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Von Sozialen Netzwerken lernen

Digitalisierung und Social B2B
Von Sozialen Netzwerken lernen

Die neuen Player in der Automobilbranche heißen Apple und Google. – Branchenübergreifend hat ein radikaler Wandel begonnen, der vor allem Großunternehmen zwingt ihren Fokus auf aufstrebende Digitalisierungskonzepte zu lenken und möglichst schnell zu lernen, um dem Wettbewerb standhalten zu können. Soziale Technologien bieten dazu eine Reihe interessanter Möglichkeiten.

Im Rennen um die Digitalisierung von Geschäftsprozessen sehen sich Großunternehmen beim Supply Chain Management mit zwei Herausforderungen konfrontiert: Ihnen fehlt die umfassende Konnektivität zwischen verschiedenen ERP-Systemen sowie die Kollaboration zwischen Mitarbeitern, Fachabteilungen, Lieferanten und weiteren Geschäftspartnern. Digitale Lieferketten können helfen, den Fluss von Produkten, Services und die Liquidität aller Beteiligten nachhaltig zu verbessern. Dazu bieten Soziale Technologien interessante Möglichkeiten. Entscheider in Großunternehmen sind also gut beraten, die Schranken geschlossener Systeme möglichst schnell zu durchbrechen und die Möglichkeiten sozialer Netzwerke zur Optimierung ihrer Beschaffungs- und Rechnungsprozesse zu nutzen.

