Startseite » Buchrezensionen »

Reinhard K. Sprengers neue Buch

Reinhard K. Sprengers neue Buch
Magie des Konflikts

Magie des Konflikts
Die Magie des Konflikts. Warum ihn jeder braucht und wie er uns weiterbringt. Reinhard K. Spenger, DVA Verlag, München, 2020. Hardcover, 320 Seiten, 24,00 €. ISBN: 978-3421048547

Reinhard K. Sprenger ist nicht der 0-8-15-Management-Berater, von denen es so viele gibt. Das wird schon auf den ersten Seiten seines neuen Buches „Magie des Konflikts“ klar. Anstatt eines weiteren Buches über Verhandlungsführung erwartet den Leser nämlich ein fast schon philosophisch anmutendes Werk. Darin geht es weniger darum, eine Strategie nach dem Muster „Erstens, zweitens, drittens“ aufzuzählen, sondern viel mehr darum, unsere Einstellung zum Thema „Konflikt“ zu hinterfragen, analysieren und schlussendlich zu verändern.

Warum ein Konflikt nicht gleich negativ ist

Zuerst einmal stellt Sprenger fest, dass Konflikte oft als etwas Negatives gesehen werden, das es zu vermeiden gilt. Hinterfragt man das eigene Verhalten, so kann man diese These sicherlich unterschreiben: Nur wenige Menschen gehen freudvoll in Konfliktsituationen, egal ob auf Arbeit oder im Privatleben. Doch: „Wer Streit vermeidet, erntet noch lange nicht Frieden. Im Gegenteil: Er verlagert den Streit nach innen.“

Sprenger stellt sogar fest, dass Konflikte Menschen und Unternehmen weiterbringen können und dass sie, anders, als man oft denkt, allgegenwärtig sind. „Wer keinen Konflikt hat“, so sagt er mit einer Prise Humor, „ist entweder Zen-buddhistisch erleuchtet oder unfähig, Schmerz zu empfinden.“ Es geht ihm auch erst einmal darum, nicht den Konflikt zu lösen, sondern ihn mit anderen Augen zu sehen und eine negative Voreinstellung in eine positivere Denkweise zu verändern. Das klingt zwar einfach, ist es aber in der Praxis nicht.

Mehrdeutigkeit akzeptieren lernen

Im zweiten Kapitel des Buches geht es ihm darum, die Mehrdeutigkeit des Lebens zu erkennen. Denn viele Konflikte entstehen aus der scheinbaren Ausschließlichkeit von Polaritäten wie Sicherheit und Freiheit, oder aber Stabilität und Wandel. Stattdessen plädiert er dafür, dass man dieses Schwarz-Weiß-Denken ablegt und anstatt einer „Entweder-oder-Entscheidung“ auch eine sogenannte „Mehr-oder-weniger-Entscheidung“ sowie eine bewusste „Nicht-Entscheidung“ zulässt. Er ist überzeugt, dass diese alternativen Varianten weit öfter zur Verfügung stehen als angenommen.

Das Problem vom selbst und den anderen

Im weiteren Buch will Spengler unsere Herangehensweise an den Konflikt ändern. Er startet mit einem Blick in unsere Köpfe: Wie gehen wir mit dem Phänomen des Recht-haben-wollens um? Was passiert, wenn wir einen Konflikt als Wettbewerb ansehen, den es zu gewinnen gilt? Was löst dieses Verhalten im dem vermeintlichen Verlierer aus? Wie hängen Erwartungen und Enttäuschung miteinander zusammen? Aber auch: wie sehr sind Konflikte mit der einen Identität verknüpft (und warum sind sie deshalb so schwierig zu händeln)?

Auch das Ziel eines Konflikts weiß Sprenger ganz neu zu deuten: „Das Ziel des Konflikts ist nicht der Konsens, sondern das Weitermachen. Man muss sich nicht einigen, aber arrangieren. Die erklärte Absicht der Beteiligten muss es sein, zu kooperieren, obwohl man sich in der Sache nicht einig ist.“

Denkanstöße nicht nur für das Berufsleben

Wie lässt sich dieses Buch nun beschreiben? Präzise, eindeutig, nachdenklich, sprachgewandt. „Magie des Konflikts“ ist eines nicht: ein Management-Ratgeber im herkömmlichen Sinne. Eine Ambivalenz, die Sprenger virtuos beherrscht, ist die des Philosophen und des Beraters. In diesem Buch ist er beides. Er regt dazu an, Konflikte tiefer und eingehender zu betrachten und letzten Endes auch anders über sie zu denken. Damit ist „Magie des Konflikts“ kein praxisorientiertes Buch. Wer nach konkreten Ratschlägen für die Konfliktsituation sucht, wird enttäuscht. Vielmehr ist es das Buch, das man lesen sollte, bevor man einen der vielen Rhetorik- und Verhandlungsratgeber zur Hand nimmt. Denn was das Buch verändert, ist nicht der Konflikt oder das Gegenüber: sondern einen selbst.


Autorin: Sanja Döttling, Redakteurin, Beschaffung aktuell

Unsere Whitepaper-Empfehlung
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 3
Ausgabe
3.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de