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Südkorea – der stille Riese Asiens

Internationaler Beschaffungsmarkt
Südkorea – der stille Riese Asiens

Im Schatten der schnell wachsenden Märkte in Indien und China hat sich Südkorea in den letzten Jahren in vielen Branchen zu einem Weltmarktführer aufgeschwungen. Ob Smartphones, Autos oder Popkultur – Südkorea liegt im globalen Trend. Das bietet interessante Möglichkeiten – auch für deutsche Unternehmen.

Nach dem Ende des Koreakriegs, dem die Teilung des Landes folgte, arbeitete sich Südkorea innerhalb von wenigen Jahrzehnten mit großem Willen und viel Engagement nach oben. Heute ist das Land bei vielen modernen Technologien führend und entwickelt selbst innovative Produkte. Politisch hat sich Südkorea als stabile Demokratie etabliert. Mit der konservativen Park Geun-hye steht hier die erste Frau als Präsidentin an der Spitze eines ostasiatischen Staates.

Nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung lenkt den Blick auf den Pantherstaat, vielmehr ist das Land selbst darum bemüht, sich in den Vordergrund zu rücken und bewirbt sich stetig um die Austragung von Sport-Großereignissen und Ausstellungen.
Koreanische Produkte sind längst fester Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Die großen Elektronikkonzerne Samsung und LG sind mit ihren Geräten zu Weltmarktführern bei Displays und Mobiltelefonen aufgestiegen, während die Automobilhersteller Hyundai und Kia Anschluss an die führenden Hersteller gefunden haben. Posco ist der fünftgrößte Stahlerzeuger weltweit und der Anteil des koreanischen Schiffsbaus umfasst nahezu die Hälfte des Weltmarkts. Wo einst Japan eine Vorreiterrolle innehatte und von den westlichen Industrienationen bewundert wurde, gilt heute Korea als Gradmesser. Die Grundlage für den Aufstieg bilden die vielen gut ausgebildeten Arbeitskräfte. Das Bildungssystem gehört zu den besten weltweit. In der Altersgruppe der 25 bis 34-Jährigen haben 65 % eine Hochschulausbildung vorzuweisen, womit Südkorea im internationalen Vergleich auf Platz 1 liegt. Die gute Ausbildung spiegelt sich auch im für asiatische Verhältnisse hohen Lohnniveau wider. Die höchsten Gehälter werden in Seoul gezahlt, während in anderen Regionen die Löhne etwas geringer ausfallen.
Bildungs- und Lohnniveau. Es gibt zudem einen Mindestlohn, der 2014 auf 5210 Won (ca. 4,45 Euro) pro Stunde festgelegt wurde. Trotz eines insgesamt geringen Organisationsgrads der Arbeitnehmer sind Gewerkschaften in Korea sehr stark vertreten. Zumeist handelt es sich um Betriebsgewerkschaften, wobei landesweite Organisationen vor allem im Metall- und Gesundheitssektor zu finden sind. Das hohe Bildungsniveau führt wiederum zu einer hohen F&E-Quote und damit nach dem Bloomberg Global Innovation Index 2014 zur weltweit höchsten Anzahl an Patentanmeldungen. Dies geht einher mit einem starken Anstieg des BIP/Kopf, das 2014 33 189 Dollar betrug, womit Korea nur knapp hinter Frankreich liegt. Schon seit Jahren zählt der koreanische Won (KRW) zu den stabilsten Währungen in Asien. Innerhalb der letzten Jahre sind BIP, Handelsvolumen und ausländische Direktinvestitionen stetig angestiegen mit teilweisen Zuwächse von über 50 %.
Diese Entwicklung wurde durch strukturelle und politische Initiativen seitens der koreanischen Regierung begünstigt. In den letzten zehn Jahren machte das Land beachtliche Fortschritte bei der Schaffung eines investitionsfreundlichen Klimas für ausländische Investoren. Im Geschäftsklima-Bericht der Weltbank belegt Korea 2015 den fünften Platz im Ranking der geschäftsfreundlichsten Länder. Die Strom-, Wasser- und Telekommunikationsinfrastruktur zählt zu den besten der Welt. Beispielsweise ist die Stromversorgung preiswert und zuverlässig und das Nutzwasser in den meisten Fällen regional leicht erhältlich.
Mit dem Schwerpunkt auf Deregulierung, mit steuerlichen und finanziellen Anreizen und verbesserten Lebensbedingungen arbeiten die Behörden daran, Korea zu einer attraktiven Investitionsdestination zu machen. Auf diese Weise sollen internationale Unternehmen dazu bewegt werden, ihren Hauptgeschäftssitz und ihre F&E-Zentren nach Südkorea zu verlagern. Neben Steuererleichterungen, finanziellen Zuwendungen und weiteren Anreizen im Rahmen des „Foreign Investment Promotion Act“ stellt die koreanische Regierung ausländischen Unternehmen Hilfe bei der Standortsuche für Fertigungsstätten bereit.