Die digitale Lieferkette. Die Erfindung des Internet und dessen Nutzung mithilfe grafischer Browser, hat Menschen weltweit miteinander verbunden und deren Informations- und Kaufverhalten gravierend verändert. Seit dem Aufkommen von Smartphones und Surf-Sticks bieten sich endlose neue Nutzungsmöglichkeiten: Entsprechende Netzabdeckung vorausgesetzt, ist jeder Nutzer praktisch immer mit dem Internet verbunden.
Obwohl diese technischen Entwicklungen den Finanz- und Sozialbereich für Konsumenten und das B2C-Umfeld revolutionierten, scheint dies für Unternehmen im B2B-Bereich nicht der Fall. Betrachtet man die Rechnungsstellung als einen der am stärksten digitalisierten B2B-Prozesse, wird die Verwendung der vollständig elektronischen Rechnungsstellung mit lediglich rund 8 Prozent beziffert – in der EU liegt dieser Wert bei etwa 24 Prozent. Die Zahlen für Europa zeigen auch, dass bereits 2010 rund 70 Prozent der elektronischen Rechnungen in Form von Bildern, PDF-Dateien oder anderen Formaten ausgeliefert wurden. Aber nur 7,2 Prozent des EU-Volumens sind echte elektronische Rechnungen. Global betrachtet, ergibt sich eine berührungslose, elektronische Rechnungsstellung von lediglich 2,4 Prozent. Angesichts des Gesamtvolumens von 170 Milliarden Rechnungen pro Jahr ist der Anteil der elektronischen bisher eher gering. Vergleicht man die Konnektivität im B2B-Bereich mit sozialen Netzwerken, die in der Regel überregional verwendet werden, zeigen sich deutliche Einschränkungen: Das grenzüberschreitende Rechnungsvolumen beträgt bisher nur 1 bis 5 Prozent – obwohl der globale grenzüberschreitende Fluss von Services, Waren und Finanzen bereits die 36 Prozent überstieg.
Während soziale Netzwerke auf Zwei-Wege- oder One-to-Many-Systeme beruhen, sind Geschäftsnetzwerke normalerweise Einwegsysteme – auch hier ist der Versand von Rechnungen ein gutes Beispiel. Die elektronische Rechnungsstellung wird hauptsächlich von Großunternehmen und Regierungen vorangetrieben. Dabei sind weltweit über 99,9 Prozent aller Firmen kleine und mittelständische Unternehmen, die jedoch mit zahlreichen Großunternehmen zusammenarbeiten. Die heute existierende Konnektivität im B2B-Bereich umfasst jedoch nur einen winzigen Teil der Zusammenarbeit.
Soziale Technologien. Einmal verbunden, sind die Möglichkeiten für alle Mitglieder der Lieferkette enorm. Ein gutes Beispiel ist der chinesische Gigant des Internethandels Alibaba. Das Unternehmen begann als B2B-Anzeigenservice, der Lieferanten in Asien mit Käufern im Westen verband. Dadurch boten sich neue, kostengünstige Gelegenheiten für Lieferanten und Käufer – und das, obwohl das Geschäftsmodell extrem einfach ist: Es handelt sich genau genommen um eine elektronische Version der „Gelben Seiten“.
Allgemeiner gesprochen: In der digitalen Lieferkette profitieren Käufer und Lieferanten von klaren Prozessen, weniger Ausnahmen, erhöhter Transparenz – und der Möglichkeit, günstige Finanzierungsoptionen in Form von Finanzservices anbieten zu können.
Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, deren Wachstum häufig durch einen fehlenden Finanzierungs- und Marktzugang gebremst wird, können in einer digitalen Lieferkette vom Austausch und Teilen ihrer Identität profitieren und neue Kunden, Investoren und Kreditoptionen finden. Darüber hinaus kann Digitalisierung der Schlüssel sein, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und ein digitales Lieferantennetzwerk zu realisieren. Dabei handelt es sich um aufstrebende ökonomische Konzepte, die bereits mittelfristig zu einer nachhaltigeren globalen Produktion führen werden. Großunternehmen sollten also anstelle stetiger Kostenoptimierung eher die Agilität ihrer Lieferkette in den Fokus ihrer Organisationsstrategie rücken.
B2B-Kollaboration der Zukunft. Untereinander verbundene, digitale Lieferketten sind im Zuge der allgegenwärtigen „digital disruption“ die Grundlage für eine zukunftsgewandte und erfolgsversprechende B2B-Kollaboration. Innerhalb bestehender Lieferketten ist dazu jedoch eine drastische Reduktion technischer Barrieren notwendig, damit auch sämtliche Informationen jederzeit verfügbar sind.
Entscheider sollten bei der Einführung einer neuen Plattform darauf achten, dass diese eine datengesteuerte Risikobeurteilung, einen effektiven Informationsaustausch über alle notwendigen Produktionsparameter sowie Angebots- und Nachfragesignale erlaubt. Außerdem sollten Entscheider auf der Plattform ihrer Wahl die Möglichkeit haben, neue Chancen und Märkte zu suchen und zielgerichtet zu finden.
Dazu müssen die Daten bestehender ERP-Systeme entsperrt und im Rahmen der Compliance-Richtlinien liquide verfügbar werden, anstatt sie in so genannten Datensilos zu „lagern“. Alleine in Europa führt getrennte Datenhaltung zu Stammdaten aus rund 10 000 verschiedenen, isolierten Buchhaltungspaketen, die aufgrund einer gewachsenen IT-Infrastruktur oft redundant vorhanden und vielfach sogar inaktuell sind. Die Daten werden dann per Papier, PDF, E-Mail, Telefon und weitere Kommunikationswege übermittelt. Um von den Vorteilen vernetzter Lieferketten profitieren zu können und eine verbesserte Wettbewerbsposition zu erreichen, müssen diese Silos zunächst auf breiter Ebene durchbrochen werden. Dies setzt voraus, dass Unternehmen beispielsweise Stamm- und Adressdaten gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern aktuell halten.
Die Realität sieht allerdings anders aus: Nach 30 Jahren elektronischen Datenaustausches wurde bisher eine Durchdringungsrate von lediglich 2 bis 4 Prozent erreicht. Um die Idee einer digitalen Lieferkette im großen Stil zu realisieren, müssen Entscheider die Konnektivität und Kollaboration zwischen Unternehmen schnellstmöglich gemeinsam vorantreiben.
Soziale Netzwerke als Vorbild. In kürzester Zeit haben sich soziale Netzwerke weltweit durchgesetzt. Die besonders erfolgreichen unter ihnen, wie Facebook, stellen Verkäufern von Drittsoftware Benutzeroberflächen und Protokolle zur Verfügung, die Datenströme, Identitäten, Beziehungen und Interaktionen nutzen und diese in Chancen und wirtschaftliche Werte umwandeln können. Ein Beispiel dafür ist das Softwareunternehmen Zynga. Der Entwickler für Online-Spiele mit Sitz in San Francisco veröffentlichte im Jahr 2009 „Farmville“ für Facebook und sorgte für eine Sensation, indem bereits nach zwei Monaten 35 Millionen aktive Nutzer erreicht. Nur ein Jahr später wurde der Wert von Zynga mit 850 Millionen USD beziffert. Obwohl inzwischen andere Anwendungen die App-Listen von Facebook dominieren, hatten sowohl die Vision als auch die Technologie der Plattform weitreichende Auswirkungen auch auf den B2B-Bereich und seine digitalen Geschäftsprozesse. Soziale Interaktionen werden liquide und tragen entscheidend zum Wertefluss innerhalb eines Netzwerks bei. Sie kehren in Form von Anwendungen zurück, die die strukturierten Daten und Beziehungen nutzen: Das Netzwerk selbst wird zum Verbreitungsmechanismus der Apps und damit zu echter Benutzerakquise, die sich in messbare Umsätze verwandeln lässt.
Idealerweise ermöglicht es die beschriebene Entwicklung zukünftig jedem Unternehmen, sich unabhängig von seiner Größe, seinen Geldmitteln oder seiner Geografie über eine kollaborative B2B-Plattform mit anderen zu verbinden. Die Kombination aus sozialen Technologien und echten Transaktionen kann dabei die Lieferkette transformieren und Geschäftsprozesse sinnvoll reformieren. Auf dem Weg dorthin gilt es Datensilos und unnötigen Barrieren schnellstmöglich abzubauen, die bisher einen hohen Finanzaufwand oder aufwändige Integrationsprozesse verursachten. Um Prozesse über Systeme und Benutzer hinweg miteinander zu verbinden, bedarf es einer gemeinsamen „Sprache“, die Vertrauen schafft. Ein System, das Daten aus verschiedenen ERP-Systemen intelligent miteinander vernetzt, eröffnet Entscheidern notwendigen Handlungsspielraum, beschleunigt die Abwicklung von Geschäftsprozessen und den globalen Ausbau der digitalen Lieferkette.
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