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„Wir wollten etwas anders machen“

Lapp automatisiert Servokonfektion
„Wir wollten etwas anders machen“

Der Stuttgarter Kabelhersteller Lapp hat gemeinsam mit Steckverbinder-Spezialist Intercontec ein neues Konzept für eine höher automatisierbare Konfektion von Servoleitungen entwickelt. Neben technischen Vorteilen soll so auch eine höhere Prozessstabilität in der Fertigung ermöglicht werden.

Die Antriebstechnik im Allgemeinen und die Servotechnik im Besonderen sind ein boomender Markt: Laut einer Einschätzung von Analysten von MarketsandMarkets sollen in diesem Jahr 7,2 Mio. Einheiten weltweit verbaut werden. Dementsprechend viele Motoren gilt es, mit den zugehörigen Antriebssystemen zu verbinden. Hier kommt Lapp ins Spiel. „In diesem Markt wollen wir uns zukünftig verstärkt positionieren“, erklärt Werner Becker, Geschäftsführer von Lapp Systems in Stuttgart. Die Lösung für diese Problemstellung liefern die Stuttgarter mit einer neu entwickelten Generation von Servokonfektionen, welche bereits auf der Hannover Messe 2015 erstmals vorgestellt wurde.

Das neue Fertigungsverfahren soll eine erhebliche Zeitersparnis in der Produktion mit sich bringen. Von Anfang an war die Firma Intercontec aus Niederwinkling in Niederbayern in den Entwicklungsprozess eingebunden. Zwischen beiden Unternehmen besteht eine langjährige Partnerschaft. In enger Abstimmung mit Lapp wurden passende Steckverbinder entwickelt. In einem von Lapp eigens dafür konzipierten beziehungsweise automatisierten Verarbeitungsprozess werden diese mit den entsprechenden Kabeln und Leitungen zur neuen Generation von Servokonfektionen verarbeitet. „Wir standen vor der Herausforderung, mit den immer schneller werdenden Motoren Schritt halten zu können“, erläutert Becker. Der Weg zur neuen Konfektion ging darüber, dass man sich überlegte, was an der Leitung passieren muss, damit man zwischen Motor und Steuerung Schritt hält. Im Vordergrund standen dabei die technischen Eigenschaften, wie eine Verbesserung der Schirmanbindung und eine Erhöhung der Standzeiten in bewegten Anwendungen. Außerdem sieht Lapp generell eine steigende Nachfrage für fertig konfektionierte Verkabelungslösungen.
In rund eineinhalb Jahren Entwicklungszeit haben die Schwaben den Kabelaufbau komplett verändert. „Unsere Philosophie war die, dass, wenn wir in der Produktion etwas verändern wollen, erst das Kabel völlig neu aufgebaut werden muss“, erklärt Becker. Die neue Leitung hat einen moderneren technischen Aufbau und eine geringere Anzahl an Leitungskomponenten. Der besondere technische Vorteil gegenüber bisherigen Servokonfektionen liegt laut Becker unter anderem in der 360-Grad-Schirmabdeckung gegen elektromagnetische Störungen. Diese wird erst durch das neue Fertigungsverfahren möglich, bei dem die Ummantelung des Kabels entfernt, die Schirmung leicht aufspreizt und rundherum ein Kontakt zum neuen Stecksystem hergestellt wird. „Die elektromagnetische Abschirmung ist damit messbar besser“, erläutert Becker. Einziger Nachteil der neuen Vorgehensweise: Das automatisierte Verfahren erlaubt bis heute nur die Konfektion gerader, nicht aber abgewinkelter Stecker. Hier werde jedoch aktuell an einer Lösung gearbeitet. Der Kunde muss sich aber nicht auf höhere Preise einstellen. Durch die höherwertigen Komponenten (Kabel, Stecker) entstehen zwar zusätzliche Kosten, diese werden aber durch die rationellere Verarbeitung kompensiert.
Gefertigt werden die sogenannten ‚Ölflex Connect Servo‘-Konfektionen zunächst am Hauptstandort in Stuttgart. Hier läuft aktuell die Pilotphase des Projektes. Anfang 2017 soll die Fertigung für Gesamteuropa am Standort in Tschechien starten. Zur kommenden SPS in Nürnberg wolle man für Deutschland lieferfähig sein. „Wir wollen keinen Warentourismus betreiben, daher planen wir, auch an Produktionsstätten in Nordamerika und Asien den neuen Produktionsprozess zu implementieren“, erläutert Becker die Vorgehensweise. In weiteren Schritten will das Unternehmen daher spezialisierte Produktionsstätten in Singapur (für Asien) und New Jersey (für Nordamerika) aufbauen. Dort sollen dann die neuen Lösungen in gleicher Qualität gefertigt werden. Laut Becker sei Lapp damit der einzige Hersteller, der diese Fertigungstiefe bei Servokonfektionen auf drei Kontinenten abbilden könne. Bei einem anderen Trend in der Antriebstechnik – dem Einsatz von Hybridkabeln anstelle getrennter Signal- und Powerleitungen – ist man bei den Schwaben noch zurückhaltend. „Wenn ein Antriebshersteller dies wünscht, machen wir es, und es steht definitiv auf unserer To-do-Liste. Aber im Moment ist die Nachfrage danach nicht so hoch, dass wir es flächendeckend anbieten könnten“, erklärt Becker. Basierend auf dem neuen Konzept will Lapp in den kommenden Monaten sukzessive Varianten für die Antriebs-Standards von Beckhoff, Fanuc, SEW Eurodrive, Rockwell, Lenze, B&R und Bosch einführen. Als erstes kommt die Lösung mit Stecker nach Siemens-Standard auf den Markt. Alle Varianten werden in einer breiten Auswahl an Steckergrößen von M15 bis M58 und Kabelquerschnitten von 1,5 mm² bis 10 mm² verfügbar sein. Dazu hat der Maschinen- und Anlagenbauer die Wahl zwischen drei Performance-Klassen: Basic Line (PVC-Mantel) für einfache bewegte Anwendungen, Core Line (PUR-Mantel) für mittlere dynamische Anwendungen und Extended Line (PUR-Mantel) für hoch dynamische Anwendungen beziehungsweise für lange Verfahrwege.

Das Unternehmen

Die Lapp Systems GmbH ist eine hundertprozentige Tochter der Lapp Gruppe und spezialisiert auf maßgeschneiderte Konfektionen von Kabel- und Leitungssystemen. Als ISO TS 16949 zertifiziertes Unternehmen mit rund 230 Mitarbeitern an den Standorten Stuttgart, Much bei Köln und Holesov in Tschechien ist Lapp Systems Partner für die Industrie und den Automotive-Sektor. Das Portfolio der Stuttgarter reicht von der Beratung über die Systementwicklung bis hin zu Produktion, Erprobung, Logistik und After-Sales-Service.
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