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Starke Unternehmen, starke Einkäufer

40 Jahre Forum Einkauf im ÖPWZ
Starke Unternehmen, starke Einkäufer

Starke Unternehmen, starke Einkäufer
Beim Österreichischen Einkäufertag in Fuschl/Salzburg: Gerhard Wierer, Leiter Konzernbeschaffung, Rosenbauer International AG und Vorsitzender des Forom Einkauf, Bibiane Sibera, Generalsekretär, Forum Einkauf im ÖPWZ, Daniel Zabota, Chefredakteur Beschaffung aktuell.
Auch in Österreich gilt: Starke Unternehmen haben starke Einkäufer, sagt Bibiane Sibera, Generalsekretär, Forum Einkauf im ÖPWZ, Wien. Mit ihr und dem Vorsitzenden Gerhard Wierer, Leiter Konzernbeschaffung, Rosenbauer International AG, Leonding, sprach Beschaffung-aktuell-Chefredakteur Daniel Zabota. Anlass waren der Österreichische Einkäufertag in Salzburg und das 40-jährige Bestehen des Forum Einkauf.

Beschaffung aktuell: Herr Wierer, Frau Sibera, der diesjährige Österreichische Einkäufertag stand unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“. Was wollten Sie damit ausdrücken?

Bibiane Sibera: Wir haben das Jubiläum 40 Jahre Österreichischer Einkäufertag genutzt, um in die Vergangenheit zu blicken: Was hat sich im Einkauf verändert, ich welche Richtung gehen wir weiter.
Das haben auch die behandelten Themen widergespiegelt: Innovation – was kommen könnte, wie der Einkauf sich proaktiv einbringen, Innovationen initiieren, mitgestalten und ausbauen kann, Nachhaltigkeit – das Gute aus der Vergangenheit bewahren, ausbauen, verbessern, Kooperation – auf Gutem aufbauen und neue, mutigere Wege gehen und Partner für gedeihliche Zusammenarbeit aufspüren.
Gerhard Wierer: Das Motto beschreibt die Tätigkeit eines Einkäufers aus meiner Sicht sehr gut – eine Zusammenfassung der Themen der letzten 40 Einkäufertage ergibt, dass es bis auf einige neue Themen, wenig wirklich Neues gibt und die alten Themen noch immer aktuell sind.
Beschaffung aktuell: Wie wird der Einkauf seiner Rolle als „Innovationstreiber“ gerecht?
Wierer: Ich sehe den modernen Einkauf als Dienstleister in einem Unternehmen, der mit der Entwicklung und der Produktion intensiv zusammenarbeitet und gemeinsam dafür sorgt, dass permanent die Produkte und Prozesse optimiert werden. Durch regelmäßige Lieferanten- und Messebesuche sollte der Einkäufer ein entsprechendes Fachwissen für seine Materialgruppe haben.
Sibera: Wenn der Einkauf im Unternehmen gut aufgestellt ist, wird er frühzeitig in den Entwicklungsprozess eingebunden und ist gefragter Know-how-Geber für seine internen Partner und damit für die Kunden. Das hat das Beispiel Trumpf Maschinen deutlich gemacht. Extern schafft der Einkauf Innovationen mit den Lieferanten, bei der Entwicklung zukunftsträchtiger Lieferanten, durch Substitution und auf alternativen Beschaffungsmärkten.
Beschaffung aktuell: Das Forum Einkauf im ÖPWZ war ziemlich mutig und hat sich bei der Veranstaltung sehr ausführlich mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst. Mal ehrlich: Sind Preisziele und Nachhaltigkeitsziele im Einkauf nicht sehr weit voneinander entfernt?
