnummern (Unterteilung in OEM- und OES-Teile) und
-Bestimmung des Zahlungsverkehrs (Gutschriftsverfahren, Rechnungsstellung).
Außerdem sind informationstechnische Voraussetzungen zu erfüllen:
-Überprüfung der Sachmittel (adäquate Hardware beim Lieferanten vorhanden?)
-Festlegung der Übertragungsmedien (Fax, DFÜ/EDI oder Internet?) und
-Ermittlung, ob durch die IT-gestützte Kommunikation eine Versorgung nach Reichweiten (und nicht nur nach Stückzahlen) möglich ist.
Logistische Anforderungen
Die logistischen Anforderungen umfassen den Transport, die Bedarfe und die Reichweiten, die Lagerkapazität sowie die Verpackung.
Zunächst ist die Transportfrequenz der Anlieferungen zu klären. Diese ist abhängig vom Liefer- und Bedarfsvolumen je Kalenderwoche. Um die Anzahl der Wareneingänge der Lieferanten möglichst gleichmäßig auf die Wochentage zu verteilen, sind Anlieferfenster zu definieren.
Es werden die durchschnittlichen Tagesbedarfe/Wochenbedarfe ermittelt, woraus sich die Festlegung der minimalen und maximalen Reichweiten je Sachnummer speist. Diese Interventionspunkte (Bestandsgrenzen) sind beispielsweise abhängig von der Entfernung des Lieferanten zum Empfänger, den Schwankungen der Abrufe, der Anlieferfrequenz sowie der Bedeutung des Materials (ABC-Analyse).
Es ist zu prüfen, ob für die (maximalen) Bestandsgrenzen ausreichend Lagerplätze vorhanden sind. Besondere Probleme können sich bei großvolumigen Teilen ergeben.
Zusätzlich ist zu ermitteln, ob Einweg- oder Mehrwegverpackungen zum Einsatz kommen sollen. Werden Letztere verwendet, ist zu beachten, dass sich die Umlaufzeiten für Mehrwegverpackungen um die zusätzliche Lagerdauer durch Konsignation verlängern. Deshalb wird durch Continental Teves geprüft, ob für den maximalen Bestand eine ausreichende Menge an Verpackung in Umlauf ist oder ob zusätzliches Verpackungsmaterial beschafft werden muss.
Steuerliche Aspekte
Erstreckt sich die Abwicklung über Konsignation auf ausländische Lieferanten, müssen steuerliche Aspekte beachtet werden. Beispielsweise muss Continental Teves in ihren Werken in Frankreich und Großbritannien die Waren lediglich nach spätestens drei Monaten aus dem Konsignationslager entnommen haben. Dabei hat der Lieferant keine steuerlichen Änderungen einzuplanen (Call-off Stocks). In Portugal hingegen, müssen sich die Lieferanten registrieren lassen, eine Fiskalvertretung einrichten und eine Identifikationsnummer für ihre Umsatzsteuer beantragen.
Beliefert ein ausländischer Anbieter einen deutschen Standort, muss auch dieser eine Identifikationsnummer für die Umsatzsteuer führen. Das zuständige Finanzamt vergibt dem Lieferanten eine eigene Umsatzsteuernummer. Er wird die Ware mit dem länderspezifischen Mehrwertsteuersatz fakturieren. Außerdem sind bei einer beabsichtigten Konsignation über Landesgrenzen hinweg Besonderheiten in der Zollabwicklung zu beachten.
Prozesskosten
Die Entscheidung über die Durchführung einer Konsignation basiert hier auf dem Gedanken der Prozesskostenrechnung. Der Hauptprozess Konsignation wird in Nebenprozesse (zum Beispiel Lagerhaltung) dekomponiert, denen unterschiedliche Aktivitäten (wie Handling oder Verwaltung) beigemessen und in einer Matrix aufgestellt werden.
Spalte a): zunächst sind die verschiedenen Einflussfaktoren (Kosten-/Leistungstreiber) einer Konsignation zu ermitteln,
Spalte b): diese werden mit einem Geldbetrag versehen (Kosten-/Leistungssatz), angegeben in DM,
Spalte c): dann wird der potenzielle Effekt einer Konsignation ermittelt, die Klärung der Fragen: „welche Aktivitäten fallen zusätzlich an?“ und „welche Aktivitäten werden eingespart?“
Spalte d): enthält die Zusatzkosten (Nachteile) aus Konsignation und
Spalte e): die Zusatzleistungen (Vorteile) aus Konsignation.
Die Auswirkungen der Einführung der Konsignation sind für Kunden und Lieferanten unterschiedlich. Um dies zu verdeutlichen, spiegelt die Matrix die Effekte separat wider. Für Continental Teves liegen die Vorteile von Konsignation vor allem in einer Reduzierung der Beständekosten (verzögerter Eigentumsübergang verbunden mit einer geminderten Kapitalbindung) sowie der Transportkosten.
