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Ein Hoch auf den deutschen Mittelstand

Buchrezension
Ein Hoch auf den deutschen Mittelstand

Ein Hoch auf den deutschen Mittelstand
The Best of German Mittelstand – The World Market Leaders. Hrsg.: Florian Langenscheidt, Bernd Venohr, Deutsche Standards Editionen, DAAB Verlag, Köln, 440 Seiten, 78 €
Wenn man von Weltmarktführern spricht, denkt man vordergründig an die großen börsennotierten Konzerne. Dies ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit. Zumindest für Deutschland (und auch für die Schweiz und Österreich) gilt, dass es hierzulande jede Menge wenig bekannte Weltmarktführer gibt, die dem industriellen Mittelstand zuzurechnen sind. Diesen ist ein sehr gediegen daherkommendes Lexikon gewidmet. Es lohnt sich, in der Hommage an den industriellen Mittelstand zu schmökern. Vielleicht stößt man dabei auf interessante Geschäftspartner.

Das vorliegende Lexikon geht der Frage nach: Was kennzeichnet die mittelständischen Weltmarktführer in unserem Lande? Die Antwort: Es handelt sich bei diesen üblicherweise um hoch spezialisierte Problemlösungsanbieter, über die man üblicherweise nicht jeden Tag in den Zeitungen liest, die aber für die Volkswirtschaft viel Gutes tun. Nicht verkennen sollte man, dass sich die Kraftpakete gerade in den Jahren nach der Finanzkrise als starke Motoren der deutschen Industrie und bedeutende Generatoren von Arbeitsplätzen bewiesen haben. Es ist belegt, dass nicht in den Konzernen, sondern im Mittelstand die meisten neuen Stellen entstanden sind. Im Mittelstand und nicht in den Konzernen finden Flüchtlinge am ehesten Arbeit. Kein Zweifel: Ohne unseren Mittelstand säßen wir auf einem hohen Sockel von Arbeitslosigkeit.

„Lieber Geld verlieren als Vertrauen“
Die „Hidden Champions“ haben durch die Bank einen genetischen Code: Es sind Unternehmen, die in relativ eng definierten Marktsegmenten führend vertreten sind. Sie wurden einst von Erfindern und Tüftlern (nicht nur schwäbischen!) gegründet und werden nunmehr schon in der dritten oder vierten Generation von Technikern oder Naturwissenschaftlern erfolgreich weitergeführt. So sind sie zu Technologieführern geworden, die sich durch eine hohe Innovationskraft und Flexibilität sowie eine von den Chefs vorgelebte Kundenorientierung auszeichnen. Wie sagte doch Robert Bosch? „Lieber Geld verlieren als Vertrauen (der Kunden).“ Der Mann – damals auch Mittelständler – hatte recht!
In der Regel sind die mittelständischen Marktführer in Familienbesitz. Sie orientieren sich daher nicht an Quartalsergebnissen, sondern verfolgen langfristige Ziele. Den Chefs geht es darum, ihre Unternehmen in solider Verfassung an die hoffentlich geeignete nächste Generation weiterzugeben (oder eine Stiftung zu gründen). Nicht gerade selten sind – wie kürzlich der Deutsche Sparkassen- und Giroverband auf der Basis einer Auswertung des Zahlenwerkes von 300 000 Firmenkunden herausfand – die mittelständischen Marktführer deutlich rentabler als die börsennotierten Großunternehmen.
Das Ausland beneidet Deutschland um diese Unternehmen. Dies hat jedoch auch eine Kehrseite: Immer wieder klopfen internationale Investoren an und werden bisher zumeist abgewiesen.
Das Lexikon hat bereits eine Tradition, wurde doch 2011 eine erste, mittlerweile vergriffene Ausgabe in deutscher Sprache und eine weitere in 2014 mit 500 Unternehmensporträts von den beiden Herausgebern publiziert.
In dem vorliegenden Werk werden nunmehr in englischer Sprache einhundert handverlesene deutsche Mittelständler auf jeweils vierhundert gut aufbereiteten Druckseiten präsentiert. Man erfährt einiges über die Unternehmenschronik, Fakten und Zahlen (Unternehmensleitung, Umsatz, Mitarbeiterzahl, Standorte, Exportquote, Patente). Die Namen der Firmen reichen von Abus über Miele und Stihl bis zu Ziehl-Abegg. Der Leser erhält so einen ersten Überblick über die Profile vorwiegend größerer deutscher Mittelständler. Leider hatten die Herausgeber nicht die Informationen und/oder den Mut, eine Stärken-Schwächen-Analyse zu versuchen. So steht die deskriptive Darstellung der Firmen, die man natürlich auch wesentlich mühseliger den jeweiligen Websites entnehmen könnte, im Vordergrund.
Erfolgsfaktoren und Erfolgsgeschichten
Den Profilen vorangestellt wird eine ausführliche Einführung des Herausgebers Bernd Venohr zusammen mit zwei Koautoren in die Strategien und Geschäftsmodelle der mittelständischen deutschen Marktführer. Leider vermisst man hierin Aussagen über die Chancen und Risiken, die der digitale Wandel für die Mittelständler mit sich bringt. Es sei die Prognose gewagt, dass nicht wenige der „Hidden Champions“ sich im Zuge der digitalen Transformation in den nächsten Jahren neu erfinden müssen.
Fazit: Das Lexikon ist eine nützliche und informative Hommage an den deutschen Mittelstand. Die Erfolgsfaktoren werden herauskristallisiert und die Erfolgsgeschichten der Weltmarktführer werden skizziert. Dies weckt hoffentlich das Interesse an unternehmerischer Tätigkeit.

Prof. Dr. Robert Fieten, fachlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln
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