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Vernetzung, Agilität, Disruption: Chancenund Risiken digitaler Transformation

Wegweiser 4.0, Teil I
Vernetzung, Agilität, Disruption: Chancenund Risiken digitaler Transformation

Vernetzung, Agilität, Disruption: Chancenund Risiken digitaler Transformation
Menschen, Prozesse und IT stehen vor einem radikalen Strukturwandel: Industrie 4.0 bringt neue Organisationskonzepte, Businessmodelle und Produktwelten hervor. Globale Wertschöpfungsketten werden über Unternehmensgrenzen hinweg komplett vernetzt. Das Management von Disruption rückt in den Fokus. Risiko: Traditionelle Erfolgsstories und Denkmuster verlieren rasant an Wert, Unternehmen müssen innerhalb neuer Rahmenbedingungen agieren und funktionieren. Vernetzung, Kollaboration und Automatisierung macht die Neudefinition der Schnittstellen zu Geschäftspartnern und Wertschöpfungsketten nötig.

Agilität entscheidet über die Zukunftsfähigkeit: Wie schnell sind Unternehmen in der Lage zu adaptieren und neue Innovationspotenziale zu erschließen? B2B-Unternehmen können hierbei vom B2C-Sektor lernen: War vor einigen Jahren noch mangels verfügbarer Technologien offenes, vernetztes Denken und Handeln im B2B kaum verbreitet, sind heute alle Voraussetzungen geschaffen, um digitale Transformation und Verzahnung von Geschäftsbeziehungen auf persönlicher, kaufmännischer und technologischer Ebene strategisch zu verankern. Es gilt also – insbesondere in Einkauf und SCM – entsprechende Lösungen für interne bzw. externe Informations- und Warenflüsse zu implementieren.

