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Rendite mit grüner Energie

Wie Unternehmer mit ihrem Industriedach Sonnenstrom erzeugen
Rendite mit grüner Energie

Auf die Idee, das eigene Dach mit einer PV-Anlage zu bestücken, sind schon viele gekommen. Wer sein Moduldach korrekt auslegen lässt und möglichst viel Strom selbst verbraucht, kann nicht nur mit grünem Strom punkten. Auch wirtschaftlich lässt sich der Erfolg durchaus sehen.

Gute Erfahrungen mit einer PV-Anlage auf dem Dach macht die Hartkorn Gewürzmühle GmbH. Das Unternehmen verdreifachte jüngst seine Lagerkapazität und reduzierte parallel seine Standorte von fünf auf zwei. Die Gelegenheit war günstig, den Neubau mit einer 213 kWp-starken Solaranlage zu bestücken. Dank dieser Maßnahme erreicht Hartkorn mit seinem Logistikgebäude sogar den EnEV55-Standard. So unterschreitet das Gebäude die Baunorm derart, dass es 45 Prozent weniger Energie zu seiner Bewirtschaftung benötigt.

Einen höheren einstelligen Millionenbetrag investierten die Koblenzer, die 120 Mitarbeiter beschäftigen, in das Vorhaben. Die Photovoltaik-Anlage für 212 000 Euro auf einem Teil des Daches erzeugt 200 000 kWh Strom pro Jahr, die im Jahresmittel etwa zu 30 Prozent selbst verbraucht werden. Das reduziert den Stromeinkauf um 10 000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen 16 500 Euro Einnahmen pro Jahr für die kWh, die 20 Jahre lang für 11,34 Cent ins öffentliche Netz eingespeist werden. Über die ganze Laufzeit gerechnet kostet so jede kWh bei 25 Jahren Laufzeit 0,065 Cent. Dieser Wert verbessert sich noch, wenn Hartkorn mehr Strom selbst verbraucht, etwa an den vier Stromtankstellen, die am Gebäude installiert wurden. Wichtig auch: Mit dieser Investition spart der Gewürzhersteller 112 t CO2 pro Jahr ein.

„Ich war selbst überrascht, dass sich die Mehrkosten binnen fünf Jahren rechnen“, sagt Geschäftsführer Andreas Hartkorn, der den Bauingenieuren von Goldbeck Solar für die qualifizierte Beratung dankbar ist.

Eine Amortisationszeit von fünf Jahren ist nicht unüblich, erläutert Solarexperte Björn Lamprecht. Konservativ rechnen die Ingenieure von Goldbeck Solar aber eher mit sieben bis zehn Jahren. Bei einer festgesetzten Einspeisevergütung von 20 Jahren und einer Laufzeit der Anlage von mindestens 25 Jahren ist das eine Garantie, um Stromkosten einzusparen.

„Große Dachflächen, perfekte Ausrichtung nach dem Sonnenstand und ein hoher Eigenverbrauch“, fasst Lamprecht die Kriterien zusammen, nach denen eine Solaranlage rentabel wird. Im Extremfall verdienen Logistiker, produzierende Unternehmen oder Lebensmittelhändler mit der eigenen Dachanlage sogar noch. Bis zu zwölf Prozent Rendite seien möglich. Unternehmer, die ihren Bestandsbau gerne mit Solar bestücken würden, sollten allerdings vorab die Statik und Dachbeschaffenheit prüfen. „Auf den meisten Dächern findet sich eine Möglichkeit, zum Beispiel mit statisch optimierten Unterkonstruktionen, eine Solaranlage zu errichten“, erläutert der Geschäftsführer.

