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Buchrezension „Herr der Schrauben“ von Timmerberg

Biografie
Buchrezension: „Herr der Schrauben“ von Helge Timmerberg

Buchrezension: „Herr der Schrauben“ von Helge Timmerberg
Reinhold Würth. Herr der Schrauben. Von Helge Timmerberg.

Reinhold Würth ist mehrfacher Milliardär und hat sich mit seinem schwäbischen Schraubenimperium einen Namen gemacht. Der Journalist Helge Timmerberg hat dem Mann in seiner Biografie „Herr der Schrauben“ ein Denkmal gesetzt, die nun zum 85. Geburtstag von Reinhold Würth im Piper Verlag erschienen ist.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs liegt Deutschland in Trümmern. Was, so fragte sich Adolf Würth, Reinholds Vater, damals, können Deutsche nun gebrauchen? Die Antwort ist eine einfache: Schrauben für den Wiederaufbau. Was 2019 ein Weltunternehmen mit 14 Milliarden Euro Umsatz werden sollte, begann 1945 als lokaler Händler in Künzelsau.  Reinhold Würth stieg schon im Alter von 14 Jahren als Lehrling in den Betrieb ein – als sein Vater 1954 unerwartet an Herzversagen starb, übernahm der junge Reinhold den Betrieb. Danach liest sich die Unternehmensgeschichte als kometenhafter Aufstieg: die erste Million 1959, die erste Milliarde 1985.

Dass es Reinhold Würth bei all seinem Erfolg nicht nur ums Geld ging, sagt er immer wieder deutlich. Das heißt aber nicht, dass er sich nicht das ein oder andere leistet: Dazu gehören die zahlreichen Flugzeuge, die der Unternehmer besitzt und vom eigenen Flughafen in Schwäbisch Hall früher gerne selbst um die ganze Welt gesteuert hat, dazu zählen auch seine 85 Meter lange Yacht und seine zwei Schlösser. Außerdem ist Reinhold Würth ein passionierter Kunstsammler, der seine Werke in verschiedenen Museen ausstellt – kostenfrei und für alle zugänglich.

Die Biografie gibt ebenfalls Einblicke in die Unternehmenskultur: Dort ist nicht nur von Würths exklusivem, konservativen Dresscode die Rede – er selbst ist immer mit Dreiteiler unterwegs –, der sich natürlich auch auf die Mitarbeiter übertrug, sondern auch von den hohen Prämien und die immer besseren Fahrzeug-Klassen als Motivation für Verkäufer. Halbherzig geht bei Würth nicht. Helge Timmerberg schreibt: „Die 100 Prozent stehen einfach nicht zur Disposition“.

Auf der anderen Seite vertritt Reinhold Würth eine Kultur der Offenheit, und den Mitarbeitern war ausdrücklich erlaubt, ihn bei Problemen persönlich anzurufen. Er war keiner, der den Mitarbeitern vorschrieb, wie sie ihre Arbeit tun sollten. Wenn die Leistung stimmte, dann war Reinhold Würth auch gerne bereit, Freiheiten in Form von selbständigem Arbeiten und eigenen Regeln zu erlauben. Der Erfolg gibt Würths Strategien Recht. Die höchste persönliche Anerkennung dieses Erfolgs kam mit der Ernennung zum Ehrenprofessor an der Universität Karlsruhe 1999.

Die zweite Hälfte der Biografie beschäftigt sich weniger mit der Vergangenheit, sondern mit der Gegenwart: Timmerberg erzählt hier, wie er den 84-jährigen Reinhold Würth kennenlernt und über die Reisen, auf die er den Milliardär begleitet, nach Salzburg, Vancouver, Faro. Untypisch für eine Biografie, findet hier eine vorsichtige Annäherung zweier sehr unterschiedlicher Menschen statt, die den Charakter Reinhold Würths noch einmal neu beleuchtet. 

„Herr der Schrauben“ ist eine vielschichtige Biografie, die Reinhold Würths unternehmerischen Erfolg ein Denkmal setzt, die sich dem Mann selbst anzunähern versucht und dabei nie trocken daherkommt, auch dank Timmerbergs lebhaften Schreibstils.  Es ist ein Buch, das man nur wärmstens empfehlen kann – jungen Unternehmern ebenso wie gestandenen Managern, denn Reinhold Würth ist ein Mann, von dem wir alle lernen können.

Eine Rezension von Sanja Döttling.


Reinhold Würth. Herr der Schrauben.
Helge Timmerberg. Piper Verlag, München, 2020.
Hardcover, 208 Seiten. € 22,00.
EAN 978-3492070034

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