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Teamfähigkeit und Kommunikationsverhalten

Serie: Schlüsselqualifikationen in Einkauf und Logistik, Teil 4
Teamfähigkeit und Kommunikationsverhalten

Teamfähigkeit und  Kommunikationsverhalten
Seit den Erkenntnissen der Human-Relations wissen wir, dass bestimmte Aspekte der Arbeit in und mit Gruppen zu den besseren Leistungen führen: Freude und Erfüllung an der Aufgabe und an der Leistung, Befriedigung und Anerkennung, mit anderen kommunikativ und erfolgreich zusammenzuarbeiten.

Günter Hirschsteiner, San Giorgio di Pesaro, E-Mail: hirschsteiner@libero.it

Die meisten Menschen fühlen sich wohl, wenn sie in Gruppen arbeiten und dort Wertschätzung finden. Sie pflegen soweit einen guten und kollegialen Teamgeist. Teams gibt es schon immer, seit Arbeitsgruppen koordiniert werden und das Ergebnis mehr als die Summe der Einzelleistungen sein soll.
Teamfähigkeiten ergeben sich aus unterschiedlichen sozialen Anlagen, die den Zusammenhalt und die Arbeit einer Gruppe unterstützen. Es kommt darauf an, sich in ein Team zu integrieren, gemeinsam Aufgaben zu lösen und die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Teamfähige Menschen sind selbstbewusst und erkennen ihre Erfolge als gemeinschaftliche Leistungen der Gruppe. Sie sind nicht Konkurrenten in den Zielen, sondern lernen und partizipieren voneinander.
Teamorientierung ist die auf Teamarbeit ausgerichtete persönliche Einstellung. Notorische Einzelkämpfer und Eigenbrötler sind nicht teamfähig. Für die Manager bedeutet das, dass sie ihre Teams produktiv zusammenstellen und erfolgreich führen sollen.
Ein Team wird auf Zeit zusammengestellt, im Gegensatz zur klassischen Institution der hierarchischen Abteilungen. Teamfähigkeiten brauchen aber alle, die zusammenarbeiten sollen.
Teamfähigkeiten und -verhalten
  • Jeder im Team stellt sich auf die gemeinschaftlichen Aufgaben, Spielregeln und Ziele ein, akzeptiert und unterstützt diese.
  • Aufgaben und Rollen werden eindeutig vereinbart.
  • Alle sind gleichberechtigt, respektieren und helfen sich gegenseitig.
  • Teammitglieder gehen menschlich anständig miteinander um und verstehen sich auch emotional.
  • Jeder vertritt seine Sache, aber die Entscheidungen trägt die Gruppe gemeinschaftlich.
  • Konflikte werden rechtzeitig behandelt und fair gelöst.
  • Interne Konkurrenz ist erwünscht, der faire Wettstreit soll sich allerdings produktiv auswirken.
  • Passive Teilnehmer werden von den anderen motiviert, überaktive sachlich überzeugt.
  • Bedenken werden offen diskutiert, auf Meinungen und Einwände wird konstruktiv eingegangen.
  • Alle wollen das gemeinsame Ziel gemeinschaftlich und bestmöglich erreichen.
Teamarbeit
Teamarbeit ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in unserer Zeit der globalen Konkurrenzen, besonders
  • für Rationalisierungs- und Einsparungsaufgaben,
  • bei Technologie- und Qualitätsverbesserungen,
  • zur Motivation der Mitarbeiter,
  • zur Verbesserung der Wertschöpfung.
Teamarbeit wird nur dann optimal produktiv, wenn es auch gemeinsame Wertvorstellungen gibt. Arbeitsgruppen entwickeln ein Gefühl des Zusammengehörens, das die Identität ihrer Mitglieder nicht verdrängt, sondern absichert.
Manche Menschen haben ein natürliches Talent, im Team zu arbeiten. Das sind nicht immer diejenigen, die sich gerne unterordnen. Meist haben sie durch ihre Erziehung und mit ihrer Familienkultur schon früh gelernt und geübt, dass gemeinschaftlich der bessere Erfolg zu erreichen ist. Andere lernen es im Beruf.
