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Streben nach schlanken Prozessen

Patrick Speth, Ferdinand Gross GmbH & Co. KG
Streben nach schlanken Prozessen

Beinahe so wichtig wie Schrauben sind bei Schrauben-Gross die internen Prozesse. Während die Produkte, von technischen Spezialitäten abgesehen, überwiegend aus Regionen wie Südostasien oder Südeuropa kommen, konzentriert sich Ferdinand Gross auf die Prozesse. Das beginnt schon mit einem schlanken Beschaffungsprozess, wie uns Patrick Speth, der Einkaufsleiter, erläutert.

Beschaffung aktuell: Herr Speth, Sie sind seit September 2010 Einkaufsleiter bei Schrauben-Gross. Was stand als erstes auf Ihrer To-do-Liste?

Patrick Speth: Lieferquellen reaktivieren! Als ich anfing, sprang die Konjunktur gerade wieder an und die Kunden tätigten größere Dispositionen. Darüber hinaus habe ich damit begonnen, die Maßnahmen und Prozesse aus dem 2009 verabschiedeten Projekt „Hochleistungsorganisation“ konsequent umzusetzen. Zuvor liefen viele Prozesse an den Einkäufern vorbei, jetzt haben wir den gesamten Beschaffungsprozess wieder beim Einkäufer selbst positioniert.
Beschaffung aktuell: Wovon kaufen Sie am meisten ein, was braucht Ferdinand Gross in erster Linie?
Speth: Alles, was unser Kernsortiment betrifft: normierte Verbindungselemente DIN-Teile, Verbindungselemente nach Kundenzeichnungen, jeweils aus Stahl, Edelstahl und NE-Metalle. Unsere Kunden fragen auch nach Elektrokleinteilen, Kugellagern Dichtungen etc.
Beschaffung aktuell: Fallen Beschaffungsaufwand und Beschaffungsvolumen zusammen?
Speth: Üblicherweise nicht. Bei Normteilen ist der Aufwand gering. Im Zeichnungsteilbereich meist größer. Teure Zeichnungsteile erfordern in der Regel auch einen höheren Aufwand. Bei Neuteilen ist der Beschaffungsaufwand zunächst höher, danach sinkt er.
Beschaffung aktuell: Haben Sie bereits Einsparpotenziale entdeckt?
Speth: Entdeckt haben wir einiges. Technische Hilfsmittel haben den Aufwand im Wareneingang gesenkt, wir haben ein Online-Anfrage- und Bestellsystem und EDI eingeführt. Ein Bereich ist die Lieferlogistik, wo wir einen großen Brocken eingespart haben, in dem wir die Lieferanten, insbesondere Lieferanten aus Asien, mit Europaletten und Umrandungssystemen ausgestattet haben. Das macht das Umsetzen der Ware unnötig. So brauchen wir für einen Container statt, wie früher, zwei Tage nur noch einen halben Tag.
Beschaffung aktuell: Wo sehen Sie weitere Einsparpotenziale?
Speth: Vieles schließt sich an die vorangegangenen Maßnahmen an. Wir versuchen ständig, die Supply Chain zu optimieren. Zum Beispiel durch unser jüngstes Beschaffungslogistik-Projekt: Mit unseren Lieferanten vereinbaren wir bei den Konditionen jetzt EXW und FOB statt wie früher CIF. Wir erhalten so ein transparentes System beim Transport. Ein Tracking der Ware ist nun möglich, sobald sie im Schiff ist. Dieses System ist noch nicht ausgereizt. Wir denken zum Beispiel auch über digitalisierte Packlisten nach.
Beschaffung aktuell: Welche Rolle spielt Global Sourcing in Ihrer Einkaufsstrategie?
Speth: Wir kaufen überall ein. Der Markt verlangt niedrige Preise, daher gehört die weltweite Beschaffung zur Strategie. Voraussetzung ist jedoch eine stabile Supply Chain. Wichtig ist auch eine konsequente Lieferantenpflege gerade in eher exotischen Ländern, was Regelkommunikation und regelmäßige Besuche mit einschließt. Problematisch sind die Anti-Dumping-Zölle der EU, der ganze Wildwuchs verschiedener Zölle überhaupt und die gesamte Bürokratie.
