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Würth Industrie Service erweitert Logistikzentrum im laufenden Betrieb

Würth Industrie Service erweitert Logistikzentrum im laufenden Betrieb
Operation am offenen Herzen

Die Würth Industrie Service GmbH mit Sitz in Bad Mergentheim hat ihr Logistikzentrum erweitert. Das Projekt wurde 2010 ins Leben gerufen. In drei Abschnitten wird ein Shuttlelager- System von Knapp im laufenden Betrieb in die bestehende Halle gebaut.

Als eine „Operation am offenen Herzen“ bezeichnet Stefan Reuss, verantwortlich für Logistik und IT bei Würth Industrie Service, die Integration des Order Storage and Retrieval (OSR)-Systems von Knapp am Logistik-Campus am Standort Bad Mergentheim. Dort arbeiten in der Logistik 330 Mitarbeiter im 2-Schicht-Betrieb in einer 6-Tage-Woche. Die Schwaben beliefern von Bad Mergentheim aus 1296 Kanban-Kunden in einem Radius von 48 Stunden innerhalb Europas und 24 Stunden innerhalb Deutschlands. Auch alle Schwestergesellschaften weltweit die über ein eigenes Lager verfügen, wie beispielsweise Indien, China, Malaysia und Australien, versorgen sich teilweise ebenfalls aus diesem Lager.
 