Der Lieferant hat Zusatzleistungen hauptsächlich durch die Degression der Losgrößen (hervorgerufen durch erhöhte Freiheitsgrade). Außerdem wird es ihm vielfach gelingen, neben anderen Einflüssen, seine Rüstkosten zu senken und die Raten an Sonderfahrten zu reduzieren. Die Einführung von Konsignation erbringt also für beide Parteien Vorteile.
Jedoch sind auch die Nachteile zu sehen. Für Continental Teves müssen unter Umständen neue Verpackungen angeschafft werden. Für den Lieferanten steigen die Opportunitätskosten aufgrund der höheren Bestände. Dadurch ergibt sich ein negativer Effekt auf seinen Cash Flow (Finanzmittelüberschuss). Zusätzlich erhöht sich das Lagergeld der Bestände (insbesondere wenn die Konsignation nicht vom Abnehmer, sondern von einem neutralen Dritten, einem externen Dienstleister, durchgeführt wird). Schließlich können seine Versicherungskosten steigen.
Die Zahlenangaben in der Matrix stellen ein Beispiel dar. Sie geben an, welche Effekte eine Konsignation für beide Parteien haben könnte. Das Ergebnis dieser Analyse dient als Basis für die Konsignationsgespräche. In dem Beispiel würde die Errichtung eines Konsignationslagers folgendes bedeuten:
-Für Continental Teves ergäben sich jährliche Zusatzkosten in Höhe von DM 1.858, denen Zusatzleistungen von DM 26.650 pro Jahr gegenüber stünden.
-Der Lieferant hätte jährliche Zusatzkosten von DM 8.250, bei zusätzlichen Leistungen pro Jahr in Höhe von DM 28.333. Für beide Partner wäre die Einrichtung eines Konsignationslagers wirtschaftlich von Vorteil.
Sonstige Punkte
Diese Punkte, die in eine Konsignationsanalyse von Continental Teves einfließen, sind Soft Facts, deren Quantifizierung problematisch ist.
– Beruhigung der Beschaffungsprozesse: Aufgrund von Routineentscheidungen und der Polsterfunktion von Beständen im Konsignationslager, wird die Notwendigkeit zum Trouble Shooting reduziert.
– Erhöhung der Flexibilität des Lieferanten: Bei Engpässen ist der Lieferant (aufgrund der Sicherheitsbestände im Konsignationslager) anpassungsfähig. Für den Lieferanten ergibt sich ein weiterer Vorteil: Wenn zum Beispiel ein Kunde kurzfristig Bedarfe anmeldet, wird es für ihn möglich, unter Berücksichtigung der definierten Reichweiten, die Lieferung zu verschieben.
– Steigerung der Versorgungssicherheit: Der Abnehmer wird auf Schwankungen in den Kundenabrufen besser reagieren können, diese schlagen nicht auf die gesamte Versorgungskette durch. Die Kundenzufriedenheit wird nachhaltig positiv beeinflusst.
Phase 3: Vertragsgestaltung
Der Konsignationsvertrag (auch Konsignationslagervertrag) ist in zwei Bereiche untergliedert; zum einen in den allgemeinen Konsignationsvertrag, der für alle Werke und sämtliche Lieferanten des Unternehmens identisch ist. Der Vertrag beinhaltet die logistischen Anforderungen und ist in den allgemeinen Einkaufsbedingungen von Continental Teves verankert. Er gilt für alle Lieferanten gleichermaßen.
Zum andern existiert eine Zusatzvereinbarung zum Konsignationsvertrag. In dieser werden die spezifischen Einzelheiten und Vereinbarungen der jeweiligen Lieferanten-Werks-Beziehung niedergeschrieben. Mit dieser Konstruktion wird garantiert, dass für alle Lieferanten einheitliche Rahmenbedingungen bestehen. Gleichzeitig ist die Möglichkeit gegeben, Besonderheiten einzelner Lieferbeziehungen zu berücksichtigen.
Kriterien des Konsignationsvertrags sind:
-Lagerort, Kostenübernahme, Abnahmeverzögerungen,
-Lagerbetreiber, Verpflichtungen sowie Rechte der Vertragspartner,
-Haftungsaspekte,
-Eigentumsübergang und Rechnungsstellung,
-Versicherung,
-Warenprüfung,
-Inkrafttreten/Kündigung und
-sonstige Bestimmungen (Wahl des Rechtsorts, Verweis auf weitere Verträge).
