Startseite » Allgemein »

„Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit sein“

Energieaudits versus Energiemanagementsysteme
„Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit sein“

Wir haben mit Andreas Krüger, Geschäftsführer Operations und Nachhaltigkeitsbeauftragter bei Kaiser+Kraft, über die Einführung von Energiemanagementsystemen gesprochen. Im Gespräch erläutert er, wie die Vorgehensweise ist und was Unternehmen dabei zu beachten haben.

Beschaffung aktuell: Wie kam es zur Entscheidung gegen Energieaudits und zur Einführung eines eigenen Energiemanagementsystems?

Andreas Krüger: Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit in unserer Branche, dem B2B-Handel mit Betriebs-, Lager- und Büroausstattung, zu sein. Da gehört es unserer Ansicht nach dazu, nicht nur die Mindestanforderungen von Gesetzen zu erfüllen. Ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 legt den Fokus auf die ständige Verbesserung der Energieleistung und das ist genau das, was wir wollen. Durch die regelmäßige Betrachtung von Prozessen findet man auch Einsparmaßnahmen. Zudem können die Mitarbeiter mit einem Managementsystem besser mit ins Boot geholt werden als mit unregelmäßigen Aktivitäten. Außerdem hatten wir den Vorteil, dass wir bereits auf Erfahrungen mit Managementsystemen nach ISO 9001 und speziell nach ISO 14001 zurückgreifen konnten.
Beschaffung aktuell: Wie darf man sich die Vorgehensweise vorstellen?
Krüger: Nachdem die Entscheidung für die Erweiterung unseres Managementsystems gefallen ist, wurden zunächst alle Führungskräfte über die Einführung informiert. Diese erfüllen schließlich eine Vorbildfunktion bei solchen Themen. Dann ging es an die eigentliche Arbeit: Zunächst wurde geschaut, welche Normpunkte bereits durch die ISO 14001 abgedeckt wurden (zum Beispiel das Thema rechtliche Verpflichtungen). Zeitgleich musste man sich ein Bild darüber machen, ob Energieträger wie Diesel, Benzin oder Gas vollständig erfasst wurden. Anschließend kam eine sehr techniklastige Etappe, die sich mit der Suche nach den Hauptenergieverbrauchern und der Erklärung, wo welche Energieverwendet beziehungsweise auch verschwendet wird, beschäftigte. Wir haben sehr viel mit Checklisten gearbeitet, um keinen der Anforderungspunkte zu vergessen.
Beschaffung aktuell:· Traten bei der Implementierung Probleme auf?
Krüger: Gerade vor dem zeitlichen Hintergrund war die Einführung eines Energiemanagementsystems in weniger als einem Jahr eine Herausforderung. Da müssen auch an dem einen oder anderen Punkt Abstriche gemacht werden, deren Umsetzung man sich als Ziel für die nächsten Jahre setzt. Aber wir hatten aufgrund des bestehenden Umweltmanagementsystems schon gute Strukturen, auf denen man aufbauen konnte
Beschaffung aktuell:· Haben Sie mit externen Partnern zusammengearbeitet?
Krüger: Die Firma Arqum (Gesellschaft für Arbeitssicherheits-, Qualität- und Umweltmanagement) hat uns bei der Einführung unterstützt. Im Rahmen des ECOfit-Projektes, einem Förderprogramm des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, haben wir bereits positive Erfahrungen mit dieser Unternehmensberatung gemacht. Sicherlich war es zudem von Vorteil, dass die Arqum GmbH unsere Organisation bereits kannte.
Beschaffung aktuell: Wie wurde die Herausforderung der verschiedenen Standorte gelöst, diese haben sicherlich unterschiedliche Energiebilanzen?
Krüger: Das war in der Tat eine Herausforderung. Bei vielen unserer Standorte handelt es sich um gemietete Gebäude, das heißt die Beeinflussbarkeit der Gebäudetechnik ist begrenzt. Maßnahmen zur Sensibilisierung und Schaffung von Bewusstsein für Umwelt und Energie sind aber nicht vom Standort abhängig. Man muss ganz klar sagen, dass wir in unserem System drei Standorte haben, die etwa 75 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs verursachen. Diese standen bei uns im Fokus. Kann man nämlich an einem dieser Standorte fünf Prozent des Energieverbrauchs einsparen, fällt das viel mehr ins Gewicht als an Standorten, die insgesamt nur ein Prozent des Energieverbrauchs ausmachen.
Beschaffung aktuell: Was gab es vor der Einführung des Systems für Maßnahmen, um den Energieverbrauch zu kontrollieren beziehungsweise zu senken?
Krüger: Maßnahmen, um den Energieverbrauch zu senken, gab es schon vor der Einführung des Systems. So spielte der Energieverbrauch bereits in der Vergangenheit eine Rolle, zum Beispiel bei der Anschaffung von IT-Hardware oder bei Anlagen für unsere Lagerstandorte. Unter anderem haben wir an einem unserer Lagerstandorte mit der Umstellung auf LED-Beleuchtung begonnen. Die Einspareffekte zeigen sich dann auch deutlich bei den Stromabrechnungen. Durch die systematische Bewertung der Hauptenergieverbraucher ist es aber nun einfacher, weitere Stellschrauben für die Senkung des allgemeinen Energieverbrauchs zu identifizieren.
Beschaffung aktuell: Welche Behörde kontrolliert, dass das Energiedienstleistungsgesetz eingehalten wird?
Krüger: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist für die Überprüfung der Einhaltung des Energiedienstleistungsgesetzes zuständig. Das heißt, dort werden Stichprobenkontrollen durchgeführt. Unternehmen müssen, nachdem sich das BAFA gemeldet hat, nachweisen, dass sie entweder ein Energieaudit durchgeführt, ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem nach EMAS eingeführt haben.
Beschaffung aktuell: Wird die Einführung eines solchen Systems vom Bund gefördert?
Krüger: Ja, hierzu hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eine Richtlinie für die Förderung von Energiemanagementsystemen veröffentlicht. Unter bestimmten Voraussetzungen werden Teilkosten für die Erstzertifizierung aber auch für Messeinrichtungen oder Schulungen erstattet. Hier muss aber überprüft werden, ob in der Mutter-, beziehungsweise einer Schwestergesellschaft de-minimis-Beihilfen in Anspruch genommen wurden.
Beschaffung aktuell: Können Sie Tipps für andere Unternehmen geben?
Krüger: Den Aufwand für die Vorbereitung zur Zertifizierung sollte man nicht unterschätzen. Auch wenn man schon nach ISO 14001 zertifiziert ist, verlangt die ISO 50001 an manchen Stellen doch mehr Detailarbeit. Besonders der Punkt der Datenerfassung kann sehr zeitaufwendig sein. Zudem ist es gerade für Unternehmen, die sich neu mit dem Thema beschäftigen, schwierig, das richtige Maß an realistischen Zielen und geeigneten Maßnahmen zu finden. Hier ist es hilfreich sich mit anderen Stellen auszutauschen, sei es im Rahmen von mehreren Standorten, in Unternehmensnetzwerken oder mit Unternehmensberatern.
Beschaffung aktuell: Herr Krüger, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Alexander Gölz.
Unsere Webinar-Empfehlung
Webinar: Beschaffung aktuell

Online-Plattformen

Die Digitalisierung veranlasst Unternehmen, bestehende Prozesse zu hinterfragen und eröffnet gleichzeitig neue Wege – auch im Einkauf. So bieten beispielsweise digitale Beschaffungsplattformen die Möglichkeit, Prozesse zu verbessern und zu automatisieren, Kosten zu senken und…
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 4
Ausgabe
4.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de