Derzeit agieren viele Unternehmen in heterogenen IT-Systemen, einem Nebeneinander von Softwarelösungen, mit Medienbrüchen und unzugänglichen Datensilos. Gesucht werden Lösungen, die Interoperabilität von Softwaresystemen, medienbruchfreien Informationsaustausch und relevante Filtermechanismen bieten, um punktgenau benötigtes Wissen aus der Datenflut zu extrahieren.
Dabei werden B2C-Ansätze (User-Erwartungshaltung analog Amazon, Xing etc.) integriert und weiterentwickelt. Im Consumer-Bereich ist der orts- und zeitunabhängige Zugang zu Informationen mit einer Vielzahl von Endgeräten Standard. Mobiler Zugriff und das Interagieren mit Inhalten aus verschiedenen Quellen, z. B. Cloud-Anwendungen, sind selbstverständlich. Diese Ansätze gilt es in die Industrie zu tragen, um komplexe globale Wertschöpfungsnetzwerke durch Auswertbarkeit aktueller Informationen beherrschbar zu machen. Große Bedeutung kommt der Forderung der Industrie nach verbessertem Datenschutz zu, den viele Cloud-Anbieter bisher unzulänglich adressieren.
Geschäftsbeziehungen digitalisieren –
Strategien operationalisieren
Benötigt werden maximal automatisierte Lösungen für alle einkaufsnahen Anwendungen, etwa agile, offene Business-Integrationsplattformen. Sie verbinden in Echtzeit Käufer, Lieferanten und Dienstleister in einem globalen Netzwerk und legen den Grundstein für die digitale, vernetzte Zukunft aller Geschäftsprozesse im Unternehmen. Ziele: strategische Steuerung auf allen einkaufsrelevanten Ebenen, Abbau von Informationssilos, Management der Lieferantenlandschaft sowie die Optimierung der Effizienz operativer Einkaufsprozesse – alles in enger Kollaboration mit internen Kunden und Lieferanten. Mitarbeiter möchten gewohnte Funktionen aus dem privaten auch im geschäftlichen Umfeld erleben, etwa komfortable Suchfunktionen wie „Meinten Sie“, „Das könnte Sie auch interessieren“ oder „Kollegen bestellten häufig“. Einkaufsabteilungen möchten diese Erlebnisse vor allem im Hinblick auf Faktoren wie Einkaufsverhalten oder Durchdringung auswerten – unter Berücksichtigung strategischer Ziele und KPIs. Es gilt, Funktionen nicht nur zu operationalisieren, sondern Strategien über Systeme und Tools innerhalb der Einkaufslandschaft steuerbar zu machen.
Unternehmen haben heute Zehntausende Lieferanten und Dienstleister gemäß ihrer strategischen Ausrichtung zu steuern und weiterzuentwickeln. Dies beinhaltet neben traditionellem Lieferantenmanagement vor allem die geschäftliche Verbindung agierender Personen und technische Integration. Dabei sind Voraussetzungen, Wissensstände und Möglichkeiten zwischen den Parteien oft nicht synchronisiert. Sourcen, Einkaufen, Bezahlen und Bewerten – neueste Lösungen schaffen homogene Umgebungen, in denen alle Geschäftspartner unabhängig von ihren Grundvoraussetzungen bestmöglich interagieren können. Sie vereinen klassische Bereiche wie Beschaffung und Contentbereitstellung, und bieten intelligente Anwendungen zur Zusammenarbeit. Beispiele:
  • Digitalisierung/Visualisierung des Lieferantennetzwerks inklusive aller Geschäfts- und Prozessinformationen (Content-Kanalsteuerung, Business-Service-Ansätze, Strategierelevanz)
  • Zusammenführung/Steuerung aller Beschaffungskanäle (maximale Transparenz für interne Kunden, Sucherlebnis)
  • Verknüpfung aller relevanten Anwendungen – auf Basis zuvor heterogener Lösungen und z. T. unstrukturierter Daten (Abbau von Datensilos, Redundanzen, Generierung strategisch wichtiger Infos)
Wichtige digitale Kernfähigkeiten für eine erfolgreiche, zukunftsfähige Einkaufsstruktur:
  • Agile, smarte und vernetzte LösungenDie Herausforderung ist, immer komplexer werdende Beziehungsgeflechte durch entscheidungsunterstützende Anwendungen intelligent abzubilden und durch eine Kombination aus Werkzeugen und Methoden so zu unterstützten, dass „smartes“ Arbeiten gewährleistet wird.
  • Innovation und InteraktionDie Digitalisierung zeigt: Unternehmen müssen sich noch schneller mit Innovation und Veränderung beschäftigen, Anforderungen agil angehen und ihre Strategie flexibel ausrichten. Entscheidend: die zeitnahe Umsetzung neuer Ideen und offener Umgang mit Partnern, Lieferanten und Dienstleistern.
  • Digitale Information und ProzesseDer Einkauf muss große Datenmengen durch intelligente Tools in nützliche Informationen verwandeln. Aufgabe: Aggregation, Verarbeitung, Analyse und Datenaufbereitung für entscheidungsunterstützende Systeme.
  • Echtzeitinformation und EntscheidungsunterstützungUm den Einkauf strategisch und operativ möglichst agil steuern zu können, etwa im Content-Management, sind Informationen in Echtzeit nötig.

Die Rolle des Einkaufs

Industrie 4.0

Industrie 4.0 verändert Wirken und Positionierung des Einkaufs. Produktionsentscheidungen werden künftig in Echtzeit an die Nachfrage angepasst – der Einkauf muss kurzfristig reagieren. Zulieferer sind noch enger in Beschaffungsprozesse einzubinden. Vernetzung nach innen und außen sowie die strategische Weiterentwicklung werden Kernkompetenz, operativer und taktischer Einkauf rücken in den Hintergrund. „Einkauf 4.0 managt dynamische hybride Wertschöpfungsbündel aus Produkt, Prozess, Mensch und IT – physischer Einkauf und IT-Einkauf verschmelzen“, heißt es in einer Studie von IMP und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ). Einkauf 4.0 wird zum Wertschöpfungsmanager über alle Stufen, macht als Innovationsmotor versteckte Lieferantenpotenziale nutzbar und sichert so nachhaltig Wettbewerbsvorteile.
Die neuen Rollen mit veränderten Anforderungen innerhalb einer umfassenden Vernetzung scheinen viele derzeit zu lähmen. Obgleich 93 % der von IMP/BMÖ Befragten „Industrie 4.0“ bzw. „die revolutionäre Entwicklung der Digitalisierung“ für relevant bis sehr relevant für die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens halten, hat bisher nur eins von vier Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie. Den aktuellen Kenntnisstand stufen zwei Drittel als schwach bis ungenügend ein. Insbesondere KMU müssen dringend Maßnahmenpakete aufstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wegweiser 4.0: Potenziale erkennen

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