In der Pandemie wurden in der Luftfahrt Tausende von Mitarbeitern entlassen, zum Beispiel rund 10 000 Mitarbeiter bei British Airways und 4000 Mitarbeiter des Bodenpersonals am Frankfurter Flughafen. Der Mangel an Arbeitskräften ist Grund für viele gestrichene Flüge an europäischen Flughäfen. Die großen Drehkreuze – Heathrow, Charles de Gaulle und Schiphol – machten alle aus denselben Gründen Schlagzeilen: gestrichene Flüge, vermisstes Gepäck, lange Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen. Gleichzeitig steigen die Ticketpreise an. Die für die Monate Juli bis September 2022 gebuchten innereuropäischen Business-Class-Tarife liegen nach Angaben des Flugpreisvergleichsdienstes Skytra um 33 Prozent über denen von 2019. Transatlantische Business-Class-Passagiere werden im dritten Quartal dieses Jahres 16 Prozent mehr bezahlen müssen als 2019.
Die Hauptursachen für steigende Ticketpreise sind Lohnerhöhungen und explodierende Ölpreise. Die International Air Transport Association (IATA) kommt zu dem Schluss, dass die angespannten Arbeitsmärkte zu einem Anstieg der Löhne beitragen. Infolgedessen erwartet sie für 2022 ein Wachstum der Lohnkosten um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bezogen auf die hohen Ölpreise geht die IATA davon aus, dass die Fluggesellschaften im Jahr 2022 insgesamt 192 Milliarden Dollar für Treibstoff ausgeben müssen – knapp ein Viertel ihrer Gesamtkosten, gegenüber 19 Prozent im vergangenen Jahr.
Geschäftsreisende werden den Preisanstieg vielleicht nicht immer bemerken, die Travel Manager hingegen schon. Sie werden auch die Turbulenzen am Flughafen beklagen. Durch verspätete und gestrichene Flüge gehen Produktivität und Zeit verloren. Aufgrund von Annullierungen sitzen die Reisenden fest und müssen unter Umständen zusätzliche Tage für ihre Reise einplanen. Auch der zusätzliche Stress für die Angestellten nimmt zu.
Weniger Reisen schont die Umwelt und Nerven
Zwischen 2005 und 2019 hat der Luftverkehr in Europa laut der Organisation Transport & Environment um 67 Prozent zugenommen. Den Prognosen zufolge werden die Emissionen im Luftverkehr bis 2050 um 38 Prozent steigen. Der Geschäftsreiseverkehr trägt wesentlich zu diesem Problem bei, da er der Organisation zufolge etwa 30 Prozent der gesamten Flugverkehrsemissionen in Europa ausmacht.
Umfragen zeigen, dass die Mitarbeiter bei Geschäftsflügen nur widerwillig zu den Gewohnheiten vor der Pandemie zurückkehren. Im Jahr 2021 gab die Hälfte aller Befragten einer McKinsey-Studie an, dass sie nach der Pandemie weniger fliegen wollen. 2022 zeigt eine Umfrage der Global Business Travel Association, dass 73 Prozent der weltweiten Travel Manager dafür sind, weniger Reisen zu fördern oder vorzuschreiben. Weniger Geschäftsflüge und mehr virtuelle Meetings reduzieren Kosten, verbessern das Wohlbefinden der Mitarbeiter und verringern Emissionen. Transport & Environment sieht dementsprechend viele Gründe, an der geringeren Anzahl von Geschäftsflügen während der Pandemie festzuhalten. (ys)