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„Tradition ist immer Bestätigung sowie Ansporn für die Zukunft“

Ferdinand Gross: 150-jähriges Firmenjubiläum
„Tradition ist immer Bestätigung sowie Ansporn für die Zukunft“

„Tradition ist immer Bestätigung sowie Ansporn für die Zukunft“
Die Geschäftsführer des C-Teile-Management-Anbieters Ferdinand Gross GmbH: Gerald Hering (l.) und Thomas Erb vor dem Stammsitz in Leinfelden-Echterdingen. (Foto: Gross)
Passend zum 150-jährigen Firmenjubiläum wirft die Geschäftsführung der Ferdinand Gross GmbH, vertreten durch Gerald Hering, geschäftsführender Gesellschafter, und Thomas Erb, einen Blick zurück auf die Anfänge des Unternehmens, schildert die derzeitige Marktlage und gibt eine Vorausschau auf zukünftige Entwicklungen.

Beschaffung aktuell: Sie sind mit Schrauben – im wahrsten Sinne des Wortes – groß geworden. Sehen Sie sich als Schraubenhändler in guter Tradition?

Gerald Hering: Unser Unternehmen hat tatsächlich seinen Ursprung in einer Eisenwarenhandlung für Schrauben-, Schmiede-, Schlosser- und Wagenbauartikel. Diese Produkte waren und sind der Dreh- und Angelpunkt unseres Betriebes. Aber es gab eine kontinuierliche Weiterentwicklung, sodass wir heute zu den erfolgreichsten Großhändlern für Verbindungstechnik zählen. Die Schwerpunkte haben sich zwar nur unwesentlich verschoben, aber das Portfolio hat sich deutlich erweitert.
Beschaffung aktuell: Sie blicken jetzt auf eine 150 Jahre andauernde Firmengeschichte zurück. Wie hat alles angefangen?
Hering: Startpunkt war der Ein-Mann-Betrieb von Ferdinand Gross. Am 17. November 1864 eröffnete er in der Hauptstätter Straße in Stuttgart seine Eisenwarenhandlung. Für den Firmenstart hatte er sich das Bohnenviertel als idealen Standort ausgesucht – mitten im quirligen Treiben des Straßenmarktes, mit hervorragender Infrastruktur und vor allem nah an der Zielgruppe, zur damaligen Zeit vorwiegend Handwerker und Fuhrleute. Von hier aus baute er sein aufstrebendes Geschäft kontinuierlich aus. Später kamen Kunden aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Kraftfahrzeugbau, Feinmechanik und Elektrotechnik dazu. So ist es bis dato geblieben.
Beschaffung aktuell: Sehen Sie ihn als Pionier der Branche?
Hering: Durchaus. Ferdinand Gross gehörte zu einer Generation aus hartnäckigen Tüftlern und Gründern. Der schwäbische Erfindergeist kann ihm unbeschränkt zugeschrieben werden – so wie bei Bosch, Daimler und Benz. Er war ein Unternehmer erster Güte, der auch stets den direkten Anschluss an die neuesten Entwicklungen haben wollte. Ein Beispiel: Im Jahr 1885 erhielt er als einer der Ersten in Stuttgart einen Telefonanschluss.
Beschaffung aktuell: Von A wie Augenschraube bis Z wie Zylinderstift: Wo genau stehen Sie denn heute?
Thomas Erb: Wir gehören heute in Deutschland zu den größten Lieferanten von Verbindungstechnik. Unsere Kunden und Partner aus der Industrie versorgen wir mit maßgeschneiderten Dienstleistungen. Daneben bieten wir auch Zeichnungsteile, technische Sortimente, Werkzeuge und Chemieprodukte an. Unsere Spezialität sind die flexiblen Kanban-Lösungen. Dieses ganzheitliche System wird inzwischen von mehr als 1000 Kunden genutzt.
Beschaffung aktuell: Was genau hat es damit auf sich?