Sibera: Auch Nachhaltigkeit in der Beschaffung kann Innovation sein. Aber, keine Frage, der Preis steht weit oben auf der „Werte-Skala“, jedoch bedeuten „schmutzige“ Partner in Lieferketten (Beispiel Kinderspielzeug), teure Rückholaktionen in der Automobilindustrie und schlechte Presse große Image- und Wertverluste. Saubere, transparente Beschaffung wird einen immer größeren Stellenwert bekommen, der private Konsum macht es vor, die Industrie wird nachziehen müssen.
Wierer: Hier geht es gewissermaßen um die Königsdisziplin im Einkauf. Die Nachhaltigkeit beginnt schon, wenn bei bestimmten Teilen nicht wieder verwertbare Duroplaste durch Thermoplaste zu ersetzen. Das heißt, manchmal gelingt es beide Ziele zu erreichen. In vielen Fällen bleibt derzeit noch das Preisziel das Hauptthema.
Beschaffung aktuell: Wissen Sie was mich wieder einmal schockiert hat? Die Aussagen des Unternehmensberaters Axel Gauss zum Ruf des Einkäufers: a) So richtig leiden kann Sie keiner b) Ihnen als Einkäufer wird tendenziell misstraut. Erleben wir es noch, dass sich hier etwas ändert?
Wierer: Die Aussage von Gauss war sicher sehr allgemein gehalten. Ich persönlich habe die Veränderung schon erlebt! Wahrscheinlich spiegelt die Wahrnehmung des Einkauf in vielen Unternehmen die Firmenkultur wieder! Es liegt allerdings auch an den Einkäufern selbst, Marketing in eigener Sache zu betreiben und so den Einkauf und seine Taten bekannter zu machen.
Sibera: Das Forum Einkauf ist überzeugt und sieht deutlich, dass sich das Image des Einkaufs wesentlich verbessert hat. Starke Unternehmen haben starke Einkäufer. Manche Einkäufer sind vielleicht noch ein wenig zu schwach darin, ihre Leistungen gut zu verkaufen. Unsere dringende Empfehlung lautet: Eigenmarketing!
Beschaffung aktuell: Was könnte da beispielsweise das Forum Einkauf ändern?
Sibera: Das Forum Einkauf arbeitet seit über 40 Jahren erfolgreich an diesem Thema. Bei Veranstaltungen, in den Studien mit verschiedenen Kooperationspartnern verdeutlichen wir die strategische Komponente des Einkaufs. Und beginnen bereits ganz früh – bei der Qualifizierung der Nachwuchs-Einkäufer in der ÖPWZ-Einkäufer-Akademie.
In der Entwicklung des „KarriereModell Forum Einkauf“ sehen wir einen weiteren wichtigen Schritt nach vorne – es ist gelungen, die vielfältigen Aufgaben des Einkaufs in ein Modell zu gießen und transparent zu machen, was guter Einkauf leistet.
Wierer: Das Forum Einkauf ist eine Plattform für die Einkäufer Österreichs. Ein Schwerpunkt der vergangenen Jahre war es, Einkaufsleiter und ihre Einkäufer mit interessanten Veranstaltungen über aktuelle Trends zu unterstützen damit Sie selbst aktiv das bessere „Verkaufen“ ihrer Einkaufstätigkeit und Einkaufserfolge durchführen und damit in ihren Unternehmen wahrgenommen werden.
Beschaffung aktuell: Herr Wierer, was hat ein Industriebetrieb wie Rosenbauer von der Mitarbeit im Forum Einkauf?
Wierer: Rosenbauer ist seit mehr als 20 Jahren im Forum Einkauf aktiv. Das Forum Einkauf hat uns geholfen ein Netzwerk aus Einkaufsleitern in der Region aufzubauen und durch den regelmäßigen Besuch der Foren erkennen wir rechtzeitig wichtige Thema, welche dann intern diskutiert und umgesetzt werden.
Beschaffung aktuell: Frau Sibera, Herr Wierer, obwohl die Beschaffung in Märkten wie China oder Indien einer der Zukunftstrends ist, scheint es den Einkäufern in Europa irgendwie peinlich zu sein, so mein Eindruck, wenn sie Teile für ein österreichisches oder deutsches Markenprodukt in China einkaufen. Woran liegt das?
