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Qualitätswerkzeuge: Hoffmann Group plant Digitalservices

Qualitätswerkzeuge
Umfassende Digitalservices zu Qualitätswerkzeugen

Die Hoffmann-Vorstände Martin Reichenecker, Vertrieb und Marketing, und Borries Schüler, Strategisches Produktmanagement und Engineering, erklären, wie sie als Systempartner für Qualitätswerkzeuge sowohl Orientierung und Zuverlässigkeit am Markt bieten als auch Digitalisierung ihrer Kunden vorantreiben.

Beschaffung aktuell: Herr Reichenecker, was macht die Hoffmann Group?

Martin Reichenecker: Wir sind Europas führender Systempartner für Qualitätswerkzeuge. Unser Produktspektrum setzt sich aus Zerspanungswerkzeugen, Hand- und Messwerkzeugen, Betriebseinrichtungen und persönlicher Schutzausrüstung zusammen. Unsere Kunden sind industrielle Anwender. Sobald Metall
be- oder verarbeitet oder eine große Wartung beziehungsweise Instandhaltung unterhalten wird, sind wir ein möglicher Partner. Das führt dazu, dass unsere Kunden in unterschiedlichen Branchen zuhause sind: Maschinen- und Werkzeugbau, Automobilbau und Zuliefererindustrie, Chemieindustrie oder Energieversorgung.

Beschaffung aktuell: Wie unterscheiden Sie sich von führenden Qualitätswerkzeugherstellern?

Borries Schüler: Unser Produktentwicklungsprozess verläuft anders. Das heißt, wenn wir eine Idee haben, überlegen wir, wer am
geeignetsten ist, ein bestimmtes Produkt mit uns zu entwickeln und für uns herzustellen. Selbst produzieren wir nur im Bereich der
Betriebseinrichtungen.

Beschaffung aktuell: Welche Markttrends für Qualitätswerkzeuge spiegeln sich in Ihrem aktuellen Produktportfolio wider?

Schüler: Wir sehen in der Zerspanung die
zunehmende Vernetzung von Werkzeug,
Maschine und Prozess. Diese CAM-System-getriebenen Bearbeitungsprozesse adressieren wir unter anderem mit unseren TPC- und PPC-Fräsern. Bei den Handwerkzeugen geht der Trend hin zu Smart Tools. Unsere Werkzeuge werden in Zukunft intelligenter.

Und wir sehen verstärkt den Bedarf nach Dokumentationsfunktionalitäten – ebenso wie eine steigende Nachfrage nach Ergonomie am Arbeitsplatz. Darauf haben wir unser Produkt- und Beratungsportfolio bereits eingestellt. Produkte, die die Prozesse des Kunden unterstützen, werden wichtiger. Dafür haben wir zum Beispiel unser Warenausgabeautomat Garant Tool 24 für Werkzeuge und PSA in der Fertigung.

Ein Trend, der das Potenzial hat, ganze Produktionsverfahren zu revolutionieren, ist der 3D-Druck. Durch ihn gewinnt die Nachbearbeitung an Bedeutung. Wir haben deshalb ein 3D-Druck-Kompetenzzentrum im Haus, in dem wir die Anwendungsfelder und die damit verbundenen Anforderungen erlernen. Für die manuelle Nachbearbeitung
haben wir bereits innovative Diamantpolierwerkzeuge im Sortiment. Diese Werkzeuge arbeiten ohne Polierpaste und erzielen in kürzerer Zeit bessere Ergebnisse. In Zukunft wollen wir die Diamantwerkzeuge auch für die maschinelle Nachbearbeitung auf den Markt bringen.

Beschaffung aktuell: Auch für Einkäufer sind digitale Services relevant. Wo sehen Sie den Mehrwert digitaler Services und an welchen Stellen erreichen Sie digitale Durchgängigkeit?

Reichenecker: Wenn wir in Zukunft über
unser wirklich sehr breites Produktportfolio digitale Mehrwerte anbieten, helfen wir
unseren Kunden dabei, mehr Transparenz und Optimierung bei ihren internen Prozessen zu erzielen. Indem wir vor Jahren Digitalisierung in die Prozesslandschaft brachten, haben wir begonnen, unsere Kunden dabei zu unterstützen, Einkaufsprozesse zu digi-talisieren.

