Mit einem einzigen Tropfen Blut ganze Blutbilder erstellen – und das vor Ort und in kürzester Zeit. Das war die Idee der 19-jährigen Elizabeth Holmes, die 2003 das Start-up Theranos gründete. Das Unternehmen bekam große Aufmerksamkeit und Investoren gaben mehr als 700 Millionen US-Dollar. 15 Jahre später wurde Theranos zeremonielos abgewickelt. Was war passiert? Vom sternenhaften Aufstieg und noch schnelleren Absturz des hochgehypten Start-ups erzählt in diesem Buch der Wall-Street-Journalist John Carreyrou. Er war es, der die Lügen des Unternehmens aufdeckte und erkannte, dass Theranos seine Versprechen nie erfüllen konnte.
Carreyrou macht in diesem Buch exemplarisch deutlich, wohin Gier und die Angst, etwas zu verpassen, führen können. Er erzählt von absurden Leistungsansprüchen, an denen viele Mitarbeiter verzweifelten, von unzugänglichem und unerfahrenem Führungspersonal, das sich lieber im Medienrummel badete als sich mit organisatorischen Problemen auseinanderzusetzen und von einem Netz der Lügen, dass über Jahre immer weiter gesponnen wurde: weder vor Rechtsstreits, der Hilfe der Mächtigen sowie persönlichen Drohungen machte das Führungsteam halt. Vor allem deckt Carreyrou auf, dass das vermeidlich humanistische Unternehmen nie das Wohl ihrer Kunden bedachte. Sie erhielten falsche Testergebnisse, die zu potenziell tödlichen Therapien hätten führen können. Theranos ist ein Beispiel für ein vermeidlich gutes Start-up, das an seiner eigenen Gier scheitert. Eine Warnung, an die Gründer von Start-ups, aber vor allem eine Warnung an uns alle, nicht Hals über Kopf an den nächsten Hype zu glauben.
Eine Rezension von Sanja Döttling
Bad Blood. Die wahre Geschichte des größten Betrugs im Silicon Valley.
John Carreyrou. DVA, München, 2018.
Hardcover, 400 Seiten. € 24,00. ISBN: 978-3421048233
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