Das Interview führte Alexander Gölz, Redakteur Beschaffung aktuell

Die Shuttle-Halle wurde 2010 gebaut, in modularer Bauweise, sodass auf erhöhten Bedarf reagiert und in 3 Schritten erweitert werden kann. 2011 fand die erste Erweiterung des Logistikzentrums statt. „Die Wahl für die Knapp-Lösung fiel leicht, da es nur 2 Anbieter gab, die in der Lage waren unsere Anforderungen zu erfüllen“, so Reuss. Die Halle hatte anfangs eine Länge von 85 Metern und wurde dann auf 120 Meter verlängert. Die Herausforderung für den OSR-Lieferant bestand darin, dass die Halle 24 Meter hoch ist und 2 Shuttle-Systeme übereinander gebaut werden sollten. Bei der Integration des ersten Systems wurde darauf geachtet Gassen „offen“ zu lassen, sodass je nach Bedarf weitere Shuttle-Strecken eingebaut werden können. Im vergangenen November wurde der Abschnitt 2 des Projekts abgeschlossen. Der C-Teile-Lieferant verfügt über ein eigenes Planungsteam das seit 15 Jahren zusammen arbeitet. Dieses setzt sich aus Fachplanern der Gewerke Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro, sowie Architekten und Logistikplanern zusammen. Die Prozesshoheit wird so im eigenen Haus gehalten und abgedeckt. Die Inbetriebnahme des neuen Lagers wird durch die eigenen Logistikplaner vorgenommen.
Auf einer Fläche von 50 000 m2 befindet sich eine Förderstrecke von 12 Kilometern (Behälter und Palette), im Lagerbestand sind 120 000 Artikel. Derzeit finden allein im Shuttle-System rund 64 000 Tablare Platz.
„Wir sind kundenbedarfsgetrieben, verfügen also über kein festes Sortiment. Jeden Monat werden 500 bis 800 neue Artikel ins Lager hinzugefügt“, erklärt Reuss. Dies sei der Schlüssel der Erweiterungsplanung. So gibt es 150 000 Fachbodenplätze, 120 000 automatisch bewirtschafte Hochregalplätze und nach der Erweiterung 150000 Plätze im Shuttle-System.
Pro Monat wickelt die Würth-Logistik 30 000 Positionen im Wareneingang und 350 000 Positionen im Warenausgang ab.
Laut Stefan Reuss herrscht eine Vorplanungszeit von 4-5 Monaten. Die Realisierungszeit belaufe sich auf rund zwölf Monate. „Die zweite Erweiterung benötigte eine längere Planungszeit, weil wir die Erweiterung im laufenden Betrieb realisieren. Wir docken an die bestehende Förderanlage an, ohne viel Reibungsverluste, also Standzeiten, in denen Kunden nicht beliefert werden können“, erläutert der Logistikverantwortliche. Da die Kunden im Kanban-Prinzip beliefert werden würden, also just-in-time, könne man es sich nicht erlauben hier größere Standzeiten zu haben.
Eine Kapazitätsbetrachtung wird bei Würth in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Über einen solchen Vergleich wird festgestellt, dass beispielsweise in 15 Monaten der Platz im Shuttlelager ausgeht. Sollte dies festgestellt werden, wird die mögliche Technologie für die Erweiterung eruiert. Hier ist ebenfalls der Logistikplaner mit im Boot und es wird eine Vorauswahl der möglichen Partner getroffen. In der Realität sieht es allerdings so aus, dass die Planungen auch an die wirtschaftliche Entwicklung angepasst werden. „2008 war beispielsweise ein Jahr mit sehr hohem Umsatzniveau, es wäre ein Jahr gewesen in dem wir erweitern hätten müssen. Aufgrund des Abschwungs haben wir im letzten Quartal dieses Jahres jedoch beschlossen nicht zu bauen, was auch aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung war“, sagt Reuss. Durch die Wirtschaftskrise 2009 ging der Umsatz um 25 % zurück. „So kam die Situation das wir im Jahr 2010 so steil gestartet sind, dass wir uns auf dem Umsatzniveau von 2008 befanden. Das heißt, wir waren hier bereits ein dreiviertel Jahr zu spät dran“, analysiert der Geschäftsführer für Logistik & IT. Im August 2011 wurde die Anlage in Betrieb genommen, aber eigentlich hätte dies laut Reuss bereits Anfang 2011 stattfinden sollen, um wirklich genügend Kapazität vorhalten zu können. „Um diese Problematik zu umgehen, haben wir heute Szenarien um gegenzusteuern“, erklärt der Logistikgeschäftsführer. Die aktuelle Erweiterung hat rund 85 000 Stellplätze in der Größe 600 x 400 und 170 000 Plätze mit den Maßen 400 x 300 mm. Die Strategie bei Würth sah so aus, dass im Jahr 2010 die Halle gebaut wurde und sie dann in 3 Baustufen weiter ausgebaut werden sollte. Bei der Erweiterung ist es für den C-Teile-Lieferanten wichtig, dass immer die neueste Technologie zum Einsatz kommt.
Die Schwierigkeiten bei der Integration hielten sich laut Reuss im kleinen Rahmen. Es wurde vor allem nachts und am Wochenende an Nahtstellen gearbeitet um den logistischen Ablauf so gering wie möglich zu stören. So gibt es auch verschiedene Notfallszenarien um bei Schwierigkeiten schnell gegensteuern zu können. „Wir überlegen vorher, was kann passieren, und stellen Maßnahmen auf, wie dann reagiert werden kann“, erklärt der Logistikverantwortliche. So werden beispielsweise mehr redundante Strecken eingebaut, die etwas mehr in der Investition kostet, aber die Sicherheit gewährleisten, die Kunden trotz eines Ausfalls dennoch beliefern zu können.
Softwareseitig gibt es bei Würth ebenfalls eine Besonderheit: Unterhalb von SAP verfügt die Würth Industrie Service über ein eigenes Warenwirtschaftssystem. Das System wurde von Würth selbst entwickelt. Im Normalfall wird das Lagerverwaltungssystem eines Shuttlelagers vom Hersteller gestellt. Aber die Mergentheimer wollten die Prozesshoheit nicht aus der Hand geben, daher wurde hier auf ein eigenes System gesetzt. „Wir haben die Logistiksteuerung im eigenen Haus und über einen Telegrammaustausch mit dem Materialflussrechner steuern wir dann die Prozesse.“ So sei es möglich auf Veränderungen schneller zu reagieren und sich besser auf Kunden einstellen zu können.
Für das System wurde keine Testphase durchgeführt. Getestet wird das OSR in der Live-Umgebung, um Standzeiten so gering wie möglich zu halten. Zwölf Techniker betreuen die Anlage im 2-Schicht-Betrieb rund um die Uhr.
Durch den Einsatz energiesparender Technologie erreicht das OSR-Shuttle, laut Hersteller Knapp, in Summe den niedrigsten Energieverbrauch unter vergleichbaren Systemen am Markt und sei zudem leistungsfähiger. Der reduzierte Energieverbrauch wird maßgeblich von folgenden Faktoren beeinflusst: Optimal abgestimmte Steuerung zum effizienten Betrieb von Einzelkomponenten zur Vermeidung von Energieverbrauchsspitzen, geringes Eigengewicht und der Rückspeisung von Bremsenergie.
Das geplante Projektende wird von Würth auf Anfang Juli dieses Jahr datiert.

Order Storage Retrieval (OSR)

Das System

  • Platzsparend lagern, unterschiedliche Ladehilfsmittel bis zu 50 kg
  • Effizient kommissionieren
  • Fehlerfrei puffern und sequenzieren
  • Zuverlässiges Nachfüllen von Durchlaufregalen
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