Erb: Es handelt sich dabei um ein C-Teile-Management im Rahmen des Produktionsprozesses, mit dem wir die Beschaffungskosten innerhalb der Wertschöpfungskette um bis zu 70 Prozent senken können. Im Fokus stehen dabei der reale Verbrauch der Materialien und deren Bereitstellung vor Ort. Um die lokalen Bestände und somit auch das Einkaufsvolumen zu optimieren, übernehmen wir die gesamte Lagerhaltung und Organisation. Komplettiert wird das System durch eine hochmoderne Logistik – wir halten 100 000 Normteile, 24 000 kundenspezifische Teile und 11 000 Werkzeuge ständig auf Lager bereit. Unsere Kunden sparen sich so aufwendige Bestell- und Buchungsvorgänge, Kontrollen und interne Transporte. An unserem Stammsitz in Leinfelden-Echterdingen befüllen wir täglich etwa 5000 Behälter. Unsere Kunden beliefern wir deutschlandweit just-in-time, sodass das richtige Teil zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Beschaffung aktuell: Welche Faktoren sehen Sie als Grundbausteine des Firmenerfolgs – oder anders gefragt: Welche Rolle spielen Zeitgeist und Innovation?
Erb: Tradition ist immer Bestätigung sowie Ansporn für die Zukunft. In Verbindung mit Innovationsgeist wird es aber erst richtig interessant. So haben wir uns von der einfachen Eisenwarenhandlung zum Kanban-Spezialisten entwickelt. Wir liefern heute ja viel mehr als Schrauben und bieten auch deutlich mehr als reine Verbindungstechnik an. Wir sehen uns als spezialisierter Dienstleistungspartner der Industrie. Unser Service punktet durch Passgenauigkeit und eine Art Maßschneiderei. Das alles ist nur möglich, indem auf Ideenreichtum und Entwicklungspotenzial großen Wert gelegt wird. Falcon heißt unsere aktuellste Innovation. Dabei handelt es sich um eine browserbasierte Anwendung mit der sämtliche Kanban-Lagerorte jederzeit und überall visualisiert werden können. Der Kunde kann sich in das System einloggen und den Einsatz seiner C-Teile darüber noch zielgericht, effektiv und komfortabel kontrollieren. Durch das Einscannen der Barcode-Etiketten an den Behältern werden alle Daten auf einen Blick ersichtlich.
Beschaffung aktuell: Innovationsfreude und Erfindergeist: Welche Vorbildfunktion hatte und hat der Firmengründer Ferdinand Gross für Sie?
Hering: Neben seinem unternehmerischen Pioniergeist und seiner Weitsicht war er schlichtweg ein cleverer Geschäftsmann. Er besaß die Fähigkeit, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun. In Kombination mit den sprichwörtlichen schwäbischen Tugenden – also Fleiß, Sparsamkeit und Beständigkeit – brachte er sein Unternehmen voran. An diese Grundwerte haben sich auch alle seine Nachfolger gehalten – und ich tue das nun in fünfter Generation.
Beschaffung aktuell: Auf der einen Seite Heimatverbundenheit, auf der anderen Seite der globale Markt. Wie schaffen Sie diesen Spagat?
Hering: Unser Stammsitz ist seit 1971 in Leinfelden-Echterdingen. Hier ist neben den Büros vor allem unser modernes Logistikzentrum angesiedelt. Als bodenständiger Mittelständler wollen wir hierzulande Werte schaffen und erhalten. Das schließt internationale Aktivitäten keinesfalls aus. Um heutzutage am Markt bestehen zu können, braucht es den mutigen Blick über den Tellerrand. Dank unserer Niederlassungen und Auslandsgesellschaften in Osteuropa sichern wir kostenoptimale Produkte und den Anschluss an die Kunden von morgen und übermorgen.
Beschaffung aktuell: Wo geht es hin mit dem Unternehmen? Was sind Ihre Pläne, Vorhaben und Visionen?
Hering: Etwas bewegen wollen und Neues schaffen – das waren die Gedanken von Ferdinand Gross. Mit seinem ausgezeichneten Gespür für die Bedürfnisse seiner Kunden hat er den Markt erobert. Fünf Generationen haben den Familienbetrieb zu einem angesehenen Unternehmen gemacht. So souverän gehen wir auch in die Zukunft. Wir sind für die kommenden Anforderungen gut gerüstet, weil wir über unsere Unternehmensgrenzen hinausschauen und dadurch das Tempo im Markt mitbestimmen. Die Weichen sind also gestellt. Derweil bereitet sich die sechste Generation auf ihre Aufgabe vor. Denn eines ist sicher: Ferdinand Gross wird in Familienbesitz bleiben. sas
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