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Unsere digitale Zukunft – so wie Google sie will

Buchrezension
Unsere digitale Zukunft – so wie Google sie will

Keine Frage: Googeln gehört heute zum Alltag. Ob Smartphone, Internetsuche oder Navigation – Google ist unser unverzichtbares Tor zur Welt. Zugleich gilt Google aber auch als übermächtige, ja sogar gefährliche Datenkrake. Vor allem in Deutschland kämpft der Konzern mit Imageproblemen. Doch Google hat begonnen, sich zu wandeln.

Die Google-Chefs bauen das Unternehmen Schritt für Schritt zu einer Zukunftsmaschine jenseits der Datenkrake um. Es passiert viel, und man reibt sich immer öfter die Augen, wie schnell und unaufhaltsam die digitale Revolution voranschreitet, und Google ist immer dabei. In den Google-Laboren und Forschungsabteilungen wird an selbstfahrenden Autos, Quanten-Computern, Krebstherapien und einem Drohnen-Lieferservice aus der Luft gearbeitet. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass Google-Software bald nicht mehr nur Smartphones, sondern auch Autos, Haushaltsgeräte und sogar selbst entwickelte Roboter steuern wird. Satelliten und Ballons an der Weltraumgrenze sollen – so die ambitionierten Vorstellungen der Silicon-Valley-Protagonisten den ganzen Planeten mit Internet versorgen. Der Preis: Google sammelt eifrig Daten über unser aller Internet-Bewegungen und macht daraus wertvolle Informationen, die den Rohstoff für neue ertragreiche Geschäftsmodelle bilden und uns in immer mehr Lebensbereichen „umarmen“.

Angesichts dieser beängstigend „schönen“ Perspektiven ist es zu begrüßen, dass Thomas Schulz, der Silicon-Valley-Korrespondent des Spiegel, mit seinem flott geschriebenen Buch eine fundierte Nahaufnahme des möglicherweise mächtigsten Konzerns der Welt präsentiert. Er verfügt anscheinend über exklusive Zugänge in das sonst so verschwiegene Unternehmen und bietet Einblicke in dessen Geheimlabors und die Denkweise der Google-Chefs.
Was wird dem Leser im lockeren Erzählstil geboten? Thomas Schulz schildert die Entstehungsgeschichte von Google und geht auf die Gründer und deren für Silicon Valley typischen Drang zur Veränderung und Verbesserung der Welt ein. Er wagt einen Blick in die Geheimlabore und filtert heraus, woran Google in jüngster Zeit wirklich arbeitet und warum. Er behandelt die Ambition Googles zur Vermessung der Welt und skizziert die Unternehmenskultur, die auf Innovation und Mut zum Risiko basiert. Zudem beleuchtet er die interne Arbeitsweise, die auf permanenter Interaktion (Sharing) mit den Kollegen und Transparenz beruht. Spannend ist auch das Kapitel über Smartphones, Roboter und Autos und wie Google bestrebt ist, ein Betriebssystem für die Welt zu entwickeln, mit dem das Unternehmen dann alles im (Zu)Griff hätte.
Nach der Lektüre versteht der Leser Google und die Google-Strategie besser. So wird deutlich, dass es Google letztlich nach dem Motto „The winner takes its all“ um „ambitionierte“ Maschinenintelligenz geht, die sich längst nicht mehr mit intelligenten Suchmaschinenalgorithmen begnügt. Vor diesem Hintergrund wirft Thomas Schulz – leider etwas zu wenig kritisch – grundsätzliche Fragen auf wie: Ist die digitale Revolution der Segen für die Menschheit auf dem Weg in eine bessere und lebenswertere Zukunft? Oder liegen in der modernen, alles erfassenden Technik totalitäre Tendenzen nach der Idee „Big brother is watching you“? Sind Unternehmen wie Google molochartige Monopole, die jenseits der demokratisch legitimierten Institutionen die Welt regieren? Über diese Fragen kann man lange leidenschaftlich diskutieren.
Eine abschließende Antwort gibt auch Schulz nicht. Dennoch zeigt das Buch auf, wie unsere Zukunft im digitalen Zeitalter aussehen dürfte und wie einige wenige Silicon-Valley-Giganten, allen voran Google, unsere Zukunft gestalten, in immer mehr Lebens- und Wirtschaftsbereiche eindringen und dabei viel Geld verdienen.
Fazit: Das Buch ist kein theoretischer Langeweiler. Es ist flüssig zu lesen und bietet Einblicke in das Innenleben der Internet-Ikone. Hiermit wird ein dringend nötiger Beitrag zu einer hochbrisanten, oft emotional geführten Debatte um unsere Daten und unsere digitale Zukunft und der Architekten dieser Zukunft geleistet. Die Lektüre – allerdings mit genügend kritischer Distanz – lohnt sich.
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