Teamfähigkeit
Das Verhalten der Menschen in den Gruppen zeigt sich unterschiedlich; bestimmte Verhaltensweisen werden ausgelöst, andere gehemmt und manchmal werden auch Egoismen ausgelebt. Darauf muss die Gruppe eingehen können, mit Kritik, Druck oder Sanktionen.
Angeblich fallen Teamarbeiter nicht so leicht auf, wenn es um die Karriere geht. Allerdings muss man sich nicht unbedingt mit den Ellenbogen profilieren, sondern durch Interesse, Verhalten und Kommunikation. Aber auch das Rollenmuster „everybodys darling“ hat nur eine kurze Haltbarkeit: Betriebliche Arbeitsgruppen sind keine Spielfelder für Harmoniebedürftige.
Zu den weichen Faktoren der Teamarbeit gehören Akzeptanz und Vertrauen. Nur wenn der Teamgeist so ist, dass jeder sich persönlich geachtet fühlt, seine Mitwirkung geschätzt wird, sein Urteilsvermögen gewünscht ist, können sich die produktiven Potenziale entfalten und die Reibungsverluste gering gehalten werden.
Auch die Ungleichartigkeit der Charaktere und die Verschiedenheit der Einstellungen sind positive Faktoren der Teamleistung. Soweit sind auch Anpassung und Toleranz gefragt. Das zu fördern und die Grenzen zu erkennen, auch das ist Teamfähigkeit. Die eigenen Teamfähigkeiten können so hinterfragt werden:
  • Welche Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit in professionellen Gruppen?
  • Können Sie sich produktiv in ein Arbeitsteam einordnen?
  • Können oder wollen Sie Verantwortung für gleichberechtigte Mitarbeiter übernehmen?
  • Suchen Sie bei Konflikten zu polarisieren oder zu koordinieren?
  • Beziehen Sie andere in Ihre Entscheidungen konstruktiv ein, ohne die eigene Verantwortung zu delegieren?
  • Geben Sie Wissen, Können und Informationen bereitwillig zur Förderung der Aufgaben weiter?
  • Lernen Sie gerne von anderen?
Allein verhält der Mensch sich anders als in der Gruppe. Um teamfähig zu sein, braucht man gemeinsame Ziele und anerkannte Spielregeln. Für den Umgang mit den Mitarbeitern ist dazu noch eine angemessene Integrations und Konfliktfähigkeit gefragt.
Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit
Die Kommunikation in den Teams hat einen elementaren Einfluss auf ihre gruppendynamische Entwicklung. Für den Teamerfolg hat sie einen hohen Stellenwert. Die existenzielle Grundlage jeder Organisation ist die aufgaben- und zielorientierte Koordination des Verhaltens und des Handelns ihrer einzelnen Mitglieder, das durch kommunikative Vorgänge gesteuert wird. Beide Fähigkeiten sind elementare Voraussetzungen für die einheitliche Verständigung und die erfolgreiche Kooperation.
Das System der betrieblichen Kommunikation hat mehrere Funktionen, unmittelbare sowie mittelbare, die sich allerdings gegenseitig bedingen und nur in ihrer Gesamtheit wirksam werden.
Funktionen der betrieblichen Kommunikation
Unmittelbare, direkte Funktion:
  • Zielvorgaben und formeller Informationsaustausch,
  • Rollenzuweisung und Aufgabenbeschreibung,
  • Festlegung und Koordination der Arbeitsprozesse,
  • Problemerkenntnis und Entscheidungshilfe,
  • Kontrolle und Optimierung der Prozesse.
Mittelbare, indirekte Funktion:
  • soziale Eingliederung,
  • informeller Informationsaustausch,
  • Motivation und Zufriedenheit,
  • Konfliktbehandlung,
  • Betriebsklima und Außenwirkung.
Selten wird ein Begriff so verbreitet missverstanden wie Kommunikationsfähigkeit: Wer gerne und viel telefoniert, mit anderen Menschen leicht ins Gespräch kommt, ist vielleicht kontaktfreudig oder extrovertiert; kontaktfähig im Beruf muss er deswegen noch nicht sein. Wer sich stetig und ausführlich mitteilt, wirkt eher anstrengend als kommunikativ. Kommunikationsfähigkeit braucht zuerst das initiative und aktive Auseinandersetzen mit der sozialen Umwelt. Menschen mit geringer Kontaktfähigkeit meiden die soziale Nähe und sind im Umgang zurückhaltend bis ungeschickt, manchmal auch abweisend.
