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Sicherheitsaspekte für eine älter werdende Belegschaft

Persönliche Schutzausrüstung
Sicherheitsaspekte für eine älter werdende Belegschaft

Laut der Europäischen Partnerschaft in der Arbeitsschutzforschung (PEROSH) sind im Jahr 2025 etwa 35 Prozent der europäischen Arbeitskräfte über 50 Jahre alt. Sean Clay, Vizepräsident und Geschäftsführer von Honeywell Industrial Safety EMEA, gibt Ratschläge zum Schutz des älteren Personals.

Bei älteren Mitarbeitern wird das Unternehmen mit einer Reihe von altersbedingten Risiken konfrontiert. So lässt beispielsweise das Seh- und Hörvermögen nach und auch Beweglichkeit und physische Belastbarkeit nehmen ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitskräfte im fortgeschrittenen Alter durch Unfälle ernsthafte Verletzungen oder Behinderungen erleiden und diese im schlimmsten Fall zum Tode führen, ist deutlich höher. Aus diesem Grund benötigen Sicherheitsfachkräfte Strategien, um älteren Mitarbeitern den notwendigen Schutz zu gewährleisten.

Die Sicherheits- und Risikoanalysen sollten sich dabei jedoch nicht allein auf altersbedingte Risiken beziehen, sondern auch die Arbeitsanforderungen sowie die individuelle Leistungsfähigkeit und gesundheitliche Verfassung jedes Mitarbeiters berücksichtigen. Altersbedingte Faktoren müssen ebenfalls mit einbezogen werden. Dazu zählen auch physische Belastungen wie beispielsweise bei Arbeiten in heißen oder lauten Umgebungen oder die Beanspruchung bei wiederholenden rotierenden Bewegungen. Folgende Aspekte sollten beachtet werden.

Muskelkraft und Beweglichkeit

Die meisten Tätigkeiten erfordern nicht die maximale Körperkraft oder Beweglichkeit. Daher führen ältere Mitarbeiter die meisten Aufgaben genauso problemlos aus wie jüngere, arbeiten jedoch unter größerer Anstrengung. Sicherheitsfachkräfte sollten daher die Auswirkungen von oft wiederkehrenden Bewegungsabläufen bei bestimmten manuellen Aufgaben besonders ernst nehmen.

Körperhaltung und Gleichgewicht – Sicherheitsschuhe: Mit zunehmendem Alter passieren mehr Unfälle, die auf das Gleichgewicht zurückzuführen sind. Arbeiten, die präzise Anpassung, Muskelkraft (einschließlich Heben und Tragen) sowie wiederholende Bewegungsabläufe (vielleicht auf rutschigen oder unbeständigen Oberflächen) erfordern, können durch eine schlechte Körperhaltung beeinträchtigt werden. Unerwartete Stöße oder Erschütterungen verursachen bei älteren Arbeitskräften möglicherweise größere Probleme, da sie das Gleichgewicht nicht so schnell wiedererlangen.

Ausrutschen, Stolpern oder Stürze stellen insbesondere für ältere Mitarbeiter ernst zu nehmende Risiken am Arbeitsplatz dar. Sicherheitsschuhe müssen der Umgebung, in der die Mitarbeiter tätig sind, angepasst werden und Sicherheitsfachkräfte sollten abgesehen vom physischen Schutz auch Griffigkeit, Komfort und das Verhindern von Fußmüdigkeit bedenken. Eine Schuhsohle ist im Grunde genommen ein Reifenprofil, das Griffigkeit und Stabilität bieten soll. Ebenso wie Reifen werden Schuhsohlen für bestimmte Gelände entwickelt. Die Leistung der Sohle muss daher an bestimmte Risiken und Umgebungen angepasst werden. Wenn Oberflächen eine deutliche Rutschgefahr darstellen, dann lohnt es sich, Sicherheitsschuhe mit speziell entwickelten und getesteten rutschfesten Sohlen in Erwägung zu ziehen. Ausschau sollte nach Schuhwerk gehalten werden, das den Mindestanforderungen von EN ISO 20345/6/7 mit Reibungskoeffizienten (CoF) entspricht. Es ist dabei ratsam, höhere als die in EN ISO festgelegten Testwerte zu wählen – je höher, desto besser. Achten Sie auch auf bestimmte Codes: SRA (auf Keramikfliesen mit wässriger Seifenlösung getestet), SRB (auf glattem Stahl mit Glyzerin getestet) oder SRC (unter beiden Bedingungen getestet).

