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Neue E-Klasse im Test: Wie E und je

Fahrzeugtest Mercedes-Benz E-Klasse 220d
Wie E und je

Mit der neuen E-Klasse startet Mercedes-Benz ins digitale Zeitalter durch. Viele Assistenten für automatisiertes Fahren sowie ein nues Infotainment-System machen den Urvater aller Mercedes-Modelle zu einem guten Griff als Firmenwagen.

Oft wurde Mercedes-Benz ja vorgeworfen, die Marke baue behäbige Autos, die zwar komfortabel, aber wenig begeisternd zu fahren sind. Mit der Neuausrichtung der A-Klasse hat Mercedes-Benz gezeigt, dass man auch Sport kann. Und die E-Klasse zeigt jetzt ebenfalls sportliche Ambitionen, aber deutlich distinguierter verpackt. Im Vergleich zu den Wettbewerbern aus München, Ingolstadt oder Coventry (Jaguar) wirkt die E-Klasse etwas wuchtiger, aber dennoch athletisch und beileibe nicht behäbig. Vorne grüßt wie eh und je der Daimler-Stern von der Motorhaube, die seitliche Außenansicht wird durch den hohen Wagenkörper und die kleinen Fensterflächen dominiert. Das Heck schließlich wirkt ebenfalls wuchtig, umkleidet aber ein gut beladbares und mit 540 Liter ausreichend großes Gepäckfach. Wer möchte, kann es durch Umklappen des Mittelteils der Fondlehne oder gleich aller drei Fondlehnen (optional für 435 Euro, alle Angaben ohne Mehrwertsteurern) sogar noch erweitern.

Sanfte Sänfte

Fangen wir ganz unten an: die Niederquerschnittreifen im Format 275/40 (hinten) und 245/45 (vorne) lassen zwar eine gewisse Härte vermuten, werden aber von der Luftfederung (Option für 1900 Euro) vorzüglich entschärft. Deren Federhärte passt sich über drei Luftkammern automatisch an die Fahrsituation an und lässt das Fahrzeug über Bodenwellen und Fugen jeglicher Art gefühlt schweben. Insbesondere auf der Autobahn und bei hohem Tempo entsteht so ein Fahrgefühl, das nicht nur beruhigt, sondern auch subjektiv weniger ermüdet. Dafür sorgt auch das Akustikpaket (1100 Euro) mit wärme- und geräuschdämmendem sowie Infrarot- und UV-schützendem Verbundsicherheitsglas samt absorbierender Folie und weiteren Schallisolationsmaßnahmen.

Weiter vorne säuselt der neue Vierzylinder-Dieselmotor, der in Sachen Geräusch, Dynamik, Trinksitten und Abgasverhalten erheblich besser als das Vorgängeraggregat ist. Es besitzt mit 1950 cm³ zwar etwas weniger Hubraum als bisher, aber mit 143 kW Leistung und 400 Nm Drehmoment genügend Potenz für die Autobahn. Dort schnurrt das Aggregat bis weit über Tempo 150 wie ein Kätzchen und hängt sehr gut am Gas. Subjektiv stellt sich bei 150 bis 170 km pro Stunde das optimale Fahrgefühl ein. Darüber werden die Windgeräusche lauter und die Konzentration auf die schmäler werdende Straße überlagert das wohlige Reisegefühl. Da sich der Motor auf den etwa 900 km Testbetrieb (viel Stadtverkehr und eine sehr flotte Autobahnreise) durchschnittlich etwa 6,8 l Dieselkraftstoff pro 100 km genehmigte, ergibt sich mit dem serienmäßigen 50-Liter-Tank eine theoretische Reichweite von knapp 750 km. Deshalb sei das Ordern der optionalen Kraftstofftanks mit 66 (für 50 Euro) oder 80 l (für 100 Euro) Inhalt empfohlen. Oder man fährt etwas moderater und senkt so den Kraftstoffverbrauch auf durchaus erreichbare fünf bis sechs Liter pro 100 Kilometer.

Unterstützung für den Fahrer

Aufmerksamer Assistent des Motors ist das Neungang-Automatikgetriebe, das die Antriebskraft in feinen und wohldosierten Übersetzungsschritten an die Hinterräder weiterleitet. Hier gilt das gleiche Bonmot wie bei Schiedsrichtern im Sport: „Seine Anwesenheit wurde nicht bemerkt, also war er gut.“ Was auch für die LED-Scheinwerfer (1950 Euro) gilt: Ihre insgesamt 84 einzeln ansteuerbaren LEDs sparen andere Fahrzeuge präzise aus und beleuchten gleichzeitig sehr hell das Umfeld und ermöglichen so ein Dauerfernlicht – alles automatisch. Womit wir bei den Assistenzsystemen wären. Davon gibt es für die E-Klasse mehr als genug. Im „Fahrerassistenz-Paket Plus“ (optional für 2400 Euro) werden 13 elektronische Helfer gebündelt, die das Fahren sicherer machen sollen. So faszinierend es auch sein mag, mit dem Setzen des Blinkers einen automatischen Überholvorgang des Fahrzeugs auszulösen, auf der Autobahn ohne Lenkradkontakt in der Spur zu bleiben oder wie von Geisterhand in eine Parklücke dirigiert zu werden: Erstens bleibt der Fahrer weiter in der Verantwortung, muss daher seine Fahrt weiterhin voll überwachen und darf sich noch nicht anderen Tätigkeiten zuwenden. Zweitens überlagern bei manchen Funktionen nervige Begleiterscheinungen den Sicherheitsgewinn. Etwa wenn schon bei Annäherung an weiße Fahrbahnbegrenzungen das Lenkrad vibriert oder der Abstandshalter im Tempomaten schon weit vor einem langsamer fahrenden Vordermann verzögert. Manche Fahrer stören sich an solchen lästigen Reaktionen und sind versucht, die Systeme deshalb komplett abzuschalten. Und wenn wir schon bei nervigen Eigenschaften sind: Die Rundumsicht ist nicht die beste (hier hilft das Parkpaket mit 360-Grad-Kamera für 1490 Euro) und die wieder einmal gestiegenen Abmessungen sorgen in engen Straßenzügen und Parkhäusern für Verdruss. Darüber hinaus bietet die Aufpreisliste noch viele weitere Möglichkeiten – etwa über 300 Lack-/Polster-Kombinationen.


Hartmut Hammer,
Fachjournalist in Stuttgart

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