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Markt für Einkaufs- und Logistikdienstleistungen

Prozeßoptimierung, Arbeitsteilung, Erschließung neuer Beschaffungsmärkte
Markt für Einkaufs- und Logistikdienstleistungen

Die Nachfrage nach Beschaffungsdienstleistungen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. In den Unternehmen konzentriert man sich auf die Kernkompetenzen und mit wachsendem Zulieferanteil an der Wertschöpfung steigt auch die Einsicht, daß Beschaffungsprozesse durch sinnvolle Arbeitsteilung intern und extern kostengünstiger zu gestalten sind – insbesondere im Bereich der Gemeinkosten- oder C-Materialien.

Diesen Anforderungen entsprechen namhafte Handelsunternehmen des produktionsbegleitenden Fachhandels mit einem umfassenden Nebenleistungsangebot in den Bereichen Informationstechnik und Lieferlogistik, mit dem die Bedarfsdisposition auf der Abnehmerseite wesentlich vereinfacht und beschleunigt, ja sogar komplett outgesourced werden kann.

Dienstleistungsangebot
Darüber hinaus ist ein Spektrum von Einkaufsdienstleistern herangewachsen, das vom Einzelkämpfer über die lagerhaltende Einkaufsagentur, den System-Provider bis zum Full-Service-Dienstleister mit bundesweit verteilter Präsenz reicht. Das Problem für den Nachfrager besteht darin, die Spreu vom Weizen richtig zu unterscheiden, denn die Mehrzahl der Anbieter sind noch schwach an Kapital, ihre kleinen Teams bestehen aus Allroundern und die Umsätze liegen eher im ein- als im zweistelligen Millionenbereich.
Gefragt ist in diesem Geschäft fachliche Qualifikation, Markterfahrung, handwerkliche Fertigkeit und die Fähigkeit zur ganzheitlichen strategischen Entwicklung, denn aus Untersuchungen ist bekannt, daß die Optimierung der Beschaffungs- und Logistikprozesse sowie die Prozeßkoordination zwischen Abnehmern und Lieferanten weit mehr Nutzen stiftet, als die Reduzierung der Einkaufspreise um wenige Prozent.
Hier setzen gute Beschaffungsdienstleister an, um ihren Kunden durch Reduzierung von Prozeßschritten deutliche Kosteneinsparungen zu ermöglichen und darüberhinaus vor allem den Horizont für neue und ertragreiche Beschaffungsquellen zu eröffnen. Dienstleister offerieren nicht nur Beschaffung von Gemeinkostenmaterial, einige engagieren sich bei Produktionsmaterial oder Investitionsgütern, andere agieren gar vom Lieferantenmanagement über spezielle Auslandsmärkte bis hin zum Global Sourcing.
Anforderungen und Trends
Schließlich ist das Motiv für die Nachfrage von Beschaffungsdienstleistung vielfältig. Dazu gehört neben der Prozeßoptimierung die Arbeits- und Personalentlastung, die Ausgliederung von Teilfunktionen der Beschaffung, die Betreuung kompletter Materialfelder, die Erschließung neuer Märkte und vieles mehr. Große Unternehmen fragen diese Dienstleistungen ebenso nach wie mittlere und kleine. Ihre Einkaufskapazitäten reichen meist nicht aus für eine gleichermaßen intensive Bearbeitung aller Bedarfsgruppen und darüber hinaus auch noch für die notwendige Markterforschung. Zudem ändern sich die Beschaffungsmärkte immer schneller, so daß das „Überwintern“ am eigenen Schreibtisch für Einkaufsentscheider immer riskanter wird.
Letztendlich setzt Arbeitsteilung im Einkauf absolute Seriösität aller Beteiligten voraus, auf der sich die notwendige Vertrauensbasis für eine erfolgreiche dauerhafte Zusammenarbeit entwickeln kann. Hier erweitert sich das Dienstleistungsangebot neuerdings um verselbständigte Dienstleistungseinheiten namhafter Konzerne, die mit dem geballten Know-how von Prozeßgestaltung, Lieferantenmanagement, Benchmarking, Bedarfsbündelung bis Global Sourcing aufwarten. Zudem ist erkennbar, daß auch große internationale Management-Consulting-Unternehmen spezielle Einheiten für Beschaffungsdienstleistung aufstellen.
Marktforschungs-Stichprobe
Gemeinsam mit der Marktforschung des Konradin Verlages hat „Beschaffung aktuell“ Ende 1998 eine Marktforschungsstichprobe bei 500 deutschen Unternehmen in der Größenordnung zwischen 500 und über 5.000 Mitarbeitern durchgeführt, um die Akzeptanz von Einkaufsdienstleistern sowie die Outsourcing-Bereitschaft zwischen Beschaffung und Logistik abzufragen. Soviel vorweg: 40% der befragten Unternehmen befassen sich aktiv mit dem Thema Einkaufsdienstleistung. Davon wiederum setzen bereits 80% externe Dienstleister ein und die restlichen 20% beabsichtigen, dies in absehbarer Zeit zu tun.