Mit unseren E-Business-Services und unserem eShop optimieren wir zum Beispiel
Beschaffungsprozesse über eine elektronische Bestellanbindung. Die Hoffmann Group macht mit dem eShop über 400 Millionen Euro Umsatz, was die Relevanz des Themas widerspiegelt. Zusätzlich helfen Produkte wie das Warenausgabesystem
Tool 24, Beschaffungsprozesse zu verschlanken. MAN Energy Solutions in Zürich hat
damit zum Beispiel den Beschaffungsprozess von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) um 75 Prozent beschleunigt. Werden Mindestbestände unterschritten, bestellt das System automatisch nach und die Ware ist 24 Stunden später im Haus.

Schüler: Wir bauen bestehende digitale Services wie den Tool Scout zu einer umfassenden Beratungsplattform aus. 2017 haben wir den Tool Scout um den Lehren-Scout für Messmittel und den Thread Scout für Gewindedrehen und Gewindefräsen erweitert.
Anfang dieses Jahres ist eine Werkzeugauswahlhilfe für Drehmomentschlüssel hinzugekommen. Darüber hinaus lernt der Tool Scout gerade die Kommunikation. Das heißt, ein Anwender kann in Zukunft aus seinem CAM-System direkt auf den Tool Scout zugreifen, um sich Anwendungsempfehlungen beziehungsweise CAD-Dateien zu holen und diese nahtlos in seinem CAM-Prozess weiterzuverwenden.

Beschaffung aktuell: Welchen Anspruch stellen Sie an Ihre Lieferqualität?

Reichenecker: Ich glaube, dass Erfolge in all den Prozessen zur Beschaffungsoptimierung nur dann eintreten, wenn Lieferfähigkeit und Liefergenauigkeit stimmen. Dahinter steht auch die Frage, wie viele Werkzeuge oder Produkte ein Kunde lagerhaltig bevorraten muss, wenn er weiß, dass bis zum späten Nachmittag bestellt, die Ware am gleichen Tag noch unser Haus verlässt.

Beschaffung aktuell: Was bieten Sie Ihren Kunden in Bezug auf die Lieferfähigkeit?

Reichenecker: Wir sind in der Regel bei über 99 Prozent unserer Katalogware lieferfähig, Ausnahmen sind entsprechend gekennzeichnet. Das heißt, die Ware ist innerhalb von
24 Stunden beim Kunden, wenn sie an eine deutsche Lieferadresse geht. Bei einer Lieferung ins europäische Ausland beträgt die Lieferzeit dann 48 Stunden – jeweils gerechnet ab Eingang der Bestellung bei uns.

Beschaffung aktuell: Sie haben jüngst – 2018 – mit dem Bau eines neuen Logistikzentrums in Nürnberg begonnen. Es ist die größte
Investition in der Firmengeschichte. Wie stellen Sie sich intralogistisch damit auf?

Reichenecker: Flächenmäßig werden wir uns ungefähr vervierfachen. Unser Logistikzentrum befindet sich schon heute in Nürnberg. Es war für die Standortwahl deshalb auch maßgeblich, den heutigen Mitarbeitern eine gute Beschäftigungsperspektive zu bieten. Die intralogistische Herausforderung besteht bei uns darin, vom Kleinstbohrer im Millimeterbereich bis hin zum Schraubstock alles zusammenzubringen, um in einem Schritt ausliefern zu können. Die größten Neuerungen sind in der Prozessautomatisierung zu erwarten. Wir wollen dadurch noch schneller werden.

Beschaffung aktuell: Wie wirtschaftlich erfolgreich ist Hoffmann heute?

Reichenecker: Im Geschäftsjahr 2014 haben wir als Hoffmann Group – gemeinsam mit den Partnern Gödde, Oltrogge, Perschmann und SFS – die Milliarde Euro Umsatz weltweit
erreicht. Vergangenes Jahr haben wir diese Umsatzmarke zum ersten Mal auch allein als Firma Hoffmann beziehungsweise als Hoffmann SE geknackt. Wir sind auf drei Kontinenten vertreten. In Europa sind wir in nahezu
allen Märkten präsent. Asien haben wir vor zehn Jahren erschlossen. Heute bedienen wir die Märkte China, Singapur, Malaysia und
Indien als jüngste Unternehmenstochter. Und mit eigenen Niederlassungen in Mexiko und in den USA haben wir den Schritt nach Nordamerika gewagt. Wir sind innerhalb der Hoffmann SE über 3000 Mitarbeiter. Wenn wir die
gesamte Gruppe mit Tochtergesellschaften betrachten, sind wir über 3700 Mitarbeiter.

Beschaffung aktuell: Von welchem Wachstum gehen Sie für das Geschäftsjahr 2019 aus?