Nicht selten wird diese Unsicherheit durch Überheblichkeit, also Besserwisserei, Rechthaberei, Selbstgefälligkeit und Eigensinn verdeckt. So werden nicht nur die guten Chancen der erfolgreichen Kooperation vergeben, sondern das eigentlich angebrachte Handeln eingeschränkt oder verhindert.
Kontaktfähigkeit
Das ist die Begabung, auf andere zuzugehen, Verbindungen zu schaffen und diese gezielt zu erhalten, um Absichten umzusetzen und Erfolge zu erreichen. Anerkannte Kontaktfähigkeiten sind wichtige Erfolgsfaktoren in unserer pluralistischen Gesellschaft und in ihrer konkurrenzgeführten Arbeitswelt. Kontaktfähigkeit bedeutet selbstverständlich auch sprachliche Anpassungsfähigkeit, also mit der gleichen Sprache mit den Adressaten sprechen zu können, nicht nur sachlich und grammatisch richtig, sondern auch mental angemessen. Gute Kommunikationsfähigkeiten zeigen sich, wenn
  • die beteiligten Menschen, Kollegen oder Geschäftspartner sich so verständigen können, dass Missverständnisse vermieden und Fehler verhindert werden;
  • sich alle an die Regeln halten, die vereinbart sind oder realistisch unterstellt werden dürfen;
  • alle erkennen, dass es verschiedene Ebenen der Kommunikation gibt und besonders die Emotionen der Beziehungsebene nicht verdrängt werden sollen;
  • die Gesprächspartner sich gegenseitig in ihrer Individualität und in den Interessen, die sie vertreten (müssen), verstehen, anerkennen und akzeptieren;
  • die Beteiligten einander zuhören und aufgeschlossen miteinander diskutieren;
  • sich die besseren Argumente angemessen durchsetzen.
Ausdruck und Wirkung einer Kommunikation müssen glaubhaft zusammenpassen: Das eine ist, wie ich meine Sache vortrage und das andere, welche Wirkungen so erreicht werden:
  • Gespräch beginnen und Absicht mitteilen,
  • aktiv fragen und zuhören,
  • Kommunikationsaustausch fördern,
  • Sachverhalte realistisch erkennen, einordnen und bewerten,
  • sich verständlich und partnerorientiert artikulieren,
  • bereit sein zu lernen und Erfahrungen weiterzugeben,
  • eigene Unsicherheiten vermeiden und auch keine provozieren,
  • sachlich und persönlich angemessen argumentieren, auf Tricks verzichten,
  • Konstruktive Einwände erkennen und annehmen, selbst fair kritisieren,
  • Konflikte gelassen, fair und angemessen behandeln,
  • Stellung beziehen und gegebenenfalls entscheiden,
  • Gespräch im Einvernehmen beenden.
Auch Informationen dienen der sozialen Kommunikation. Das Zurückhalten von Erkenntnissen führt zu Ignoranz und Resignation. Aktiv Informationen geben, fördert das notwendige Feedback. Auch unangenehme Informationen sind weiterzugeben, in einer sachlich und situativ angemessenen Form.
Autorität
Eine herausgehobene Stellung, gute Allgemeinbildung, überdurchschnittliche Intelligenz verschaffen persönliche Autorität. Wenn sie ungeschickt oder offensichtlich mit berechnendem und dominierendem Verhalten eingesetzt werden und der persönliche Respekt ignoriert wird, können Verstimmung, Unlust, Widerstand und Vergeltung aktiviert werden. Zur persönlichen Autorität gehört eine gute allgemeine Bildung, Intelligenz und Klugheit, selbstverständliche Aktivität und natürliche Dominanz, sozialbezogene Verantwortlichkeit, die Fähigkeiten der Kommunikation, Erfolg, Anerkennung und Glück natürlich auch.
Gut kommunizieren bedeutet nicht nur informieren, sondern auch Emotionen mitteilen, wie kollegiale Zusammengehörigkeit, Anerkennung, Zuversicht, aber auch Anspannung und Ärger.