Fast ausschließlich mit Solarstrom fertigt der holzverarbeitende Betrieb Runge GmbH in Osnabrück und verbraucht dabei einen großen Teil des eigenen Sonnenstroms selbst. Hergestellt werden Bänke, Tische, Mülleimer und Poller aus Holz. Sie stehen später in öffentlichen Parks oder auf Plätzen in der Innenstadt. Ende 2015 realisierte Geschäftsführer Oliver Runge einen Neubau nach höchsten ökologischen Standards. Eine Solaranlage durfte dabei nicht fehlen. Denn die Geschäfte sollen so nachhaltig sein wie die Produkte von Runge, der ausschließlich zertifiziertes Holz bearbeitet. Mit dem Dachstrom deckt die Firma den kompletten Energiebedarf.

Je mehr Strom selbst verbraucht wird,

desto rentabler

Je mehr Kollektorenstrom selbst verbraucht wird, desto rentabler wird die Anlage. Energieintensive Fertigungsschritte, Testläufe von Maschinen und Montageplätze für die Automobilindustrie verbrauchen viel Strom. Besser, wenn man Energie also kostengünstig selbst erzeugt, anstatt sie teuer einzukaufen. Auch Flurförderzeuge, Elektroautos, Beleuchtung und die Computer in der Verwaltung sind letztlich Verbraucher, die für die Berechnung herangezogen werden. Systeme werden meist so dimensioniert, dass sie die Grundlast decken oder die Eigenverbrauchsquote bei bis zu 70 Prozent liegt. Die Rechnung ist einfach: Während mit einer PV-Anlage die Gestehungskosten pro Kilowattstunde sechs bis acht Cent betragen, bezahlen Betriebe inklusive EEG-Umlage rund 18 Cent beim Energieversorger. Dazu bekommt der Handwerker noch zirka zehn Cent pro nicht genutzter, das heißt ins öffentliche Netz eingespeister, Kilowattstunde. Lamprecht, der mit seinem Team von Goldbeck Solar rund
80 Anlagen im Jahr erstellt: „Wir sprechen von hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Renditen.“ Die Osnabrücker Holzverarbeiter verbrauchen rund 50 Prozent des regenerativ erzeugten Stroms selbst. Weil Runge im Jahr 600 m³ Holz verarbeitet, hat seine Fertigung einen großen Energiehunger. Die Hälfte, die er nicht nutzen kann, weil etwa Ertragskurve und Verbrauchskurve nicht parallel zueinander verlaufen, oder die Sonne am Wochenende scheint, während nicht gearbeitet wird, speist der Familienbetrieb ins öffentliche Netz ein. Die Investition ist so ausgelegt, dass sie sich durch Eigenverbrauch und Einspeisung selbst finanziert. „Unternehmer machen sich auf diese Weise von schwankenden Strompreisen unabhängig, erzielen einen berechenbaren Ertrag und erwirtschaften sogar einen Überschuss“, sagt Lamprecht. Die Errichtung der Runge-Anlage mit der Leistung von 153 kWp dauerte ein halbes Jahr. 600 polykristalline Module bedecken nun eine Dachfläche von 976 m² . Entschieden haben sich die Projektbeteiligten für das Unterkonstruktions-System Sunolution, das mit seinen Komponenten aus robustem Kunststoff und Metall besonders leicht, widerstandsfähig und montagefreundlich ist. Auf ein energetisches Gesamtkonzept setzt die Medline International Germany GmbH. Hier läuft das Europa-Zentrallager, in dem Medizinprodukte von Spritzen über OP-Kittel bis hin zu Handschuhen lagern, komplett mit Solarstrom. In Kleve betreibt Medline das Lager mit 37 000 m². Eine PV-Anlage mit einem Megawatt Leistung erwirtschaftet rund 900 000 kWh im Jahr. Rund 12 000 m² Solarmodule produzieren sauberen Strom. „Dass nun die gesamte Logistik, IT, Beleuchtung und auch alle Gabelstapler und Hubwagen mit Sonnenenergie betrieben werden, passt in unser Nachhaltigkeitskonzept“, sagt Finanzchef international Gerard Derksen. „Innerhalb von acht Jahren wird der Kunde die Investition in die PV-Dachanlage zurückverdient haben“,, sagt Lamprecht.


Leila Haidar, freie Journalistin in Stuttgart

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