Beschaffung aktuell: Welches sind die Hauptlieferländer für Verbindungsteile?
Speth: Klassische Schraubenländer sind Taiwan, Indien und ehemals China, neuerdings auch Indonesien und Südamerika. Es gibt außer den genannten Ländern Ballungszentren in der Türkei, Norditalien aber auch im Sauerland und in der Gegend rund um den Heuberg.
Beschaffung aktuell: Gibt es Bereiche, in denen deutsche Lieferanten unverzichtbar sind?
Speth: Bei komplexen Zeichnungsteilen greifen wir oft auf deutsche Lieferanten zurück. Die technischen Vorarbeiten und der Informationsaustausch gestalten sich hier leichter. Regionale Beschaffung hat Vorteile, auch ein schneller Besuch vor Ort. In jüngster Zeit beziehen wir auch anspruchsvollere Teile aus dem Ausland, in Absprache mit dem Kunden. Der Kunde wünscht sich oft auch einen bestimmten Lieferanten. Wir übernehmen dann Handling, Disposition und Lieferung.
Beschaffung aktuell: Sie bieten Ihren Kunden ein Materialverwaltungssystem namens Falcon. Es soll dem Kunden Klarheit darüber verschaffen, welches C-Teil wo in welchem Regal liegt. Außerdem könne er damit das Einkaufsvolumen pro Teil/pro Jahr verfolgen. Wie funktioniert das?
Speth: Es ist ein Tool für die Kunden. Unser Vertrieb legt es denen ans Herz. Das Kernstück ist die Visualisierung des Kanban-Systems, alle Informationen fließen aus unserem ERP-System in das Falcon-System: Lagerbestände oder Umschlagshäufigkeit beispielsweise.
Beschaffung aktuell: Arbeiten Sie selbst auch damit?
Speth: Ich beziehe meine Informationen aus unserem ERP-System. Aber Falcon führt auch mir vor Augen, wie das Materialwirtschaftssystem beim Kunden vor Ort funktioniert.
Beschaffung aktuell: Wo ist der Einkauf bei Ferdinand Gross angesiedelt?
Speth: Er ist eine der drei operativen Säulen: Vertrieb — Logistik — Einkauf. Der Einkauf ist direkt der Geschäftsführung unterstellt. Wir kaufen hier für die gesamte Organisation von Ferdinand Gross in Deutschland zentral ein.
Beschaffung aktuell: Wie groß ist das Einkaufsteam?
Speth: Wir sind neun Einkäufer und zwei Anwendungstechniker. Unser Ziel ist es, die Prozesse schlank zu halten. Das ist die Voraussetzung für Produktivität. Wichtig sind auch Qualität und qualifiziertes Personal, das wir zum Teil selbst ausbilden. Drei von unseren neun Leuten sind sozusagen Eigengewächse.
Beschaffung aktuell: Arbeiten Sie bei der Entwicklung neuer Produkte oder neuer Dienstleistungen mit?
Speth: Wir bilden in der Regel Projektteams aus Vertrieb, Logistik und Einkauf. Dabei entwickeln wir allerdings keine neuen Verbindungselemente.
Beschaffung aktuell: Generell gefragt: Wo sehen Sie die künftigen Herausforderungen des Einkaufs?
Speth: Generell geht es darum, die Prozesse zu verschlanken. Wir wollen künftig die Informationsqualität weiter erhöhen und für die Transparenz der Lieferkette sorgen. Auch der Umgang mit bürokratischen Hindernissen und Zöllen gehört zu den Herausforderungen des Einkaufs.
Beschaffung aktuell: Was lesen Sie in Beschaffung aktuell am liebsten?
Speth: Branchenspezifische Informationen und auch Neuigkeiten aus unserem Marktumfeld.
Beschaffung aktuell: Herr Speth, danke dass Sie sich Zeit für Beschaffung aktuell genommen haben.
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