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Der schwelende Konflikt zwischen USA und China

China hat Taiwan im Visier
Der schwelende Konflikt zwischen USA und China

Der schwelende Konflikt zwischen USA und China
Danger Zone. The Coming Conflict with China.Hal Brands und Michael Beckley. Norton, New York 2022, 304 Seiten, 22,99 Euro, ISBN: 978–1–324–02130–8 Bild: Norton
Das Buch der zwei Politikwissenschaftler Hal Brands (John Hopkins University) und Michael Beckley (Tufts University) kommt zur rechten Zeit. Die Autoren analysieren die Rivalität zwischen der die Weltordnung bisher dominierenden Hegemonialmacht USA und China, das alles daran setzt zur Hegemonialmacht zu werden und den USA ihre Führungsrolle streitig zu machen.

Nach Einschätzung der Politikwissenschaftler Hal Brands und Michael Beckley stehen wir möglicherweise kurz davor, dass der (noch) schwelende Konflikt zwischen den USA und China zu einer massiven militärischen Auseinandersetzung mit unabsehbaren Folgen für die ganze Welt eskaliert. Vor diesem Hintergrund ist der von den Autoren gewählte Buchtitel „Danger Zone“ Programm für ihren beklemmenden aber unbedingt notwendigen Weckruf an den Westen.

Der Einstieg in dieses bemerkenswerte Buch könnte nicht aufregender sein: Die Autoren versetzen die LeserInnen in den Januar 2025, den Tag der Amtseinführung des neu gewählten amerikanischen Präsidenten. An diesem Tag könnte China einen massiven Angriff auf Taiwan initiieren. Sie beschreiben keinesfalls als Science Fiction, was in einer solchen Situation passieren könnte.

Nach diesem Schocker am Anfang wenden sich die Autoren einer profunden Analyse des Hegemonialanspruchs Chinas zu und begründen, warum es in absehbarer Zeit zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommen könnte.

Zentral ist dabei ihre nicht unrealistische Einschätzung, dass China trotz seines beeindruckenden Aufstiegs zur mittlerweile zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und seiner großen Bevölkerungszahl derzeit nicht über die ökonomische Basis für seinen Hegemonialanspruch verfügt und die erforderliche wirtschaftliche Stärke auch in den nächsten Jahren nicht erreichen wird.

Drei eng miteinander zusammenhängende Argumente ziehen sich durch die Analyse der Autoren: (1) China hat wesentlich mehr fundamentale interne Probleme als gemeinhin im Westen angenommen wird. Zu nennen ist beispielsweise die Überalterung der Gesellschaft. Kamen vor 20 Jahren auf jeden Älteren (über 65 Jahre) zehn Arbeitskräfte, so werden es in Kürze nur noch zwei sein. Bis Ende des 21. Jahrhunderts könnte sich Chinas Bevölkerung sogar halbieren. Vor diesem Hintergrund steckt China in einer Produktivitätskrise und wegen des raschen Wachstums auf Pump in den vergangenen Jahren auch in einer Überschuldungskrise, über die viel zu wenig berichtet wird. Zudem besteht zunehmende Wasserknappheit im Norden, und das Riesenreich ist gefangen in der ökologischen Krise. (2) Die heute schon real existierenden wirtschaftlichen Probleme Chinas werden in den nächsten Jahrzehnten zunehmen und könnten auch – wie derzeit zu beobachten – Zweifel an der „Weisheit“ und Legitimität der politischen Führung hochkommen lassen. China ist daher nicht (mehr) das gelobte Land. (3) Der politischen Führung Chinas in der Gestalt des Präsidenten Xi Jinping dürfte die Diskrepanz zwischen seinem Hegemonialanspruch einerseits und der begrenzten und sich sogar verringernden ökonomischen Stärke andererseits bekannt sein. Gerade dies könnte dazu führen, dass XI Jinping noch in den 20er Jahren zu dem Schluss, dass die vorhandene militärische Fähigkeit zur Annexion von Taiwan vorübergehend sei und daher schnell genutzt werden müsse. Dann wäre das Eingangsszenario bittere Realität.

Diese Hypothese ist nicht von der Hand zu weisen, kann sie doch auch zur Erklärung anderer Kriege der Neuzeit etwa des Einstiegs des deutschen Kaiserreiches in den ersten Weltkrieg oder auch des Einstiegs Japans in den zweiten Weltkrieg und möglicherweise sogar von Putins Überfall auf die Ukraine herangezogen werden.

Man darf den Politikern im Westen und insbesondere dem amerikanischen Präsidenten eine glückliche Hand wünschen. Deutschland und Europa zwischen den Fronten wäre eine Katastrophe.

Ein Zerfallen der Weltordnung in zwei Blöcke einen amerikanischen und einen chinesischen hätte fatale Konsequenzen – im Übrigen auch für die Einkäufer in unseren Unternehmen.


Prof. Dr. Robert Fieten

wissenschaftlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln

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