Reichenecker: Unser Plan lautet, weiter gesund und nachhaltig zu wachsen – und das auch im Jahr 2019, auf allen drei Kontinenten.

Beschaffung aktuell: Definieren Sie Branchen, in denen Sie besonders wachsen wollen?

Reichenecker: Ein Schwerpunkt ist sicherlich der Werkzeug- und Maschinenbau.

Der zweite ist die Automobilindustrie mit
ihren Zulieferern. Wir wissen, dass wir immer noch in allen Märkten gut wachsen können.

Beschaffung aktuell: Wo sehen Sie die Wachstumstreiber?

Reichenecker: Unter anderem bei den digitalen Produkten. Wir werden dieses Jahr zum Beispiel eine Software zur Verwaltung von Werkzeugen, sprich ein Tool Lifecycle
Management, auf den Markt bringen.

Schüler: Wir identifizieren immer wieder Segmente in unserem Produktportfolio, die wir ausbauen. Unser besonderes Augenmerk gilt aktuell den digitalen Services.

Beschaffung aktuell: Welche Verkaufsstrategie verfolgen Sie?

Reichenecker: Unser Ansatz ist weltweit der gleiche: Wir steigen über den beratenden Verkauf ein. Das heißt, unsere Kollegen im Außenvertrieb und unsere Berater im Innenvertrieb überzeugen, indem sie eine technische Lösung für ein konkretes Kundenproblem anbieten. Sie analysieren die Situation beim Kunden, identifizieren Verbesserungspotenziale und kommen dann mit der
Lösung. Unser Produkt- und Leistungskatalog ist weltweit gleich, sodass der Kunde am Ende ein einheitliches Leistungsversprechen erhält.

Schüler: Flankiert wird der beratende Ansatz dadurch, dass wir für unsere Kunden aus dem weltweit verfügbaren Angebot die interessantesten Produkte vorselektieren und diese in unserem Katalog präsentieren. Das machen wir seit dem ersten Katalog im Jahr 1936. Daneben wird ein umfangreicheres Sortiment in unserem eShop immer wichtiger. Wir konzentrieren uns auf kundenrelevante Produkte und Marken, um eine Orientierungshilfe zu geben. Denn der Werkzeugmarkt ist immens groß und ziemlich unübersichtlich, sodass Kunden Unterstützung brauchen – das fängt eben mit der Vorauswahl bei der Sortimentgestaltung an. Aktuell haben wir 80.000 Artikel im Sortiment. Wenn es um sehr spezielle Kundenprobleme geht, können wir über die Sonderbeschaffung deutlich mehr Produkte liefern.

Beschaffung aktuell: Welchen Stellenwert hat der gedruckte Katalog heute?

Reichenecker: Der Katalog ist für uns das wichtigste Kommunikationsmedium. Wir drucken jedes Jahr über eine Million Kataloge in 18 verschiedenen Sprachen und sind
dadurch in der Lage, über verschiedene Werkbänke hinweg zu agieren. In der Produktion haben die Mitarbeiter häufig keinen direkten Internetzugang, um sich ausschließlich über unseren eShop zu informieren.

Beschaffung aktuell: Welche Rolle spielt im Vertrieb das lokale Kolorit?

Reichenecker: Wir haben ein globales Konzept und gestalten es lokal aus. Die Beratung und der Verkaufsprozess sowie der Beschaffungsprozess beim Kunden sind weltweit zu 90 Prozent identisch. Die restlichen zehn Prozent sind lokale Besonderheiten und unterschiedliche Kultur.

Schüler: An fast all unseren Standorten bieten wir den Kunden die Möglichkeit, unsere Werkzeuge auch live zu erleben.

Beschaffung aktuell: Hoffmann ist 1919 gegründet worden. Was hat bei allem Wandel in 100 Jahren Firmengeschichte bis heute Bestand?

Reichenecker: Die persönliche Nähe zum Kunden. Wir haben zum Jubiläum Aufzeichnungen unseres Firmengründers Josef
Hoffmann im Archiv gefunden – Zettel, auf denen er seine Erkenntnisse aus Kundenbesuchen niedergeschrieben und an die Organisation, die damals deutlich kleiner war,
gegeben hat. Er hat sich mit den Herausforderungen seiner Kunden persönlich identifiziert. Das ist ein Wert, den wir heute noch im Unternehmen leben, um im Gespräch mit Kunden tief in deren Problemlösung
einzusteigen.

Das Interview führte Nico Schröder,

Korrespondent Beschaffung aktuell.

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