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Berufskleidung: Von der Idee zur Marktreife

Entwicklung von Berufskleidung
Von der Idee zur Marktreife

Arbeitskleidung muss eine Menge leisten und äußeren Einflüssen standhalten. Darüber hinaus wird heute auch ein hoher Tragekomfort erwartet. Um bei der Berufsbekleidung auf dem aktuellen Stand zu sein, verfügt Textildienstleister Mewa über eine eigene Entwicklungsabteilung für seine neuen Kollektionen.

Zeitgemäße Berufskleidung soll in jeder Hinsicht schützen und unterstützen. Dementsprechend wird das Arbeitsoutfit oft sehr speziell für verschiedene Berufsgruppen und Einsatzbereiche entwickelt. Die Anforderungen an Schnitt, Material und die Ausstattung – zum Beispiel mit Taschen, Polsterungen oder einer Schutzfunktion – ergeben sich aus der praktischen Tätigkeit. Ein Mechatroniker, beispielsweise, setzt hier andere Prioritäten als Beschäftigte in der Zementherstellung oder der Pflege.

„Bei Berufskleidung sind es von der Idee bis zur Marktreife über 200 Teilschritte“, erklärt Mark Weber, Leiter der Produktentwicklung bei Mewa. „Das fängt bei der Suche nach passenden Geweben an und endet bei den Belastungs-, Wasch- und Tragetests.“ Neben Weber arbeiten in der Unternehmenszentrale sechs Bekleidungsingenieurinnen und zwei Schnittmacherinnen an der Erstellung von Prototypen und Tragetestmustern.

Im Bereich Forschung und Entwicklung kümmert sich Nicole Kiefer, Trendscout Future Textiles, um das Aufspüren innovativer Textilfasern. Sie erklärt: „In der sogenannten ‚Vorentwicklung‘ geht es darum, welche Aufgaben bestimmte Fasern später in der Kleidung übernehmen können. Müssen sie besonders dehnbar sein, sollen sie vielleicht eine antibakterielle Wirkung haben oder temperaturausgleichend wirken.“ Um Funktionsgewebe zu entdecken, besuchen sie und ihre Kollegin, eine Umwelt- und Verfahrenstechnikerin, Messen und halten Kontakt zu Textilforen.

Darüber hinaus arbeitet der Textildienstleister aus Wiesbaden in der Forschung mit Hochschulen und Instituten zusammen. Aktuell beschäftigt sich die Entwicklungsabteilung mit Geweben, die für das Arbeiten im Reinraum und in kühler Umgebung geeignet sind. Mehr dürfe allerdings noch nicht verraten werden, so Kiefer und fügt hinzu: „Bei allem, was wir derzeit entwickeln, liegt der übergeordnete Fokus ausdrücklich auf Nachhaltigkeit. Da es aus unserer Sicht in erster Linie nachhaltig ist, eine möglichst hohe Lebensdauer des Bekleidungsstücks zu gewährleisten, wird es hier für neue Materialien oft schwer.“

Fokus auf nachhaltige Materialien

Mewa hat mit der Kollektion „Peak“ die laut eigenen Angaben erste nachhaltige Berufskleidung im Mietservice auf den Markt gebracht. Die verwendeten Polyestergarne stammen zum größten Anteil aus recycelten PET-Flaschen, hinzu kommt Biobaumwolle. Damit liegt der Anteil ressourcenschonender Materialien für diese Berufskleidung bei rund 75 Prozent, so das Unternehmen. Weber: „Wir haben dort nicht nur gewebte, sondern auch gestrickte Partien aus elastischen Fasern umgesetzt. Soweit ich weiß, sind wir im Leasing-Segment bislang die einzigen, die elastische Gestricke mit Recyclingfasern abdecken. Die notwendige Entwicklungsarbeit beanspruchte mehr als ein Jahr.“

Mit dem Ziel der Nachhaltigkeit verfolgt das Unternehmen verschiedene Forschungsansätze. Dazu zählen neben einer ausgewiesenen Langlebigkeit der Bekleidung und dem Einsatz recycelter Materialien auch eine biologische Recyclingfähigkeit. Kiefer berichtet: „Derzeit laufen Versuche, bei denen wir direkt aus unseren Alttextilien neue Gewebe für Berufskleidung gewinnen wollen.“ Egal, aus welcher Quelle sie stammen, die wiederverwendeten Materialien müssen in Bezug auf Haltbarkeit und Färbeverhalten den nicht-recycelten Ausgangsprodukten gleichkommen – das sei eine besondere Herausforderung, so Kiefer.

Komfort und Funktionalität

Neue Impulse für Arbeitskleidung holt sich das Team in der Produktentwicklung aus der Marktbeobachtung und Trends im allgemeinen Bekleidungsmarkt. Einen großen Einfluss hat dabei der Outdoor-Bereich.

Weber: „Durch die Freizeitmode haben sich die Menschen an den Komfort von Funktionsgeweben wie Fleece und Softshell gewöhnt und erwarten dieses Tragegefühl ebenso von ihrer Arbeitskleidung. Das gilt speziell für Berufe mit viel Körpereinsatz.“ Ergonomische Schnitte sowie sowohl elastische als auch schützende Bereiche verstärken darüber hinaus die Funktionalität der Kleidung.

Besondere Eigenschaften erhalten die Textilien durch spezielle Ausrüstungsvarianten. Zum Beispiel bewirkt ein eingewebter Carbon-Faden, dass sich ein Gewebe nicht statisch auflädt – was bei Arbeiten mit explosiven Stoffen unverzichtbar ist. Partikel aus Aktivkohle zwischen den Fasern können Feuchtigkeit und Wärme aufnehmen oder abgeben und garantieren so eine konstant angenehme Temperatur auf der Hautoberfläche. Kiefer abschließend: „Wir versuchen zu erkennen, wo die textiltechnische Entwicklung in vier bis fünf Jahren sein wird, damit wir Innovationen als erste in die Berufskleidung integrieren können. Und zwar so, dass sie mit den Pflegeprozessen eines textilen Dienstleisters kompatibel sind.“ (ys)

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