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„Wir arbeiten permanent an unserem Produkt- und Dienstleistungsangebot“

Im Gespräch mit Klaus-Dieter Schmidt, Geschäftsführer der F. Reyher Nchfg. GmbH & Co. KG
„Wir arbeiten permanent an unserem Produkt- und Dienstleistungsangebot“

Mit über 130 000 verschiedenen Artikeln an Verbindungselementen und Befestigungstechnik bietet das Hamburger Unternehmen Reyher ein breites Produktsortiment und ein umfangreiches Dienstleistungsportfolio an. Wir haben mit Geschäftsführer Klaus-Dieter Schmidt über aktuelle Entwicklungen und Trends sowie das Verbot von Chromtrioxid gesprochen.

Beschaffung aktuell: Herr Schmidt, wie ist bisher das aktuelle Geschäftsjahr für Reyher gelaufen?

Klaus-Dieter Schmidt: Das Jahr 2017 hat für uns sehr positiv begonnen, da wir Anfang des Jahres von der Claas-Gruppe als „Supplier of the Year 2016“ in der Kategorie Service für besondere Leistungen ausgezeichnet wurden. Nach diesem positiven Start verlief das Geschäftsjahr ebenso positiv. Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden mit der Umsatzentwicklung, liegen im Plan und werden unsere gesteckten Ziele erreichen. Darüber hinaus freuen wir uns, dass unser Unternehmen in diesem Jahr 130 Jahre alt wird.

Beschaffung aktuell: Was hat die Branche in diesem Jahr bewegt?

Schmidt: Im Fokus war dieses Jahr vor allem der weltweite Beschaffungsmarkt, der die Branche in Atem gehalten hat und auch weiterhin bewegt. Auslöser dafür sind die stark steigenden Rohstoffpreise sowohl in Europa als auch noch extremer in Asien. Schaut man sich von Beginn des Jahres bis heute die Stahlpreisentwicklung an, sprechen wir nahezu von einer Verdopplung des Preises. Daraus resultierend wurde die Branche gezwungen, die Preise anzuheben.

Hinzu kommt, dass die europäischen Hersteller über weitere Anti-Dumping-Maßnahmen nachdenken. Aus unserer Bewertung der Sachlage ist das im Moment eher unwahrscheinlich, aber wie die europäische Kommission entscheidet und welche Maßnahmen am Ende zum Tragen kommen, ist nicht vorhersehbar.

Ein weiteres aktuelles Thema sind die Aktionen rund um den Umweltschutz in China. Durch eine Kommission überprüft die Regierung in Peking eine Vielzahl an Unternehmen hinsichtlich der Einhaltung von Umweltschutz-Auflagen. Diese Umweltschutzmaßnahmen sind grundsätzlich positiv zu bewerten, allerdings ist das Vorgehen sehr rigoros. Betriebe werden teilweise oder auch komplett stillgelegt, was natürlich negativ den Beschaffungsmarkt beeinflusst. Besonders im Brennpunkt stehen dabei Galvaniken, da sie verständlicherweise das höchste umweltgefährdende Potential aufweisen.

Es ist davon auszugehen, dass sich der gesamte Beschaffungsmarkt mittelfristig nicht beruhigen wird und es an der einen oder anderen Stelle zu Verknappungen kommen könnte. Ähnliche Auswirkungen haben wir auch im deutschen beziehungsweise europäischen Beschaffungsmarkt. Der Grund dafür ist der Stoff Chromtrioxid, der für die Herstellung von Chrom-VI-haltigen Korrosionsschutzüberzügen benötigt wird und Ende September verboten wurde. Somit darf zum Beispiel eine klassische Gelbchromatierung in der Europäischen Union nicht mehr hergestellt werden. Das ist ein weiterer Punkt, der die Branche in diesem Jahr stark bewegt hat und weiter beschäftigen wird, zumal es hier notwendig ist entsprechende Substitutionen zu finden.

Beschaffung aktuell: Wie trifft diese Maßgabe Sie als Händler und wie agiert Reyher hier künftig?

Schmidt: Sicherlich sind wir davon betroffen, jedoch haben wir uns schon seit längerem aktiv mit dieser Thematik befasst und zukunftsorientierte Lösungen gefunden. Daher führen wir bereits seit geraumer Zeit Alternativen zu einer klassischen Gelbchromatierung in unserem Sortiment, wie zum Beispiel eine Dickschichtpassivierung. Unsere Kunden haben wir ebenso frühzeitig durch technische Publikationen über diese Thematik informiert. Viele Kunden nutzen die Gelegenheit der Umstellung nicht nur um Produkt A gegen Produkt B zu ersetzen, sondern erhöhen gleichzeitig ihre Korrosionsschutzanforderungen.

Es werden sehr häufig Korrosionsschutzüberzüge gewählt, die – anders als die „Gelbchromatierung“ – über einen eingestellten Reibwert verfügen. Auch diese Artikel haben wir im Lager vorrätig.

Beschaffung aktuell: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorzüge bei Reyher C-Teile zu beschaffen, im Vergleich zu Marktbegleitern?

