Verrückte Ideen verändern die Welt – denken und handeln Sie kreativ

Ein Lehrer einer Schule für Erwachsenenbildung malte einst einen Punkt auf die Wandtafel und fragte die Klasse, was das wohl sei. „Ein Kreidepunkt auf der Tafel, was sonst!“, war die einzige Antwort der erwachsenen Weiterbildungshungrigen.

Als er dieselbe Übung mit einer Kindergartengruppe machte, war sein Erstaunen riesengroß. Den Kindern fielen an die 50 verschiedene Dinge ein, die gemeint sein könnten: „Ein zerquetschter Käfer, ein Auge, der Kopf eines Schafs, die Fantasie der quirligen Knirpse lief auf Hochtouren“, so der Lehrer.

Kreativität hat viel damit zu tun, eingefahrene Bahnen zu verlassen und zu denken wie die Kinder: unbekümmert, fantasievoll, ohne Rücksicht auf die Logik der Antworten. Wenn ein Reiter rücklings auf seinem Pferd sitzt, warum nehmen wir dann automatisch an, er und nicht das Pferd sei verkehrt platziert? Wenn Sie also überlegen, wie Sie Ihren Veränderungsprozess verwirklichen können, setzen Sie sich doch einfach verkehrt herum auf das Problem – so können Sie die Angelegenheit aus einer ungewohnten und innovativen Perspektive betrachten. Das weitet den Blick und ermöglicht neue Zugangsweisen. Gute Ideen entstehen, wenn Sie das System verlassen – so lautet der „erste Lehrsatz der Kreativität“.

Erfolgreiche Kreativprozesse beginnen oft damit, festgefügte Ansichten zu erschüttern. Nach dem Biochemiker Albert Szent-Györgi beruht kreatives Denken darauf, „etwas Beliebiges wie jeder andere zu sehen, sich aber etwas ganz anderes dabei zu denken“. Und der Journalist Robert Wieder hat gesagt: „Jedermann kann sich über Mode in eine Boutique oder über Geschichte in einem Museum informieren. Der kreative Entdecker sucht nach Geschichte im Eisenwarenladen und nach Mode im Flughafen.“

Sicherlich erinnern Sie sich an den Unterschied zwischen quakenden Enten und tatkräftigen Adlern aus meinen vorherigen Denkzetteln. Enten sind selten in der Lage, kreative Ideen zu entwickeln. Zu sehr sind sie damit beschäftigt, sich zu beschweren und über Gott und die Welt zu lamentieren. Adler hingegen haben den Mut, den verrückten Seitenweg einzuschlagen – sie setzen sich verkehrt herum aufs Pferd und eröffnen sich so eine neue Welt.

Darum schreibe ich auf Ihren Denkzettel: Wie würde ein achtjähriges Kind Ihren Veränderungsprozess angehen? Fragen Sie Ihre Tochter, Ihren Sohn, Nichten und Neffen! Welche Regeln wollen Sie brechen, um den Change zu verwirklichen? Nähern Sie sich der Problemlösung spielerisch: Hinterfragen Sie das Selbstverständliche, denken Sie provokativ, bilden Sie Analogien. Sie sind ein Mann? Mit einer oft „typisch männlichen Sichtweise“? Dann wechseln Sie sofort auf Adlerschwingen in das Lager des weiblichen Geschlechts und betrachten den Change aus der „typisch weiblichen Perspektive“.

Kreativen Erfolg dabei wünscht Ihnen Ihr

Ardeschyr Hagmaier