Sibera: Herr Wierer, könnten Sie antworten?
Wierer: Gerne. Wir kaufen in China und stehen dazu! Ich gehe davon aus, dass viele Einkäufer nicht wissen woher ihre Waren kommen, eine einfache Analyse der Ursprungslandzertifikate bringt wahrscheinlich überraschende Erkenntnisse. Zu ihrer konkreten Frage: Ich denke es ist nicht peinlich, da mittlerweile hoffentlich viele Einkäufer erkannt haben, dass viele High-Tech-Produkte des tägliches Gebrauchs, zum Beispiel das Smartphone, aus China stammen. China Sourcing bedeutet Aufwand, ist mit Risiko behaftet und kann sehr anstrengend sein! Falls es funktioniert haben Sie als Einkäufer mit tollen Einkaufserfolgen sicher viele Freunde im Unternehmen gefunden.
Beschaffung aktuell: Herr Wierer, wie sieht die Global-Procurement-Strategie von Rosenbauer aus?
Wierer: Rosenbauer ist mittendrin, seine regionale Einkaufsstrategie auf eine globale Einkaufsstrategie zu ändern. Die Strategie bekennt sich klar zu Low Cost Country Sourcing, wobei das bereits östlich von Wien beginnen kann und in Shanghai endet. Aufgrund unserer geringen Stückzahlen kaufen wir in China Commodities ein und Sonderanfertigungen mit Losgröße 1 z.B. in der Slowakei.
Beschaffung aktuell: Nimmt, wie in vielen Industriebetrieben, auch bei Ihnen die Fertigungstiefe weiter ab, so dass der Einkauf eine immer größere Verantwortung hat?
Wierer: Die Fertigungstiefe hat bei Rosenbauer gegen Trend zugenommen. D. h., wir prüfen regelmäßig das Fertigungsvolumen unserer Lieferanten und entscheiden dann aus Kosten und/oder Flexibilitätsgründen einzelne Technologie ins Haus zu holen.
Beschaffung aktuell: Wie ist der Einkauf organisatorisch aufgestellt?
Wierer: Als Einkaufsleiter berichte ich direkt an den Vorstand Technik und Produktion. Der Einkauf ist grundsätzlich strategisch ausgerichtet, d. h., wir suchen gemeinsam mit Entwicklung und Qualitätssicherung die Lieferanten aus und verhandeln die Konditionen. Den operativen Einkauf erledigt eine eigene Abteilung welche mir unterstellt ist.
Beschaffung aktuell: Wie viele Leute arbeiten im Einkauf?
Wierer: Im Einkauf arbeiten dzt. acht Leadbuyer. Diese sind verantwortlich für die unterschiedliche Materialgruppen. Jeweils zwei Leadbauyer werden von einer Assistentin unterstützt.
Beschaffung aktuell: Ist es auch auf dem österreichischen Personalmarkt schwierig, gute Einkäufer zu bekommen?
Wierer: Ja, hier leiden wir sicherlich auch daran, dass der Einkauf für junge gut ausgebildete Menschen scheinbar nicht attraktiv ist. Nachdem es keine FH oder universitäre Ausbildung für Einkäufer in Österreich gibt, sind fast alle Einkäufer Quereinsteiger, die vorher alle etwas anders gemacht haben.
Beschaffung aktuell: Frau Sibera, Herr Wierer, vielen Dank für das Gespräch!

Alles für die Feuerwehr

Das Unternehmen

Rosenbauer ist Hersteller für Feuerwehrtechnik im Brand- und Katastrophenschutz. Seit mehr als 145 Jahren entwickelt das Unternehmen Fahrzeuge, Löschsysteme und Ausrüstung, denen Feuerwehren auf der ganzen Welt vertrauen. Mit einem Service- und Vertriebsnetzwerk ist der Konzern in über 100 Ländern tätig und sieht sich als verlässlicher Partner der Feuerwehren. Über 2400 Menschen erzielen einen Umsatz von 645 Mio..
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