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„Krankenhauseinkauf agiert in reglementiertem Umfeld“

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„Krankenhauseinkauf agiert in reglementiertem Umfeld“

Herr Ulrich, Sie engagieren sich persönlich in der BME-Fachgruppe „Einkauf im Krankenhaus“. Welche Inhalte stehen aktuell auf der Agenda?

Ulrich: Neben dem regelmäßigen Austausch über aktuelle Entwicklungen im Klinikumfeld stehen Standardisierungs- und Bündelungskonzepte und die Bewertung der E-Procurement-Strategien der einzelnen Krankenhäuser im besonderen Fokus unserer Fachgruppe. Darüber hinaus diskutieren wir engagiert über die aktuelle und zukünftige Position des Einkaufs in den Kliniken und die Entwicklungen im Compliance-Bereich.
Was unterscheidet konkret den Einkauf im Krankenhaus von anderen Bereichen und Branchen?
Ulrich: Einkäufer im Krankenhaus agieren in einem reglementierten Umfeld mit starkem Fremdeinfluss. In diesem Kontext sind exemplarisch zu nennen:
Erlöse nach Case Mix Index (CMI) und nicht nach der Marktsituation, Kostenentwicklungsindex auf Basis von Durchschnittsbewertungen, Investitionsentscheidungen aufgrund politischer Gesichtspunkte, bürokratische Vergabevorgaben und starre Personalstrukturen. Unter diesen Rahmenbedingungen muss der Krankenhauseinkauf – unter Beachtung weiterer Einflussfaktoren wie Zertifizierungsvorgaben, Medizinproduktegesetz (MPG), Hazard Analysis and Critical Points (HACCP) sowie zusätzlicher hygiene- und sicherheitsrechtlicher Vorschriften – die Anforderungen von Ärzten, Pflegedienst und Patienten bestmöglich befriedigen und insbesondere die betriebs- aber auch die volkswirtschaftlichen Ziele erreichen. Die Bandbreite der einkaufsspezifischen Aufgabenstellungen im Krankenhaus ist enorm und reicht von der Beschaffung komplexer Dienstleistungen, medizintechnischer Großgeräte und hochspezialisiertem IT-Bedarf über infrastrukturelle Investments bis hin zu Basisverbrauchsartikeln.
Was sind aus Ihrer Sicht auf dem Gesundheitssektor die wichtigsten Trends in der Beschaffung?
Ulrich: Hohen Stellenwert genießen derzeit insbesondere Materialstandardisierung, Versorgungskonzepte und Lieferantenbündelung sowie die Prozess-Optimierung durch Einsatz elektronischer Lieferscheine, Rechnungen und Plattformen. Aber auch die Einflussnahme der Beschaffung bei Investitionsplanungen, die Qualifizierung des Einkaufs sowie die Verantwortung hinsichtlich Instandhaltungs-und Wartungsverträgen gewinnen zunehmend an Relevanz.
Beim Einkauf im Krankenhaus sind Einkaufsgemeinschaften weit verbreitet. Sind die Potenziale auf diesem Sektor bereits ausgereizt?
Ulrich: Die Potenziale sind – je nach Einkaufssegment – sehr unterschiedlich ausgeschöpft. Bei Verbrauchsgütern und Implantaten sind die Möglichkeiten der Einkaufsgemeinschaften insgesamt weitgehend umgesetzt, während u.a. bei Dienstleistungen, Wartungen, IT- Bedarf und technischen Geräten noch Potenziale existieren. Allerdings gilt es, Einkaufsgemeinschaften in ihrer Funktion als Dienstleister der Krankenhäuser gleichzeitig auch strukturelle Grenzen zu setzen: Die finalen Entscheidungen dürfen sich die Einkaufsverantwortlichen der Krankenhäuser nicht aus der Hand nehmen lassen.
Zunehmender Kostendruck im deutschen Gesundheitssystem: Wird sich diese Entwicklung zukünftig noch weiter fortsetzen?
Ulrich: Diese Entwicklung wird noch voranschreiten, sofern nicht zukünftig auf Basis eines übergreifenden Konsenses in der Bevölkerung ein funktionierendes flächendeckendes Gesundheitswesen deutlich höhere Wertschätzung genießt. Von Seiten der Politik und der Kostenträger wird das Gesundheitssystem häufig immer noch als Kostentreiber mit erheblichem Optimierungspotenzial gesehen. Fakt ist, dass zwischen den einzelnen Kliniken erhebliche Unterschiede existieren. Während einige Krankenhäuser bzgl. Kostenreduzierungen noch erhebliche Potenziale aufweisen, sind viele Kliniken bereits an ihrer Grenze angelangt.
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