Die folgenden Angaben und Zahlen konzentrieren sich auf diese 40% der Outsourcing-Willigen, was einer Gesamtheit von 200 Unternehmen in der Stichprobe entspricht. Nach aller Erfahrung bietet eine 200er-Stichprobe in einer klar definierten Unternehmensgröße durchaus Gewähr für repräsentative Aussagen und Ergebnisse. Von diesen 200 Unternehmen waren 70 in der Größenordnung von 500 bis 999 Mitarbeiter, 48 mit über 1000 Mitarbeitern und 81 mit über 5.000 Mitarbeitern. Bei den Einzelbetriebsgrößen hatten 62 Betriebe bis 200 Mitarbeiter, 57 bis 999 sowie 80 Betriebe über 1.000 Mitarbeiter.
Die Branchenstreuung repräsentiert u.a. 24 Unternehmen aus der Metallbe- und verarbeitung, 36 aus dem Maschinenbau, 23 aus dem Fahrzeugbau, 41 aus der Chemieindustrie, 18 aus der Zulieferindustrie sowie 17 aus dem Dienstleistungsbereich. Der Verantwortungsbereich der befragten Gesprächspartner erstreckte sich zu rund 50% auf die Beschaffung, 15% auf die Materialwirtschaft und 35% auf die Logistik. Besonders häufig werden Dienstleistungen von mittelgroßen Betrieben sowie insbesondere in der Chemie in Anspruch genommen. Externe Dienstleister werden im Logistikbereich fast doppelt so häufig eingesetzt wie in der Beschaffung. Dies dürfte aber situationsbedingt und die stärkere Ausweitung auf den Einkaufsbereich nur eine Frage der Zeit sein.
Logistik vor Beschaffung
Bei der Frage, wo Dienstleister derzeit bevorzugt eingesetzt werden, votieren 63 bis 68% in der Reihenfolge der Priorität für Logistikabwicklung, Logistikoptimierung und Strategische Logistik sowie 35 bis 36% für Einkaufsmarketing, Strategischen Einkauf sowie Einkaufsabwicklung.
Bei strategischen Einkaufsdienstleistungen liegt das Interesse in der Rangreihenfolge bei weltweiten Marktanalysen (50%), Lieferantenauswahl (48%), Reduzierung und Standardisierung von Zukaufteilen (47%), Einkaufsschulung (45%), Lieferantenentwicklung (43%) und Bedarfsbündelung (43%). Leistungen im Lieferantenmanagement und der Teilestandardisierung werden besonders von Großbetrieben nachgefragt.
Vergleichsweise deutlich geringer ist das Interesse bei Dienstleistungen im operativen Einkauf. Kleinere Betriebe sowie solche aus den Bereichen Metallverarbeitung, Maschinen- und Fahrzeugbau sind noch am ehesten interessiert. Hier dominiert die Bestellabwicklung (43%) mit Abstand vor Einkaufskreditkarten, Abwicklung von Rücklieferungen, Qualitätsprüfungen, Technischem Support sowie Rechnungsprüfung und Zahlungsabwicklung.
Deutlich größeres Interesse finden derzeit noch Logistikdienstleistungen, insbesondere die Optimierung von Transportwegen und -kosten (74%), die Logistikfachberatung (72%), Laderaumoptimierung (63%) sowie die richtige Auswahl der Transportunternehmen (62%). In der Logistikabwicklung konzentriert sich das Interesse der Rangfolge nach auf Frachtenkontrollen (66%), elektronische Sendungsverfolgung (65%), Zwischenlagerung (65%), Export/Importabwicklung (64%) sowie Auftrags- und Lieferabwicklung (61%).
Nutzenerwartungen
Im Kostenbereich werden von Einkaufs- und Logistikdienstleistern bei rund 50% der Befragten deutliche Vorteile erwartet, insbesondere bei den Logistikkosten (64%), der Prozeßoptimierung (58%) und der Lagerhaltung (55%) durch reduzierte Kapitalbindung. Es folgen verbesserte Versorgungssicherheit (50%), besserer Zugang zu internationalen Märkten (50%) und Kompetenzsteigerung (49%). Die größten Erwartungen hegen wiederum die kleineren Unternehmen und der Fahrzeugbau. Die Erwartungen hinsichtlich der Vorteile bei Prozeßoptimierung und Kapazitätsauslastung sind in der Chemie am größten.