Schmidt: Das ist sicherlich das Gesamtkonzept, dass Reyher seinen Kunden anbietet. Wir steuern alles zentral von Hamburg aus und nicht über dezentrale Niederlassungen. Das ist ein großer Vorteil.

Im Detail beginnt dies bei den 130 000 sofort verfügbaren Artikeln mit einer Lieferbereitschaft von über 99 Prozent, die innerhalb von 24 Stunden deutschlandweit lieferbar sind. Hinzu kommen unsere Dienstleistungssäulen E-Business, Kanban-Versorgungssysteme, technische Beratung und Konfektionierungsleistungen. Alle Lösungen werden auf die Bedarfe unserer Kunden hin individuell abgestimmt und sorgen für Beschaffungsoptimierungen und Prozessverschlankungen.

Zu unseren E-Business-Lösungen gehören elektronische Kataloge, EDI (Electronic Data Interchange) bis hin zu unserem Webshop RIO – Reyher Internet Order, der zum Beispiel mit einer direkten Preis- und Verfügbarkeitsabfrage ausgestattet ist.

Unsere modular aufgebauten Kanban-Versorgungssysteme ROM – Reyher Order Management zielen auf die sichere und zuverlässige Materialversorgung und decken das C-Teile-Management ab. Wir begleiten unsere Kunden vom Start der Planung bis zur Kanban-Systemeinführung. Zur Automatisierung stellen wir für ROM eigens entwickelte Lösungen auf Basis von Barcode- oder RFID-(Radio-Frequency Identification)Technologien zur Verfügung.

Ebenso profitieren unsere Kunden von REM – Reyher Engineering Management, mit dem wir eine umfassende technische Beratungsleistung anbieten. Entweder kundenindividuell oder in Seminaren. Mit Weiterbildungen halten sich unsere Ingenieure und Techniker immer auf dem aktuellen Stand der Technik, das ist für eine kompetente Beratung absolut notwendig.

Unsere Unterstützung geht aber auch weit über die Wahl der richtigen Schraube oder deren Oberfläche hinaus. Wir helfen unseren Kunden zum Beispiel auch, ihr Artikelspektrum zu standardisieren und damit zugleich wirtschaftlicher zu gestalten.

Konfektionierungsleistungen für Industrie- und Handelskunden haben wir in dem eigenen Bereich RKP – Reyher Kitting & Packaging gebündelt.

Hier stellen wir unseren Kunden Handelsverpackungen oder vorkonfektionierte Verpackungen zur Verfügung. Angefangen vom kleinen Set im Polybeutel bis hin zu komplexen Bausätzen in Palettengröße, die wir just in time direkt auf Baustellen liefern.

Beschaffung aktuell: Werden solche vorkonfektionierten Lösungen stark nachgefragt?

Schmidt: Ja, die Anzahl der Kunden die daran ein großes Interesse haben, ist auf jeden Fall angestiegen. Beispielsweise Industrieunternehmen, für die wir eine Vorkonfektionierung vornehmen, steigern damit ihre Effizienz.

Stellen Sie sich vor, Sie stellen Maschinen her, die drei Meter hoch sind. Die zur Montage in der Höhe benötigten Teile werden von den Monteuren einzeln aus einem Regal entnommen und in eine Box gelegt oder in die Hosentasche gesteckt. Mit diesen Teilen am Mann geht es dann per Leiter an den Ort, wo die Teile verbaut werden müssen. Und wehe, es fehlt dann ein Teil. In diesem Fall bedeutet Vorkonfektionierung, dass wir alle benötigten Teile in einen Polybeutel fertig zusammenstellen. Der Monteur muss dann nicht mehr die einzelnen Teile mühsam aus dem Regal zusammensuchen, sondern greift sich einfach einen Beutel und geht mit Zeitersparnis wieder an sein Werk. Dies ist nur ein Beispiel zur Veranschaulichung, was der Vorteil an einer Vorkonfektionierung ist. Diesen Vorteil nutzen immer mehr Kunden.

Beschaffung aktuell: Gibt es neue Dienstleistungen die Reyher im Portfolio hat, um den Kunden zu unterstützen?

Schmidt: Wir arbeiten permanent an unserem Dienstleistungsangebot. Hier gibt es sicherlich größere und kleinere Entwicklungen, die im ersten Moment nicht so sehr ins Auge fallen. Hervorzuheben ist unter anderem die Weiterentwicklung im Bereich RFID-Technologie. Hier können wir unseren Kunden mittlerweile diverse Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Nach wie vor haben wir unseren Webshop RIO, der noch benutzerfreundlicher geworden ist als er es ohnehin schon war und zudem auf dem neuesten Stand der IT-Technologie ist.

Desweiteren wurde für unsere Kanban-Kunden in Kooperation mit SSI Schäfer ein neuer Kanban-Behälter ROM | LTB entwickelt. Dieser verwandelt sich mit nur einem Handgriff von einem offenen Sichtlagerbehälter zu einem Transportbehälter. Er verfügt über einen Schiebemechanismus und einem transparenten Etiketteneinschub an der Front. Für den Transport ist der Schiebemechanismus oben, damit weder Ware noch das Etikett herausfallen kann und im Regal ist er geöffnet und bietet eine gute Eingriffsfläche.

