Den Ausgangspunkt für das Buchprojekt bildete bei h&z die Erkenntnis, dass sich die Funktion Beschaffung an einem entscheidenden Wendepunkt befindet: Sie muss sich neu definieren oder sogar neu erfinden und dies hinsichtlich ihrer Rolle im Unternehmen und mehr noch ihrer Existenzberechtigung im digitalen, disruptiven Umfeld. Dies klingt bedrohlich. Aber keine Bange: Das Buch und die darin enthaltenen anregenden Interviews mit dem Who is who der europäischen CPO-Gilde aus Häusern wie etwa BMW, Lufthansa, Maersk, BP und der Allianz, ist alles andere als ein Grabgesang auf den Einkauf. Ganz im Gegenteil, es ist ein engagierter Weckruf an die CPOs, den Aufbruch in die Zukunft zu wagen und zwar ohne wait and see jetzt und heute. Die Verfasser zeigen vor diesem Hintergrund die maßgeblichen Herausforderungen auf, denen sich die Einkäufer heute offensiv stellen müssen.
Neue Formen der Zusammenarbeit
Das Autorenteam kommt zu dem Ergebnis, dass die Aufgaben für den Einkauf in Zukunft nicht weniger werden; es werden aber definitiv andere Aufgabenstellungen sein, die mit neuen Methoden angegangen werden (müssen). Es sei nicht zu befürchten, dass die Roboter den Einkäufern die Arbeit wegnehmen werden. Nein, es würden sich neue Formen der Zusammenarbeit Mensch und Maschine herausbilden. Der Mensch bleibe aber an den Schalthebeln.
Was ändert sich in Zukunft alles? Es sind zwei Felder, die komplett umgepflügt werden: Erstens das Was des Einkaufs, weil die Bedarfe der neuen, durch die Digitalisierung forcierten Geschäftsmodelle gänzlich andere sind, und zweitens das Wie des Einkaufs. So lässt sich schon heute beobachten, dass sich neue, sehr leistungsfähige Operating Modelle für den Einkauf herausbilden. Beide Felder sind wichtige Elemente von Procurement 4.0.
Vor diesem Hintergrund ist den Autoren zufolge die Digitalisierung nüchtern betrachtet nur ein kleiner Aspekt von Procurement 4.0. Die Automatisierung und Durchdringung der Einkaufsorganisationen mit digitalen Technologien ist zweifellos wichtig. Aber: Die technische Aufrüstung unserer Einkaufsorganisationen ist in der Realität nur die halbe Miete. Procurement 4.0 ist eine Frage der ganzheitlichen Organisationsentwicklung und vor allem des Mindsets. Die Einkaufsorganisationen müssen auf den Kopf gestellt werden, und das Führungs- und Fachpersonal, das man in Zukunft braucht, ist ein anderes als das der Vergangenheit. Nur wenn die Menschen in der Organisation voll mitziehen, kann es gelingen, mit den Digitaltechnologien das Potenzial der Supply Base richtig zu heben und letztlich Gewinner-Wertschöpfungsketten zu schaffen.
Einer der interviewten CPOs bringt das, was zu tun ist, auf den Punkt: „Wir wollen Procurement 4.0, haben aber Personal 2.0 und praktizieren Führung 1.0.“ Dies trifft den Kern: Procurement 4.0 ist eindeutig mehr als die Anwendung neuer Apps und die forcierte Automatisierung bestehender Prozesse oder sagen wir E-Lösungen.
Procurement 4.0 hat vier Dimensionen: Wettbewerbsfähige Value Chains, Co-Creation mit externen Partnern auch Start-ups in den Feldern der Innovation, Leadership und digitale Transformation. Die beiden ersten Dimensionen machen deutlich, wie sich die zukünftigen Aufgaben des Einkaufs verändern: Die Einkäufer werden zu Gestaltern der Wertschöpfungsketten, die im Markt die richtigen Partner finden müssen, mit denen zusammen innovative Lösungen entwickelt werden. Die Buyer 4.0 haben dabei nicht nur die erste Stufe der Lieferanten im Blick, sondern steigen tiefer in die Vorstufen ein, um dort frühzeitig neue Chancen und Risiken zu entdecken. Zu Recht schließen die Autoren mit dem Appell, „Push the button und entwickeln Sie Ihre Roadmap hin zu Procurement 4.0“. Das vorliegende Buch hilft dabei.
Wir wollen Procurement 4.0, haben aber Personal 2.0 und praktizieren Führung 1.0.“