Investoren können aus einer breiten Palette an Standorten wählen, worunter sich acht freie Wirtschaftszonen, 89 Auslandsinvestitionszonen, sechs Freihandelszonen und 989 Industriekomplexe befinden. Ein Nachteil liegt jedoch in dem relativ hohen Zentralisierungsgrad. Die Regierung versucht diesem durch Dezentralisierung und Initiativen, wie dem „Industrial Complex Cluster Program“ zur Entwicklung spezifischer Industriecluster, entgegenzuwirken.
Diese Cluster sind über gut ausgebaute Highways miteinander vernetzt und bieten Anschluss an die Häfen für See- und Luftfahrt. Während auf dem Internationalen Flughafen Seoul Incheon 86 Fluggesellschaften Direktflüge in 172 Städte anbieten, fahren von Koreas Hauptseehafen in Busan Containerschiffe regelmäßig 368 Häfen weltweit an. Koreas Rolle als regionaler Logistikknotenpunkt wird mit neuen Routinerouten zwischen den Häfen in Incheon, Saemangeum und Gwangyang und chinesischen Häfen sowie dank der stärkeren Integration in japanische Logistiknetzwerke in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen. Angesichts neuer Schiffsrouten durch das Nordpolarmeer ist Korea als künftiger Logistik-Knotenpunkt für den europäisch-asiatischen Großraum bestens positioniert. Es wird erwartet, dass die Schifffahrtslinie von Busan über Wladiwostok nach Rotterdam die Weglänge um 7000 km verkürzt, wodurch sich die Transportzeit um zehn Tage verringert und die Transportkosten um mehr als 15 % abnehmen.
Gleichzeitig wird Korea seine Rolle als Brücke zwischen chinesischem Kapital und Übersee ausbauen. Durch das Freihandelsabkommen wird zudem weitaus mehr chinesisches Kapital nach Korea fließen, das im Vergleich zum Handelsvolumen zwischen beiden Ländern noch sehr gering ist.
Weltweite Netzwerke – FHA mit China. Ein Grund hierfür dürfte die gute weltweite Vernetzung Koreas darstellen. Als einziges Land in Asien hat Korea Freihandelsabkommen mit den drei größten Weltmärkten abgeschlossen: den USA, der Europäischen Union und China. Mit den 2014 unterzeichneten Abkommen mit China, Kanada, Neuseeland und Vietnam umfasst das FTA-Netzwerk Koreas jetzt 52 Länder, die mehr als 73 % des weltweiten BIP auf sich vereinen. Angesichts der Tatsache, dass die wirtschaftlichen Machtzentren Peking, Tianjin und Shanghai an der Ostküste des Landes oder sich nicht allzu weit davon entfernt befinden, ist es vom Standpunkt der Logistik weitaus effizienter, Produkte aus Korea als aus dem Westen Chinas zu beziehen. Von dem im November 2014 abgeschlossenen Freihandelsabkommen mit China erhofft sich Korea einen Anstieg des BIP um bis zu 3,04 % über die ersten zehn Jahre. Korea ist schon jetzt Chinas größter Importmarkt. Zunehmende Investitionen und die verstärkte partnerschaftliche Zusammenarbeit werden die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder voraussichtlich weiter vertiefen.
Chance für deutsche Unternehmen. Neben der geografisch attraktiven Lage und dem neuen Aufschwung bietet Südkorea eine gute Infrastruktur, hochqualifizierte Arbeitnehmer, innovative Unternehmen, ein geschäftsfreundliches Klima und kurze Wege nach China – und damit interessante Möglichkeiten für deutsche Unternehmen – sei es als Absatzmarkt oder als Tor nach Asien. Zwischen dem „lauten“ China und dem heute maroden Japan drängt Korea mit aller Macht in die Weltspitze. Spätestens seit der popkulturellen Revolution rund um den „Gangnam-Style“ schwappt die Korea-Welle (Hallyu) über und die Zeiten des einstmals stillen Riesen scheinen vorbei zu sein.

Sourcing Day Korea

Matchmaking in Korea

Der Sourcing Day Korea findet vom 24. bis 25.11.2015 in Seoul statt. Im Rahmen eines Matchmaking werden deutsche Unternehmen und ausgewählte koreanische Unternehmen zusammengeführt. Dabei werden neben der Lieferantenrecherche auch eine gut organisierte Anreise und die Veranstaltungsplanung geboten.
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