Verhaltensregeln, die die positive Autorität unterstützen:
  • initiativ sein und Initiativen fördern,
  • im sachlichen und sozialen Umfeld integrativ wirken,
  • andere Meinungen auch aus der Sicht derer zu verstehen, die diese vertreten,
  • so wirtschaftlich handeln, wie es erwartet und vorgegeben wird,
  • Maßnahmen mit den Betroffenen abstimmen,
  • Kompromisse möglich machen und nachgeben, wo dies richtig ist.
Fast alle Menschen suchen Autoritäten und ordnen sich gerne und auch engagiert unter, besonders wenn sie glauben, dass sie so auch ihre eigenen Ziele erreichen können.
Personale Flexibilität darf nicht mit Mobilität, der räumlichen Beweglichkeit verwechselt werden, sondern meint die Fähigkeit eines Menschen, sein Verhalten und sich an dynamischen Situationen aktiv und passiv auszurichten.
Das bedeutet, sich auf wechselnde Partner in unterschiedlichen Situationen, bei neuen Aufgaben oder schwierigen Herausforderungen angemessen einstellen zu können. Dazu gehört allerdings auch die Fähigkeit, in problematischen Situationen einen Konsens zu finden, in den, auch gegen Widerstände, die eigenen Vorstellungen angemessen eingehen. Flexibilität ist die persönliche mentale Beweglichkeit, sowohl auf sich ändernde Gegebenheiten zu reagieren als auch aktiv Einfluss auf diese zu nehmen.
Persönliches Auftreten
Die äußere Erscheinung eines Menschen wird von seinem Umfeld, dessen Konventionen und seinen Mitmenschen beeinflusst und geformt. Andererseits soll das Aussehen und Auftreten auch eine persönliche individuelle Einstellung mitteilen:
  • die Herkunft und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppierung,
  • das Idealbild, das man von sich hat und das andere auch so erkennen sollen,
  • die Werbung um persönliche Anerkennung und Akzeptanz,
  • eine Lebenseinstellung oder Weltanschauung, die man demonstrieren will.
Das äußere Gesamtbild einer Persönlichkeit wird von der Art der Körperhaltung, ihrer erkennbaren Körperpflege und dem Stil und Zustand der Kleidung bestimmt und dargestellt. Die situativ angemessene, einzig richtige Empfehlung dazu kann es nicht geben. Die Zusammenstellung des persönlichen Outfits hängt von individuell sehr unterschiedlichen Aspekten ab, beispielsweise
  • von dem Wunsch einer bevorzugten Art der Selbstdarstellung,
  • von der Absicht, eine bestimmte Botschaft mitzuteilen,
  • von dem Streben, einer bestimmten sozialen Gruppe anzugehören oder zugeordnet zu werden,
  • von der individuellen Bedeutung, die der äußeren Erscheinung selbst zugemessen wird,
  • von dem Willen und dem Vermögen, Zeit und Mittel dafür aufzuwenden,
  • von dem allgemein anerkannten guten Geschmack, dem Selbstverständnis und dem modischen Wandel und
  • von der gegebenen mentalen Verfassung.
Angemessene Manieren sind ein unbedingtes Minimum der Kommunikation zwischen den Menschen. Die Welt ist kleiner und auch das berufliche Wirkungsfeld des Einzelnen ist globaler geworden. Das verlangt nach neuen Formen des sozialen Umgangs in einer Gesellschaft der unterschiedlichen Kulturen.
Geeignete und angemessene Umgangsformen ermöglichen die kommunikative Begegnung. Sie dienen der Beobachtung und Einschätzung des anderen. Sie wirken aber auch wie eine Maske, die die eigene Persönlichkeit bewahren hilft und ihr die Möglichkeiten der Selbstdarstellung bietet.
Allgemeine Umgangsformen bedeuten auch begrenzte Freiheiten und eingeschränkte Individualität. Andererseits bieten sich damit aber auch persönliche Abgrenzungsmöglichkeiten für die eigene unverwechselbare Identität.
Gute Umgangsformen erweisen sich am besten mit natürlichem Anstand und einem als sympathisch empfundenen, freundlich zugewandten Verhalten. Manieren sollen nicht künstlich aufgesetzt und auch nicht perfektioniert wahrgenommen werden. Sie müssen zu dem Menschen passen, der sie praktiziert und seine Gesamtwirkung glaubwürdig und sympathisch erscheinen lassen.
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