Komfort: Schwere oder steife Sicherheitsschuhe können die Müdigkeit der Füße sowie das Risiko des Ausrutschens, Stolperns oder Stürzens fördern. Achten Sie daher unbedingt auf Einlagen für unterschiedliche Fußbreiten und verwenden Sie Komfortschaum für eine verbesserte Passform. Beziehen Sie auch Elemente, die der Fußmüdigkeit entgegenwirken, mit ein. Zu diesen zählen beispielsweise Fußbetteinlagen oder Schuhe mit Verbundstoffsohle, da diese Schuhe leichter sind.

Da sich die Körpertemperatur älterer Mitarbeiter, insbesondere bei körperlichen Aktivitäten, nicht mehr so gut an die Außentemperatur anpassen kann, stellen heiße oder kalte Umgebungen eine besondere Herausforderung für sie dar. Dies gilt insbesondere bei Arbeiten im Freien.

Thermoregulation (Körpertemperatur)

Arbeitskräfte müssen sich jederzeit warm und trocken fühlen. Wasserdichte sowie hitze- und kältebeständige Arbeitsbekleidung ist hierfür der Schlüssel – insbesondere Jacken und Arbeitshosen, die der Temperatur und den Bedingungen, in denen sie benutzt werden, angepasst sind. Idealerweise sollte man Isolierung und Luftstrom variieren können. Jacken mit mehreren Schichten und Thermofutter sind eine gute Wahl, da einzelne Schichten je nach Bedingungen und Bedürfnissen des einzelnen Mitarbeiters hinzugefügt oder abgelegt werden können. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Kopf warm und trocken bleibt, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Die Kleidung sollte einfach an- und auszuziehen, atmungsaktiv und leicht sein sowie die Bewegungsfreiheit nicht einschränken.

Sehkraft: Die natürliche Sehkraft verschlechtert sich im Laufe der Jahre, weshalb ältere Mitarbeiter oft nicht mehr so gut sehen können. Es wird schwieriger, in manchen Entfernungen die Schärfe zu korrigieren oder die Tiefe einzuschätzen, was wiederum zu einem höheren Unfallrisiko führt. Sehtests zeigen, ob Sehhilfen benötigt werden. Diese sind auch in einer Reihe von Schutzbrillen (entsprechend der Norm EN 166) erhältlich. Wenn bestehende Korrektionsbrillen getragen werden, dann sollten diese mit anderer PSA-Ausstattung, wie Gesichtsmasken, benutzt werden. Gehör: Mit zunehmendem Alter kann sich auch das Gehör verändern. Manchmal ist es für ältere Arbeitskräfte schwierig, höhere Frequenzen (hohe Töne) zu hören. Im Gegensatz zu anderen Verletzungen gibt es hier keine offensichtlichen Anzeichen für Schäden und es dauert oft Jahre, bis Probleme diagnostiziert werden. Obwohl ältere Arbeitnehmer bereits ein irreparabel geschädigtes Gehör haben könnten, ist es wichtig, dass sich ihr bestehendes Hörvermögen nicht weiter verschlechtert. Viele Arbeitsplätze bieten Gehörschutz wie Gehörschutzstöpsel oder Ohrenschützer, jedoch überprüfen Mitarbeiter oft nicht, ob es die korrekte Ausstattung ist oder ob diese richtig sitzt. Sicherheitsfachkräfte sollten angepassten Gehörschutz in Betracht ziehen, um zu dokumentieren, wie viel Schutz ein Mitarbeiter mit einer bestimmten Gehörschutzart erhält. Das Ergebnis bezeichnet man als PAR (Personal Attenuation Rating). Der Wert des angepassten Tests ist unmittelbar einsehbar und man kann sofort darauf reagieren. Sollte ein Mitarbeiter einen niedrigen PAR (schlecht angepassten Gehörschutz) haben, dann kann gleich eine wiederholte Unterweisung und Anpassung stattfinden. Sollte die wiederholte Unterweisung mit den gleichen Gehörschutzstöpseln fehlschlagen, kann ein anderes Modell gewählt werden, das sich der Anatomie des Hörorgans besser anpasst. Es kann auch ein alternativer Gehörschutz gewählt werden.

Ältere Mitarbeiter bringen einem Unternehmen viele Vorteile und Studien zeigen, dass die meisten älteren Arbeitnehmer genauso leistungsfähig sind wie jüngere und weniger Krankheitstage nehmen. Altersbedingte Sicherheits- und Gesundheitsrisiken müssen jedoch sorgfältig geprüft werden, damit Unternehmen von den Vorteilen älterer Arbeitskräfte voll und ganz profitieren.


Olivier Touchais,
Global Quality Director bei Honeywell Industrial Safety

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