Professionelles Personal bei 97%, Servicefreundlichkeit bei 96% und kompetente Fachberatung bei 95% der Befragten sind die am häufigsten gestellten Anforderungen; am stärksten bei kleineren Betrieben sowie im Fahrzeugbau. Es folgen Engineering-Know-how mit 87% und Erfahrung auf internationalen Märkten mit 84%. Großbetriebe sind besonders an kontinuierlichen Innovationen (89%) und die Betriebe der Chemieindustrie an Full Service (81%) und kompetentem Personal interessiert. Interessant ist, daß sich alle freien Nennungen auf eine kostenneutrale Auswirkung der Dienstleistungen oder auf eine erfolgsabhängige Honorierung beziehen.
Delegation von Verantwortung
Das durchschnittlich zu verantwortende Einkaufsvolumen der Befragten liegt zwischen 100 und 250 Mio. DM; in 14% der Fälle bis 499 Mio. DM und in weiteren 14% über 500 Mio. DM. Bei der Frage, welchen Anteil des Volumens man externen Dienstleistern zu übertragen bereit ist, votieren 33% für weniger als 5%, 22% für bis zu 15%, 12% für bis zu 24% sowie schließlich 16% für 25% und mehr. Bei kleineren Unternehmen reicht die Delegationsbereitschaft bis 37%, bei Großbetrieben bleibt dieser Wert im einstelligen Bereich (7 bis 8%).
Bei der Frage, welche Materialien und Dienste durch Externe vorzugsweise zu beschaffen sind, dominieren bei 84% der Befragten Dienstleistungen wie Gebäudereinigung, Instandhaltung und Bewachung sowie Büromaterial bei 80%, mit Abstand gefolgt von Büromöbeln bei 69%, Büromaschinen bei 68%, Norm- oder C-Teilen bei 54%, Standardsoftware bei 53% und Softwareentwicklung bei 49%. In der Metallbranche würde man am ehesten elektromechanische Teile sowie bei Großunternehmen Elektronikkomponenten durch Dienstleister beschaffen lassen.
Internet-Unterstützung
Starke Priorität hat bei 86% der Befragten der Wunsch, daß die Geschäftsverbindung mit dem Einkaufsdienstleister durch ein Online-System via Internet unterstützt wird. Bei der Beschaffung über Internet mit Hilfe des Dienstleisters dominieren bei 75% Büromaterial, 73% Katalogwaren, 67% Kleininvestitionen und 65% Büromöbel; Fertigungsmaterialien kommen bei 53% in Betracht. Die Akzeptanz des Internet-Einsatzes für Bestellsysteme ist also sehr hoch und geht durch alle Branchen und Betriebsgrößen gleichermaßen.
Welche Funktionen sollte nun nach Meinung der Befragten ein Internet-basierendes Einkaufssystem erfüllen? Bei 85% sind das Bereitstellung weltweiter Marktinformationen, bei 77% die Möglichkeit der Bedarfsausschreibung und bei 72% die Bestellabwicklung; mit weitem Abstand gefolgt von Transportsteuerung (47%) sowie Abwicklung des Zahlungsverkehrs (41%). Bei der Zahlungsabwicklung überwiegen sogar die Nein-Stimmen mit 44%. Insgesamt ist die Datensicherheit ein wichtiges Thema.
Liefersicherheit
Nach der Bedeutung der Leistungen eines Lieferzentrums befragt, nennen 95% der Befragten wettbewerbsfähige Preise und starke Kundenorientierung, 92% jederzeitige Auskunftsbereitschaft über Abwicklungsstatus, 87% Abwicklung noch am Tage des Auftragseingangs, 84% ständige Erreichbarkeit, 77% Lieferbereitschaft rund um die Uhr und 68% weltweite Lieferfähigkeit, ferner ganz allgemein vereinfachte Bestellabwicklung. Der Preisaspekt wird besonders von größeren Unternehmen herausgestellt.
Leistungskriterien für einen Dienstleister in der Transportabwicklung werden in besonderem Maße als wichtig eingestuft, so bei 95% die termingenaue, zuverlässige Transportdurchführung, bei 94% Kundenorientierung, 92% aktuelle Sendungsauskunft sowie proaktiv bei Verspätung oder Beschädigung, bei 89% proaktive Konsultation hinsichtlich Prozeßverbesserung sowie Auswahl leistungsfähiger Transportdienstleister, bei 87% die Durchführung von Sonder- und Eiltransporten, bei 83% die Versandabwicklung zu Festpreisen, bei 81% die Abwicklung der Frachtkontrolle und bei 80% die Fachberatung in der Angebotsphase.
Bei der Expreßanlieferung zeitkritischer Teile haben bei 81% der Befragten die 24-Stunden-Hotline für Auftragsbestätigung und Bearbeitung sowie die Expreßversorgung am Bestimmungsort Vorrang sowie bei 70% die Zwischenlagerung von Teilen in zentralen Depots. (ks)
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