Durch leicht geänderte Abmaße passt sogar ein Behälter mehr in ein Standard-Kanban-Regal als es bei den klassischen Behältern der Fall ist. Ein weiteres Feature sind abgerundete Ecken im Behälterinneren, damit sich Kleinteile besser entnehmen lassen.

Beschaffung aktuell: Sie haben kürzlich ein neues Hochregallager in Betrieb genommen.

Hat sich Reyher so fit für die Zukunft aufgestellt?

Schmidt: Ja, das kann man von der logistischen Seite sicherlich so sagen. Wir haben das neue Hochregallager gebaut um einerseits den Kundenanforderungen künftig noch besser begegnen zu können. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit geschaffen, das eine oder andere Außenlager aufzulösen, sodass wir hier von unserem zentralen Standort aus noch effizienter agieren können.

Beschaffung aktuell: Was sind die Besonderheiten des neuen Hochregallagers?

Schmidt: Das neue Hochregallager ist mit einer Gesamthöhe von 42 Metern etwas höher als das bestehende Hochregallager. Als Besonderheit haben wir auf ungefähr zwei Drittel der Höhe eine horizontale Teilung. Das ist eine einzigartige Bauweise und meines Wissens nach weltweit bisher einmalig. Wir haben sowohl im unteren als auch im oberen Bereich je fünf Regalbediengeräte im Einsatz. So können wir einen wesentlich höheren Durchsatz erzielen als mit nur einem Regalbediengerät pro Gasse. Wir verfügen im neuen Lager über 40 000 Palettenplätze und haben damit jetzt eine Gesamtpalettenkapazität von 100 000 Plätzen in unserem Logistikzentrum. Hinzu kommen noch unsere 120000 Behälterplätze.

Beschaffung aktuell: Wohin gehen die Trends bei Ihren Kunden?

Schmidt: Einen komplett neuen Trend sehe ich hier nicht. Es ist festzustellen, dass C-Teile-Management-Systeme immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das heißt im gleichen Zuge aber auch, dass immer mehr Nichtverbindungselemente in Kanban-Systeme einfließen. Hier sind wir gefordert, auch Teile die wir bisher nicht im Portfolio hatten, zukünftig über neue Lösungen unseren Kunden zur Verfügung zu stellen. Das kann über ein Kanban-System oder über elektronische Anbindungen sowie anderen Belieferungskonzepte erfolgen. Bei der Lösungsfindung orientieren wir uns an den Rahmenbedingungen und Gegebenheiten unserer Kunden.

Ein weiterer Trend ist sicherlich unter dem Stichwort Industrie 4.0 zusammenzufassen. Jede Art der elektronischen Anbindungen die den Umgang mit Bestelldaten, Auftragsbestätigungen sowie Rechnungen vereinfacht, nimmt an Wichtigkeit und Nachfrage zu. Darauf sind wir mit unserem Geschäftsbereich E-Business sehr gut aufgestellt. Es kommt insbesondere unsere E-Business-Lösung EDI für den elektronischen Geschäftsdatenaustausch zum Einsatz. Damit werden Daten elektronisch und automatisiert ausgetauscht, was durch den Wegfall von manuellen Datenerfassungen zu einer Qualitätsverbesserung durch die Minimierung von Fehlerquellen und zu einer Zeitersparnis führt.

Beschaffung aktuell: Was sind Ihre Visionen und Ziele für die kommenden Jahre?

Schmidt: Es wird klar dabei bleiben, dass wir uns weiter konsequent auf das Thema Verbindungselemente und Befestigungstechnik konzentrieren und unser Produktsortiment kontinuierlich den aktuellen Marktgegebenheiten angepasst wird. Selbstverständlich mit allen Dienstleistungen die entsprechend dazugehören. Letztendlich bieten wir unseren Kunden nicht nur Schrauben an, sondern Versorgungssicherheit und das werden wir auch weiterhin tun. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir in Sachen Produkte, Logistik und Dienstleistungen immer vorausschauend denken und agieren. Wir haben viel vor für unsere Kunden.

Beschaffung aktuell: Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch

Das Interview führte Alexander Gölz,

Redakteur Beschaffung aktuell.


Das Unternehmen

F. Reyher Nchfg. GmbH & Co. KG

… zählt zu den führenden Handelsunternehmen für Verbindungselemente und Befestigungstechnk in Europa.

Seit 1993 bietet das Unternehmen ein C-Teile-Managementsystem an. Der Einsatz von ROM Reyher Order Management sorgt für höchste Versorgungssicherheit und Prozesssicherheit. Kombinierbare Module RFID-Technologie, Barcode-Systeme, flexible Etikettierung und moderne Datenübertragungswege bilden das Rundumsorglospaket für die reibungslose Materialversorgung.

Zahlen:

650 Mitarbeiter weltweit

295 Mio. Euro Umsatz in 2016


Wir steuern alles zentral von Hamburg aus und sind nicht von Subunternehmen abhängig. Das ist ein großer Vorteil von uns.“
Klaus-Dieter Schmidt

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