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Bange machen, gilt nicht!

Buchrezensionen
Bange machen, gilt nicht!

Drei neue Bücher skizzieren die digitale Transformation und was dabei alles auf die Unternehmen zukommt. Es wird nicht leicht, aber es gilt, entschlossen zu handeln, statt zu zaudern.

Das neue Buch des ehemaligen Journalisten Christoph Keese – „Silicon Germany“ – wurde jüngst als bestes Wirtschaftsbuch bei der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet. Es ist eine direkte Fortsetzung des Buches „Silicon Valley“, das Furore machte. In dem neuen Buch geht es nun vornehmlich darum, die Situation in Deutschland zu analysieren und zu bewerten. Im ersten Teil des Buches werden die nicht unbekannten Defizite Deutschlands bezüglich der Digitalisierung herausgearbeitet. Im zweiten Teil werden die eigentlich auch schon bekannten neuen Herausforderungen wie etwa die Zunahme von Plattformen und das immer stärkere Auftreten disruptiver Wettbewerber skizziert. Im letzten Teil werden Vorschläge umrissen, wie sich unsere Unternehmen und auch die Politik auf die Herausforderungen einstellen sollten. So sollten die Unternehmen ihre überkommenen Geschäftsmodelle lieber selbst disruptiv angreifen, bevor dies andere tun. Sie sollten in Start-ups investieren, was im Übrigen heute schon viele bekannte Unternehmen mit Erfolg tun. Wichtig sei es auch, unüberschaubare Organisationen in kleinere und wesentlich agilere Einheiten aufzuspalten. Die Politik solle ein Digitalministerium einrichten und müsse vor allem mehr tun für Unternehmensgründer. Dabei müsse Bürokratie radikal abgebaut werden. Dies sind alles reichlich allgemein gehaltene Vorschläge.

Mehr und vor allem handlungsorientierte Informationen liefern zwei Bücher, die man dem nach dem Kompass in der digitalen Wüste suchenden Unternehmer und Manager durchaus empfehlen kann. Der Grund: Hier waren echte Fachleute am Werke.
Für Steve Case, Mitgründer von AOL, verläuft die Digitalisierung in drei Wellen. In der ersten Welle, zu der auch die Gründung von AOL gehörte, wurden die Grundlagen des Internets geschaffen, so wie wir es jetzt kennen. Es bildete sich ein Netzwerk heraus, in dem wir uns heute scheinbar selbstverständlich informieren, in dem wir einkaufen, spielen oder auch nur den Kontakt zueinander halten.
Als zweite Welle folgte die hohe Zeit der Suchmaschinen (Google, Yahoo etc.), die den schnellen Zugang zu vielfältigen Informationen und Inhalten boten und bieten.
Steve Case ist der Meinung, dass wir uns nunmehr am Beginn der dritten Welle befänden. Heute gehe es um die Vernetzung von allem mit allem. Diese Form der Vernetzung eröffne unzählige Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle und für neues Unternehmertum. Die dritte Welle, die zurzeit immer höher schlägt, sei ein Festmahl für findige Start-ups in vielen Feldern wie etwa Gesundheitswesen, Bildungswesen oder auch in der Lebensmittelindustrie (und nicht nur dort!).
Die Schrift von Steve Case bietet Orientierung und Anstöße für Unternehmer, zeigt sie doch auf, wie man mit den Disruptionen der Geschäftsmodelle professionell umgehen kann und sollte. Genau dies brauchen wir und keine Angstmache!
Ein weiteres lesenswertes Buch, das von den absolut sachkundigen Autoren David S. Evans und Richard Schmalensee verfasst wurde, behandelt recht umfassend die Mechanismen, Eigenschaften und Möglichkeiten der hochaktuellen Plattform-Geschäftsmodelle und damit ein Thema, an dem zurzeit sehr viele große Unternehmen (z. B. Siemens, Bosch) auch in Deutschland intensiv arbeiten. Das Plattform-Business verdrängt das konventionelle Pipeline-Business – so die zentrale These der Wissenschaftler. Plattformen sind im Fachjargon „multisided“ Märkte, wo Anbieter und Nachfrager nicht nur miteinander, sondern auch untereinander vernetzt sind. Plattformen leben von den Netzwerkeffekten und entfalten auf dieser Grundlage eine ungeheure Dynamik. An den bekannten Beispielen, wie eBay, Uber und AirBnB sowie auch an neuen unbekannten Plattformen, erläutern die Autoren anschaulich die Erfolgsstrategien des Plattform-Business.
Fazit nach der Lektüre der drei Bücher: Keese rüttelt auf, mehr aber nicht. Case sowie Evans und Schmalensee skizzieren die weitere Entwicklung der digitalen Geschäftsmodelle. Sie sagen, was die Unternehmen tun müssen.

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Prof. Dr. Robert Fieten, fachlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln
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