Das Ehepaar Duflo und Banerjee, die beide 2019 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurden, haben sich als Ökonomen mit dem Buch „Poor Economics“ einen Namen gemacht. Das Buch erschien 2012 und nahm die weltweite Armut unter die wirtschaftliche Lupe. Die Autoren deckten nicht nur interessante Zusammenhänge auf, sondern zeigten auch konkrete Lösungsansätze.
Ihr neues Buch, „Gute Ökonomie für schlechte Zeiten“ wurde als Antwort auf die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen geschrieben, für die die Wahl von Trump und der Brexit markante Beispiele sind. Sie schrieben dieses Buch, „weil wir die Rolle der distanzierten Beobachter leid waren, während gleichzeitig der öffentliche Diskurs über zentrale wirtschaftliche Fragen – Zuwanderung, Außenhandel, Wachstum, Ungleichheit und Umweltschutz – immer bizarrer wurde“. Ihre sorgfältig recherchierten Ergebnisse sind dabei augenöffnend. So argumentieren sie etwa, dass die Migration nach rein kapitalistisch-wirtschaftlichen Theorien viel höher sein sollte, da sie davon ausgehen, dass Menschen immer in starke Regionen wandern, dies aber in der Realität oft nicht tun. Ein anderes Argument betrifft das weltweite Wirtschaftswachstum. Hier stellen sie die These auf, dass die Zeiten des endlosen Wachstums in hochentwickelten Ländern längst vorbei sind. Das widerspricht klar den Wirtschaftspredigern, die ein ständig größeres Wachstum als Grundlage unserer Gesellschaft sehen. Duflo und Banerjee haben erneut ein fundiertes, akademisches Werk vorgelegt, welches auch vor unpopulären Aussagen nicht Halt macht.
Eine Rezension von Sanja Döttling.
Gute Ökonomie für harte Zeiten. Sechs Überlebensfragen und wie wir sie besser lösen können.
Esther Duflo und Abhijit V. Banerjee. Pengiun Verlag, München, 2020.
Hardcover, 560 Seiten. 26,00 €. ISBN: 978-3328601142