Zusatzvereinbarungen
Zusatzvereinbarungen beziehen sich insbesondere auf die Versicherung und die Fristigkeit:
-Der Lieferant muss das Material, welches er in das Konsignationslager liefert, im allgemeinen selbst versichern. Gute Gründe sprechen für diese Regelung: Wenn sich das Material im Konsignationslager befindet, ist es im Eigentum des Lieferanten. Der Abnehmer kann das Material eines Dritten nicht versichern, und kennt außerdem den buchhalterischen Wert der Ware zu diesem Zeitpunkt nicht. Auch müsste der Lieferant die Versicherungspolice des Kunden ohne Einschränkung akzeptieren (was beispielsweise bei Selbstbehalt in der Police dazu führen könnte, dass beschädigtes Material letztlich doch nicht ersetzt würde). Zudem ist in der Versicherungspolice des Lieferanten ein Außenlager meistens bereits eingeschlossen.
-In die Zusatzvereinbarung wird auch eingetragen, nach welcher Frist das eingelagerte Material in den Bestand des Abnehmers übergeht und die Bezahlung der Ware angestoßen wird.
-Mit der Entnahmemeldung erhält der Lieferant einen detaillierten Überblick über sämtliche Einlagerungen, Entnahmen und Bestände seiner Materialien. In der Zusatzvereinbarung wird fixiert, wie häufig der Lieferant diese Information erhält.
-Es werden zusätzlich auf einer Liste die minimalen und maximalen Reichweiten je Sachnummer vereinbart, in deren Grenzen der Lieferant den Lagerbestand frei aufbauen darf.
Vertragsunterzeichnung
Zunächst finden die Vertragsverhandlungen zwischen den Partnern statt. In diesem Zusammenhang werden zum Beispiel die Übernahmefristen der Vorräte geklärt. Als Basis der Verhandlungen dienen die in Phase 2 ermittelten Prozesskosten. Die Vertragsunterzeichnung schließt sich an, wenn Verhandlungserfolg vorliegt. Vertragspartner des Lieferanten ist das zu beliefernde Werk und nicht die Zentrale in Frankfurt.
Phase 4: Realisation und Kontrolle
Im Anschluss an die vertragliche Fixierung, beginnt die Umsetzung der Konsignationsprozesse sowohl beim Abnehmer als auch beim Lieferanten. Dabei sind vor allem folgende Punkte zu beachten:
-Definition der Prozesse sowie Klärung der Verantwortlichkeiten,
-Kennzeichnung der Sachnummern im IT-System als Konsignationsware (mit „K“ gekennzeichnet),
-Einstellung der Systemkommunikation für den Abgleich der Konsignationsmaterialien,
-Anpassung der Stammdaten und
-Verifizierung der Lieferabrufe.
Anschließend werden die ersten Lieferungen in das Konsignationslager vorgenommen. Der Bestandsaufbau erfolgt kontinuierlich (first in – first out). Der Eigenbestand fließt sukzessive in die Produktion und wird durch Konsignationsware ersetzt, wobei ein Mindestbestand simultan aufzubauen ist.
Die Kontrolle der Abwicklung über Konsignation obliegt bei Continental Teves direkt den Bestandsmanagern in den Werken oder den Disponenten. Diese Personen müssen teilweise in den Prozess eingreifen, um die definierten Reichweiten anzupassen. Die Anlieferfenster werden permanent überwacht. Continental Teves und ihre Lieferanten optimieren bei Bedarf gemeinsam den Konsignationsablauf.
Resümee
Continental Teves setzt die beschriebene Vorgehensweise zur Konsignation seit fast zwei Jahren erfolgreich ein. Nicht nur das Unternehmen selbst, auch Lieferanten haben durchaus positive Erfahrungen mit der Einrichtung eines Konsignationslagers gesammelt. Die Startkosten beider Parteien haben sich zumeist rasch amortisiert und wurden oft von den Zusatzleistungen sogar überkompensiert.
Für die Lieferanten erwiesen sich insbesondere die Beruhigung der Beschaffungs- und Produktionsprozesse (verbunden mit der Erzielung von Economies of Scale in der Fertigung), die Reduzierung der Transportkosten sowie die Optimierung der Rüstfolgen als positive Effekte der Konsignation. Es hat sich gezeigt, dass zur Ausschöpfung dieser Vorteile eine adäquate IT-Architektur notwendig ist.
Dipl.-Wirtschaftsingenieur Matthias Rennerist Referent,
Dr.-Ing. Joachim Zirbsist Leiter der Abteilung Beschaffungs- und Produktionslogistik der Continental Teves AG & Co. oHG in Frankfurt/M.;
Prof. Dr. Hartmut Wernerist Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensplanung und Beschaffung/Produktion an derFachhochschule Wiesbaden;er war vorher als Leiter des Bereichs Logistik-/Projektcontrolling ebenfalls bei Continental Teves tätig.
Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 3
Ausgabe
3.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de